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 Robben-Island  —  Besteigung  des  Tafelberges. 
 Eine  Ruderpartine;  Seevögel;  die  Kaffernhäuptlinge  auf Robben-Island;  Spitäler  
 der  Insel;  Besteigung  des  Tafelberges;  Fahrt  nach  -Simon s-Town;  Zerstörungen  
 durch  den  Schifiswurm;  Reiseausrüstnng;  erstes  Missgeschick  mit  den 
 Pferden. 
 Wohl gerüstet mit photographischem Apparat und Gewehren, machten 
 wir  uns  am  4ten Morgens  nach  dem Hafen  auf,  wo wir  statt des  erwarteten  
 Ruderbootes  ein Cargoboot  für  uns  in Bereitschaft  gesetzt  fanden,  
 welches  bei  der  fast  völligen Windstille  uns  einen  angenehmen Tag  auf  
 dem Wasser,  aber nicht  auf R o b b e n - I s la n d  versprach. 
 Wir  ergaben  uns  schweigend  in  unser  Schicksal  und  stiegen,  auf  
 eine günstige Brise hoffend,  in  das unbehülfliche Fahrzeug,  das uns  glücklich  
 in Zeit  von  einer  halben Stunde  aus  dem Hafen herausbrachte.  Als  
 wir  das  letzte Schiff  passirt  hatten  und  sahen,  dass  keine Aussicht  auf  
 günstigen Wind  war,  verloren  wir  die  Geduld  und  stiegen  m  die  Jöl e,  
 begleitet von  zwei Farbigen,  die uns  in unserem kühnen Entschluss, nach 
 der Insel  hinüberzurudern,  unterstützen  sollten;  nur Sch  f  blie  im 
 Boote zurück. 
 Leider zeigte  es  sich  sehr bald,  dass die Schwarzen,  wie  es meistens  
 der Fall ist,  nicht zu rudern verstanden,  und dass wir  deshalb vollständig  
 auf uns  selbst  angewiesen  waren;  wir legten uns,  fest  entschlossen  den  
 Plan  nicht  aufzugeben,  gehörig  in  die Ruder  und nach drei Stunden  anhaltender  
 Arbeit gelangten wir  endlich,  es war  12 Uhr,  am Ziele unserer  
 Wünsche  an.  Das Segelboot  zeigte  sich  noch  in  weiter Ferne und versprach  
 nicht vor  dem  späten Nachmittag heranzukommen,  so  dass ich  es  
 also  ganz  aufgeben musste,  an  diesem Tage zu  arbeiten. 
 Durch  die  freundliche  Einladung  von  Dr.  Edmonds,  länger  dazubleiben, 
   über  diesen Punkt  beruhigt,  griffen  wir  zu  den Gewehren  und  
 ergaben  uns  dem  edlen Waidwerk,  für welches  diese Insel  ein  sehr geeigneter  
 Platz  ist.  Hunderte  von  wilden Kaninchen beleben  die Dunen und  
 huschen  behende  durch  die  niedrigen Büsche,  welche  auch  Fasanen un  
 Wachteln Schutz  gewähren.  Der Strand wimmelt von Seevögeln,  besonders  
 Möven, Cormorane  (Halieus  capensis), Taucher und Pinguine  (Sphe-  
 niscus  demersa  Briss.);  doch  ist  es  schwer,  an  diese  Vögel  heranzukommen, 
   da sie  sehr  scheu  sind  und im Wasser, wo man  sich  ihnen besser 
 nähern  kann,  tauchen  die  Pinguine  sofort  unter,  so  dass  es  nur  durch  
 einen  Schuss  in  den  Hals  oder  Kopf gelingt,  sie  zu  treffen.  Die  Vögel,  
 die im Fluge vorbeiziehen,  sind leichter zu  bekommen,  obgleich  auch diese  
 einen  gehörigen  Schuss  vertragen.  Bei  der Ueberfahrt wurden  daher nur  
 Sturmvögel  (Procellaria  aequinoctialis  L.  und  hasitata  Kuhl),  auf  der  
 Insel  selbst  eine  reizende  Species  weisser  Möven  (Larus  Hartlaubii),  
 Strandläufer und Reiher  (Ardea cinerea L.)  erlegt. Von Kaninchen wurden,  
 als wir nur für  eine  halbe Stunde herausgegangen waren,  eine Anzahl  geschossen, 
   und  da  es  leicht  genug war,  heranzukommen,  die Leute  aber  
 keine Verwendung  für  dieselben  hatten,  begnügte  ich  mich mit  der gemachten  
 Beute und ging nicht mehr  darnach  aus. 
 Das  Segelboot  traf  gegen  5 Uhr  ein  und brachte  den  unglücklichen 
 Herrn  Sch  f,  welcher  die  ganze Zeit über  sehnsüchtig nach  der  Insel 
 ausgeschaut  hatte,  ans Land,  so  dass  wir  doch noch  einige Stunden  auf  
 der Insel Zusammensein konnten. 
 Während  die Herren Abends  nach  Capstadt  zurückkehrten,  blieb  ich  
 selbst auf der Insel zurück und knüpfte am  ändern Tage  die Bekanntschaft  
 der  gefangenen  Kaffer-Häuptlinge:  U’Maqoma  (Macomo),  U’Xoxo*),  
 U’S ey o lo , U’Sto'ck  (Stockwe)  
 vom  Stamme  A m a -N g q ik a   
 und  U’D ilim a   vom  Stamme  
 Am a -N d h lam b e   an.  Gegen  
 etwas Taback und  1  S.  per Kopf  
 Hessen  sie  sich  auch bereitwillig  
 finden,  mir  ihre  werthe  Gegenwart  
 für  einige  Zeit  zu  schenken, 
   und  ich  machte  mich  alsbald  
 daran,  die  Portraits  aufzunehmen, 
   nicht  ohne  einige  
 Schwierigkeiten  zu  finden,  da  
 das  Stillsitzen  ihnen  durchaus  
 nicht  nothwendig  erschien.  Ma-  
 qoma  rieb  sich  z.  B.  ganz  ge-  
 müthlich  die Nase,  während  ich  
 Fig.  5. Macomo,  Häuptling  der  Gaika. 
 exponirte.  Manche  der  Bilder 
 Hessen  daher noch viel  zu wünschen übrig,  doch zeigten  sie wenigstens  die  
 Gesichtsbildung gut genug, um wissenschaftlich Gebrauch davon zu machen. 
 )  X   ist  der  laterale  Schnalzlaut,  q  der  gutturale,  c  der  dentale.  
 Dr.  ff: Fritsch, Brei  Jahre  in  Süd-Afrika.  ,