Capitel IY.
Robben-Island — Besteigung des Tafelberges.
Eine Ruderpartine; Seevögel; die Kaffernhäuptlinge auf Robben-Island; Spitäler
der Insel; Besteigung des Tafelberges; Fahrt nach -Simon s-Town; Zerstörungen
durch den Schifiswurm; Reiseausrüstnng; erstes Missgeschick mit den
Pferden.
Wohl gerüstet mit photographischem Apparat und Gewehren, machten
wir uns am 4ten Morgens nach dem Hafen auf, wo wir statt des erwarteten
Ruderbootes ein Cargoboot für uns in Bereitschaft gesetzt fanden,
welches bei der fast völligen Windstille uns einen angenehmen Tag auf
dem Wasser, aber nicht auf R o b b e n - I s la n d versprach.
Wir ergaben uns schweigend in unser Schicksal und stiegen, auf
eine günstige Brise hoffend, in das unbehülfliche Fahrzeug, das uns glücklich
in Zeit von einer halben Stunde aus dem Hafen herausbrachte. Als
wir das letzte Schiff passirt hatten und sahen, dass keine Aussicht auf
günstigen Wind war, verloren wir die Geduld und stiegen m die Jöl e,
begleitet von zwei Farbigen, die uns in unserem kühnen Entschluss, nach
der Insel hinüberzurudern, unterstützen sollten; nur Sch f blie im
Boote zurück.
Leider zeigte es sich sehr bald, dass die Schwarzen, wie es meistens
der Fall ist, nicht zu rudern verstanden, und dass wir deshalb vollständig
auf uns selbst angewiesen waren; wir legten uns, fest entschlossen den
Plan nicht aufzugeben, gehörig in die Ruder und nach drei Stunden anhaltender
Arbeit gelangten wir endlich, es war 12 Uhr, am Ziele unserer
Wünsche an. Das Segelboot zeigte sich noch in weiter Ferne und versprach
nicht vor dem späten Nachmittag heranzukommen, so dass ich es
also ganz aufgeben musste, an diesem Tage zu arbeiten.
Durch die freundliche Einladung von Dr. Edmonds, länger dazubleiben,
über diesen Punkt beruhigt, griffen wir zu den Gewehren und
ergaben uns dem edlen Waidwerk, für welches diese Insel ein sehr geeigneter
Platz ist. Hunderte von wilden Kaninchen beleben die Dunen und
huschen behende durch die niedrigen Büsche, welche auch Fasanen un
Wachteln Schutz gewähren. Der Strand wimmelt von Seevögeln, besonders
Möven, Cormorane (Halieus capensis), Taucher und Pinguine (Sphe-
niscus demersa Briss.); doch ist es schwer, an diese Vögel heranzukommen,
da sie sehr scheu sind und im Wasser, wo man sich ihnen besser
nähern kann, tauchen die Pinguine sofort unter, so dass es nur durch
einen Schuss in den Hals oder Kopf gelingt, sie zu treffen. Die Vögel,
die im Fluge vorbeiziehen, sind leichter zu bekommen, obgleich auch diese
einen gehörigen Schuss vertragen. Bei der Ueberfahrt wurden daher nur
Sturmvögel (Procellaria aequinoctialis L. und hasitata Kuhl), auf der
Insel selbst eine reizende Species weisser Möven (Larus Hartlaubii),
Strandläufer und Reiher (Ardea cinerea L.) erlegt. Von Kaninchen wurden,
als wir nur für eine halbe Stunde herausgegangen waren, eine Anzahl geschossen,
und da es leicht genug war, heranzukommen, die Leute aber
keine Verwendung für dieselben hatten, begnügte ich mich mit der gemachten
Beute und ging nicht mehr darnach aus.
Das Segelboot traf gegen 5 Uhr ein und brachte den unglücklichen
Herrn Sch f, welcher die ganze Zeit über sehnsüchtig nach der Insel
ausgeschaut hatte, ans Land, so dass wir doch noch einige Stunden auf
der Insel Zusammensein konnten.
Während die Herren Abends nach Capstadt zurückkehrten, blieb ich
selbst auf der Insel zurück und knüpfte am ändern Tage die Bekanntschaft
der gefangenen Kaffer-Häuptlinge: U’Maqoma (Macomo), U’Xoxo*),
U’S ey o lo , U’Sto'ck (Stockwe)
vom Stamme A m a -N g q ik a
und U’D ilim a vom Stamme
Am a -N d h lam b e an. Gegen
etwas Taback und 1 S. per Kopf
Hessen sie sich auch bereitwillig
finden, mir ihre werthe Gegenwart
für einige Zeit zu schenken,
und ich machte mich alsbald
daran, die Portraits aufzunehmen,
nicht ohne einige
Schwierigkeiten zu finden, da
das Stillsitzen ihnen durchaus
nicht nothwendig erschien. Ma-
qoma rieb sich z. B. ganz ge-
müthlich die Nase, während ich
Fig. 5. Macomo, Häuptling der Gaika.
exponirte. Manche der Bilder
Hessen daher noch viel zu wünschen übrig, doch zeigten sie wenigstens die
Gesichtsbildung gut genug, um wissenschaftlich Gebrauch davon zu machen.
) X ist der laterale Schnalzlaut, q der gutturale, c der dentale.
Dr. ff: Fritsch, Brei Jahre in Süd-Afrika. ,