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 hat,  sitzt  er  jetzt  ruhig  auf  seiner  einsamen  Farm  und  züchtet  
 Schaafe,  als  wenn  es  nichts  Höheres,  Wünschenwertheres  in  der  Welt  
 gäbe.  Es sind  diese Leute die wahren Einsiedler unserer Tage, welche den  
 einsamen  Platz  für  ihr  beschauliches  Leben,  den  ihnen  das übervölkerte  
 Europa  nicht  gewähren  kann,  in  den  entlegenen Gegenden  fremder  Con-  
 tinente,  an  den  Gränzen  der Civilisation  suchen.  Sie  sind  die Philosophen,  
 welche  wie  Rousseau  es  leugnen,  dass  die  Cultur  den  Menschen  glücklicher  
 macht,  und freiwillig zu  dem patriarchalischen Leben  zurilckkehren,  
 nachdem  sie  die Hohlheit unserer  civilisirten Gesellschaft  erfahren  haben.  
 Gute  Bücher,  von  Zeit  zu  Zeit  der  seltene  Besuch  eines  Freundes,  gewähren  
 Unterhaltung  in  der  Einförmigkeit  eines  Lebens,  welches  viel  
 Anziehendes  hat, wenn  es  auch nicht jeden  Charakter befriedigen  kann. 
 Ich  fühlte mich  für  die Tage meines dortigen Aufenthaltes wenigstens  
 recht  behaglich,  wenn wir Abends  in  dem  einfach  meublirten Zimmer am  
 flackernden  Kaminfeuer  sassen  und  die  Bilder  vergangener  Tage  vor  
 meinem Geiste  vorbeizogen,  beim Vergleichen  der Länder,  durch  die  uns  
 frühere Reisen  geführt hatten. 
 Trat  ich  dann  hinaus  aus  dem kleinen,  einsamen Häuschen,  so dehnte  
 sich  die  öde,  afrikanische  Steppe vor mir  aus,  soweit die Augen das nächtliche  
 Dunkel  durchdrangen;  die hohlen,  gurgelnden Töne  deT  blauen Kraniche, 
   welche  hoch  in  der  Luft  einherzogen,  das  Gebell  des  Schakals  in  
 den  benachbarten  Bergen,  oder  zuweilen  das widrige Geheul  der Hyäne  
 dnrchbrach  allein  das  Schweigen  der  Nacht  und  rief  die  fern  lierum-  
 schweifenden Gedanken  in  die Gegenwart zurück. — 
 Der  Morgen  führte  uns  dann  hinaus  in  das Feld, um  zu jagen,  und  
 zurükgekehrt,  hatten wir hinreichende Beschäftigung mit  dem  Präpariren  
 des'  erbeuteten  Wildes.  Mehrere Tage  verbrachten  wir  an  einem Theile  
 des  Modderflusses,  wo  zahlreiche  Perlhühner  (Numida  mitrata  Pall.),  
 wilde Enten  etc.  zu  finden  sein  sollten.  Ein  verlassenes Haus  am  Flusse  
 war  das Hotel,  wo wir abstiegen,  der Fussboden unsere Lagerstätte,  die  
 Reisedecken unser Bett.  Bald  flackerte  ein  lustiges Feuer  in  dem Kamin  
 und  erleuchtete spärlich  den  öden Raum;  wenn  auch  der kalte Nachtwind  
 durch  die leeren  Fensterrahmen und mehrere Löcher im Dache, welche der  
 Blitz  zu verschiedenen Zeiten  geschlagen hatte,  scharf hindurchwehte  und  
 die  Fledermäuse  mit  leise  flappendem  Flügelschlage  um  unsere  Köpfe  
 flogen,  so  störte  das  doch  nicht den  Schlaf nach  einem  ermüdenden Tagewerke. 
 Ich war noch  am Abend hinausgegangen  in  die Mimosendickichte am 
 Flusse,  und bald verkündete mir  ein vielstimmiges,  lautes Schnattern,  dass  
 die Perlhühner  sich unfern  auf  den Bäumen  zur Ruhe  gesetzt hatten,  wo  
 sie  sich  offenbar um  ihr  Nachtlager  stritten.  Schnell war ich  ihnen nahe  
 und holte mir  mehrere  der  Störenfriede,  die  sich  auf  den  Aesten  scharf  
 gegen  den Nachthimmel  absetzten,  herunter,  wodurch  sich  die  Ruhe  sofort  
 herstellte. 
 Am  anderen Morgen  suchten wir  die Ufer mit Hunden  ab  und fanden  
 auch  die Hühner  auf,  von welchen mein Gefährte  4  Stück schoss, während  
 mir  kein  einziges  zu  Schuss  kam.  Ich  sah hier  deutlich,  was  gute  englische  
 Gewehre  in  der Hand  eines  sicheren  Schützen  zu leisten vermögen;  
 denn  selten sprach  es  vergeblich aus  dem Rohre Mr. Ch.... n’s, und die drei  
 Dram Pulver, welche  es  schoss, trieben die Schroote' auf Entfernungen,  für  
 mein  Gewehr  unerreichbar.  Um  Mittag  gingen  wir nach  einer  benachbarten  
 Pfanne,  auf  der  sich  zahlreiche  Enten  aufkielten;  hier  kam  nun  
 einmal die Reihe  an mich,  ich  schoss  4  Stück,  während  mein  Freund leer  
 ausging.  Nach  einer  zweiten  Nacht  in  dem  öden  Hause  packten  wir  
 unsere Beute  auf nnd kehrten nach  der Farm  zurück, wo ich mir das Wild  
 abconterfeite. 
 Capitel  X. 
 Politische  Lage  des  Freistaates. 
 Charakter  der  Kaffern;  Eindringen  der  Basuto  in  die  Grenzen  des  Freistaates;  
 der  Volksraad;  herrschende  Krankheiten;  Quacksalbererei  der  Boeren;  Doctoren  
 des  Freistaates;  theneres  Leben. 
 Die  ersten Tage  des  Mai' sahen mich wieder in  Bloemfontein,  in welchem  
 Orte  seit  dem  5.  der Volksraad  tagte,  um  über Krieg und  Frieden  
 mit  den  Kaffern  zu  entscheiden.  Die  früher  vom  britischen  Gouvernement  
 aufgestellte und  der Orange-Republik  übergebene  Gränze  gegen  die  
 Basutos  wird  durch  diese  wenig  respectirt,  und  der  Gouverneur  der  
 Colonie  hatte die Boeren bereits Monate durch das Versprechen hingehalten,  
 selbst zu kommen und  die  Gränze  recht  zu machen.  Der Freistaat hatte  
 geduldig  gewartet  und  die  Unverschämtheit  der  Kaffern  ertragen  in  der  
 Hoffnung  auf  baldige  Abhülfe.  Nun wurden  die Briefe  des Gouverneurs