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 ladeu  wird. 
 Es  sind  diese  Glanzpunkte  eines  afrikanischen Tages  in  ihrer  Vergänglichkeit  
 zu  vergleichen mit den glücklichen Momenten im menschlichen  
 Leben;  was  wäre  die  kalte,  prosaische  Wirklichkeit  unseres  Daseins  
 ohne  die  einzelnen  Augenblicke  eines  reinen  Glüekos,  welches  dasselbe  
 rosig  anstrahlt,  und  wer  möchte  dieselben  missen,  wenn  er  auch  weiss,  
 dass  sie  flüchtig  sind wie  der  Strahl  der  scheidenden  Sonne! 
 Freilich  einem  Jedem  ist  es  nicht  gegeben,  sich  an  den  beschriebenen  
 Schönheiten  einer  afrikanischen  Landschaft  zu  erfreuen;  es  gehört  
 dazu  eine  gewisse Ruhe  und  Behaglichkeit  der Betrachtung,  welche  man  
 nur  schwer  beim  Fehlen  aller  gewohnten  Bequemlichkeiten  des  Lebens  
 aufrecht  erhält. 
 Der  blosse  Gedanke,  dass  die  zu  den  Füssen  des Beschauers  glänzende  
 Pfanne Salzwasser  enthält,  ungeniessbar  für Menschen  und Thiere,  
 und  dass  er  sich mühsam wird  eine  benachbarte  Pfütze aufsuchen müssen,  
 um  seinen  brennenden Durst  zu  stillen,  dürfte  für  Viele  ausreichend  sein,  
 um  ihnen  den  Geschmack  an  derartigen  Naturschönheiten  zu verderben.  
 Der  unablässige  Kampf  mit  den  örtlichen  Schwierigkeiten  übt  einen  abspannenden, 
   deprimirenden Einfluss  auf den Menschen  aus,  und man  darf  
 sich  nicht  wundern,  wenn  die  Journale  der  meisten ■'Reisenden  wahre  
 Klagelieder Jeremiae sind.  Wenn  einst Horaz  von  römischen  Zuständen  
 sagte:  „Difficile  est  satyram  non  scribere“ ,  dürfte  man  von  afrikanischen  
 Verhältnissen  behaupten:  Difficile  est  lamentatiopes  non  
 scribere! 
 Das  Bewusstsein  des  Mangels  erhöht  das  Gefühl  des Bedürfnisses,  
 wie  ich  an  mir  selbst  erfahren  habe.  Der  Europäer  gewöhnt  sich  das  
 Wassertrinken  in  Afrika  am  Besten möglichst ab,  und  ich habe  es  auch  
 wirklich  so  weit  gebracht,  dass  ich  in  den  drei Wintermonaten  meiner  
 Reise  nur  drei Mal Wasser getrunken  habe;  unter gewöhnlichen Umständen  
 war mir  der Café  und Thee  ausreichend,  und  ich  litt  wegen  dieser Gewöhnung  
 selten  an Durst. 
 Trotzdem  habe  ich bei Gelegenheiten, wo eine Hoffnung, eingetretenem  
 Wassermangel  abzuhelfen,  fehl  schlug,  im  Bewusstsein  des Mangels  heftigen  
 Durst  empfunden;  die  Zunge  klebte  mir  am  Gaumen,  die  Sonne  
 schien mir ausserordentlich  sengend,  die Gegend  ringsum  äusserst  öde und  
 trostlos.  Fand  sich  dann  in  irgend  einer Schlucht,  unter dem  Sande eines  
 Flussbettes  u.  s.  w.  doch  noch Wasser und  wurde  dasGemüth  über diesen  
 Gegenstand  beruhigt,  so  verschwand  der  eingebildete Durst  sofort,  und 
 während  man  vorher  glaubte,  keine  halbe  Stunde  ohne  zu  trinken  bestehen  
 zu  können,  fand  sich  nun  gar kein Verlangen,  das Labsal  anzu-  
 rühreu. 
 Es  ist  leicht  begreiflich,  dass  ein  durch  den Mangel  der  einfachsten  
 Lebensbedürfnisse beunruhigtes  Gernüth  den Unannehmlichkeiten  und Gefahren  
 der Aussenwelt keinen  energischen Widerstand  zu  leisten  vermag,  
 und  dass  die Eindrücke,  welche  dasselbe  empfängt,  unwillkübrlich  einen  
 düsteren,  trüben Anstrich  annehmen.  Ich  glaube  in  diesem Umstande den  
 Grund  suchen  zu  müssen,  warum  die  Berichte vieler  Reisenden,  deren  
 Wahrheitsliebe  nicht  in  Zweifel  gezogen  werden  kann,  so  übertrieben  
 erscheinen. 
 Es  spiegelt  sich  in  den  Schilderungen  die  Individualität  derselben,  
 und  die  schwarzen  Färbungen  gehören  häufig  nicht  der  Landschaft  an,  
 sondern  sind  der Ausdruck  des  verstimmten,  beängstigten  Gemüthes  des  
 Berichterstatters.  Der  zeitgemässe  Genuss  einer  einzigen  Tasse  Cafe  
 dürfte  häufig  eine  erstaunliche  Veränderung  in  den  Anschauungen  des  
 unglücklichen  Redenden  hervorgebracht  haben,  der balbtodt  vor Hunger  
 und  Durst  unmöglich  die  Schönheiten  eines  Landes  bewundern  konnte,  
 das  ihm  so  kärglichen Unterhalt  gewährte.  Die kleinen Annehmlichkeiten  
 des  civilisirten  Lebens,  deren  Werth man  erst  erkennt,  wenn  man  gezwungen  
 ist,  sie  für  längere  Zeit  zu  entbehren,  gehören  in  Afrika  aber  
 meist unter die  frommen Wünsche. 
 Mir persönlich  fehlte  indessen  wenig,  so  lange  ich bei meinem Wagen  
 wa r,  da die Ausrüstung  desselben  sich trefflich  bewährte  und  die  Güte  
 mancher  Personen,  die  ich  unterwegs  antraf,  etwaige Lücken  in meiner  
 Verproviantirung wieder  ausfullte. 
 Selten  hatte  ich  gar  kein  Wild:  zum  wenigsten  waren  Rebhühner,  
 wilde  Enten  oder  Perlhühner  vorhanden,  die  mit  Speck  gebraten  wohl  
 auch  von  europäischen Gästen  nicht  verschmäht  worden  wären:  freilich  
 den Zubehör  in Gestalt von Gemüse, Weissbrod, Tafelgeschirr und  reines  
 Tischzeug hätten  sich  die Herrschaften dazu denken müssen:  auch würden  
 sie  wohl  gefunden  haben,  dass  die  arabische  Sitte,  mit  den  Fingern  zu  
 essen,  sich  unter  Umständen  selbst  in  Süd-Afrika  vorfindet,  aber  an  
 solche  Kleinigkeiten  gewöhnt  man  sich  im  Felde  sehnell.  Eine  Tasse  
 Thee mit Zwieback  bildete  gewöhnlich  das  frugale Abendbrod.  nach welchem  
 der  Reisende  befriedigt  in  seinen  Schlafsack  kroch,  sein  müdes  
 Haupt  auf  eine  Reisetasche  statt  des Kopfkissens  legte und  im  nächsten  
 Augenblicke  sanft  entschlummert war. 
 Von  dem  eben  erwähnten  Schlafsack  hing mein Reisecomfort wesent