und Proteaceen bedecken den weissen, thonigen Boden, auf dem sich hier
und da Wasser ansammelt, wo darunter liegende Eisensteine das Eindringen
desselben verhindern.
Das dichte Gestrüpp, welches sich gleichmässig über weite Strecken
ausbreitet, ist ein Lieblingsaufenthalt für Schlangen, deren wir in kurzer
Zeit auch mehrere zu Gesicht bekamen: eine junge Cobra Capella (Naja
Haje Merr.) und eine kleine kupferfarbige Natter (Calamaria arctiventris
Merr.), erstere durch ihre Giftigkeit ausgezeichnet. Doch hat diese
Haide auch ihren Reiz in der Mannigfaltigkeit von Blumen, unter denen
viele von grösser Zartheit und Anmuth sind: Irideen, Liliaceen, Orchideen,
Helichrysen, Mesembryanthemen, Echien, Salvien etc: je nach der
Beschaffenheit des Standortes vorwiegend.
Die Fauna war ausser den Schlangen besonders durch Arachniden
vertreten, welche überhaupt in Afrika gut zu gedeihen scheinen, während
Coleopteren und Lepidopteren nur spärlich Vorkommen. An solchen
Orten, wie die Cape-Fiats, ist es auch keine leichte Aufgabe, die einsamen
Bewohner der Gesträuche zu sammeln. Die zähen, holzigen Zweige der
meisten Büsche, welche noch obenein häufig mit Stacheln und Dornen
besetzt sind, widerstehen den gewöhnlichen europäischen Fanginstrumenten
mit grösser Hartnäckigkeit, so dass man fast gänzlich beim Sammeln
auf die Augen angewiesen ist. Ist ausserdem, wie leider sehr oft
in der besten Insektenzeit des Jahres, der Süd-Ost im Gange, so werden
die Excursionen zu einer ebenso unangenehmen wie undankbaren Beschäftigung,
weshalb man sich lieber in seinen vier Pfählen Unterhaltung
sucht und ab wartet, bis das weisse Tischtuch des Sturmes*) vom Tafelberg
verschwunden ist.
Am 20. war, nachdem es mehrere Tage stark geweht hatte, wieder
ein klarer, stiller Tag, der von mir zu einem Spaziergang verwandt
wurde; ich ging in Begleitung des Dr. L n um den ersten Kegel der
Tafelberggruppe, L ip n s h e a d genannt, herum, welcher sich auf einer
Halbinsel erhebt, die nach Süd-West zu die Bay begränzt.
Wir stiegen über die Stadt hinan und gewannen bald einen reizenden
Ueberblick auf diese selbst und den Hafen, aus dem gerade unser guter
Freund, der Saxon, nachdem er seine Salutschüsse abgefeuert hatte, stolz
hinausdampfte der theuern Heimath zu.
*) Während des Süd-Ost lagert bei klarem Himmel eine dichte, weisse Wolke
auf dem Tafelberg, die wie ein Tuch über einen Tisch darüber herunterhängt.
Der ebene feste Weg ist zuweilen tief in den Berg eingeschnitten und
zeigt dann sehr-schön den zerfallenden Granit, welcher die sibirischen
Schichten der schroffen Gipfel gehoben hat, in allen Uebergangsstadien von
weichem, fleckigem Thon zu wahrem festem Granit. Heftige Regengüsse
Fig. 1. Ravine in verwittertem Granit am Tafelberg.
waschen den Thon aus, und es entstehen dadurch enge Schluchten, deren
vorspringende Wände und Ecken zuweilen sehr bizarre Formen annehmen.
Von den Sandsteinschichten des sibirischen Systems fallen häufig
mächtige Blöcke herunter und geben der Gegend einen wilden, romantischen
Anstrich, der verschönt wird durch die auf den Steinen gerade
hier in üppiger Fülle wachsenden Haidekräuter. Ausser diesen ziert
die Gegend ein für das Cap charakteristischer Baum mit laneettlichen,
silberweiss behaarten Blättern, Silver-tree (Leucodendron argenteum),
dessen Fruchtstände dicke Köpfe bilden, nicht unähnlich den Zapfen der
Coniferen.
Sobald man die Höhe überstiegen hat, zeigt sich auf der ändern
Seite die offene See, welche sich hier mächtig rauschend am felsigen Gestade
bricht. Der Weg führt mehrere hundert Fuss über dem Ufer am
Berge hin und bietet, während er sich in bequemen Windungen hinzieht,