Ausser den Stranssen zeigten sich einige Hartebeeste (Alcelaphus
Caama Blainv.) in diesen Gegenden und zuweilen ein Trupp Quagga’s
oder blaue Wildebeeste (Catoblepas Gorgon H. Smith), aber ebenso wie
jene in respectvoller Entfernung; die weitschallende Peitsche des Ochsenwagens
vertreibt das Wild und lässt das Land ärmer daran erscheinen,
als es wirklich ist. Der beste Plan ist daher, zu Pferde eine oder zwei
Stunden vorauszueilen, wenn man eine gute Aussicht haben will, etwas zu
Schuss zu bekommen, und auch dann bleibt man in der Regel auf das
Hetzen angewiessen, so dass die Jagd mehr im Reiten als im Schiessen
besteht.
Zu den Thiere'n, welche vornehmlich gehetzt werden, gehört: das
Quagga (Equus Quagga Harr. u. Burchellii Benn.), der Gemsbok (Oryx Ga-
zella Gray), das Eland (Boselaphus Oreas Gray), die Giraife (Camelopar-
dalis Giraffa L.) und der Strauss. Die Gnus oder Wildebeeste (Catobl.
Gnu und Gorgon H. Smith), der Bastaard-Gemsbok (Aegocerus equina H.
Smith), das Hartebeest und das Bastaard-Hartebeest, oder Tsessöbe (Ac-
ronotus lunatus Gray, spr. Ssessäbe), sowie die kleineren Antilopenarten
lassen sich nicht niederhetzen, sondern man kann ihnen nur durch Benutzung
der Terraineigenthümlichkeiten und durch Abschneiden nahe
kommen. Von Thieren zur niederen Jagd gehörig sah ich am Sitlagole
zwei Hasen, welche Thiere auffallend selten sind in den wasserarmen Distrikten
und also wohl diesem nachgehen. Die Steenbokke, Duiker u. s. w.
findet man selbst in Gegenden, wo für Meilen kein Wasser vorhanden ist,
und es scheint daher, dass sie ohne solches leben können. Dasselbe gilt
notorisch von den Giraffen und dem Eland, so dass der Löwe wohl öfters
vergeblich an der Lagune auf sein buntscheckiges Reitpferd warten dürfte.
Wahrscheinlich geniessen diese Thiere succulente Pflanzen oder wilde
Wassermelonen als Ersatz dafür.
Vom Sitlagole am Nachmittag aüfgebrochen, erreichte der Wagen
am Mittag des folgenden Tages den M o r iz a n e , welcher Fluss sich ebenfalls
als ausgetrocknet erwies und beim Graben nur eine widerliche,
urinös schmeckende Flüssigkeit lieferte, die fast ungeniessbar war. Nach
Passiren dieses Flusses hatten wir das Schlimmste hinter uns, die Gegend
zeigte sich wieder mit Bäumen und Gebüsch bewachsen, aus welchem der
eigenthümliche Ruf eines Vogels (des Buschkorhaans nach Behauptung
der Eingeborenen) ertönte. Der Eingeborene übersetzt sich denselben in :
Kua-lo, Kuä-lo! d. h.: Da ist er, da ist er! und glaubt, dass der Vogel den
Aasgeier meint. Als mir mein Treiber beim Hören des Rufes diese Ansicht
des Volkes mittheilte, sahen wir natürlich sofort auf, um die Wahrheit
zu prüfen, und, sonderbar genug, gerade über unseren Häuptern
und darum vorher unbemerkt, zog der Geier mit langsamem, schwebendem
Fluge dahin.
Wandernde B a tla p i gesellten sich hier zu uns, welche nordwärts
zogen, um ihre guten Freunde im Bawanketsilande zu besuchen. Den
Mittelpunkt der Gruppe bildete ein mächtiger Packochse mit kolossalen
Hörnern, welcher das getrocknete Fleisch und sämmtliche Reiseutensilien
zu tragen hatte.
Den zum Lasttragen bestimmten Ochsen durchbohrt man die Nasescheidewand
und steckt einen kurzen Stock hindurch, an dem jederseits ein
Leitseil befestigt wird. Diese sind für gewöhnlich hinter den Hörnern
zusammengebunden und dienen mehr zum Zierrath als zum Gebrauch, dä
der biedere Ochse viel zu vernünftig ist, als dass er der Leitung bedürfte.
Die Leute schlenderten müssig nebenher, den langen Reisestock in der
Hand, auf der Schulter die Assegaien und das unvermeidliche Gewehr,
welches jeder einigermaassen reputirliche Mochuane besitzt. Es ist erstaunlich
zu sehen, welche Verbreitung die Feuerwaffen unter diesen
Stämmen haben: soviel Männer man auch unterwegs antrifft, jeder hat
einen Schiessprügel auf der Schulter, wenn es auch häufig nur eine Babi-
aansbout (Pavianspfote = Muskete) ist.
Zum Reisegefolge -gehörten hier, wie meistens, eine Anzahl hässlicher,
abgemagerter Hunde von unbestimmbarer Race, welche, wenn auch
in den meisten Beziehungen von sehr schlechtem Charakter, doch nützlich
werden durch die ingrimmige Feindschaft, welche sie gegen die Hyäne
hegen.
Ich habe mich nie des Eindrucks erwehren können, dass die Wuth
dieser Köter gegen die Lämmerdiebe lediglich auf blassem Neide-beruht,
indem sie nicht leiden mögen, dass jene wilden Thiere etwas Geniessbares
erschnappen sollten, während sie selbst nach altem Herkommen Nichts zu
fressen erhalten. Dass ein Kaffer seinem Hunde hinlängliche Nahrung
verabreichte, ist ganz unerhört; der Hund kann selbst sehen, wo er bleibt,
und Stehlen ist daher nicht die am schwächsten entwickelte Charakter-
eigenthümlichkeit derselben.
Die Hunde lernen durch Hunger getrieben indessen auch Hasen,
junge Böcke, Schakals u. s.w. fangen, welche Beute der eigennützige Herr
sofort für sich in Beschlag nimmt, falls er rechtzeitig hinzukommt; im anderen
Fall macht der entwickelte Appetit der Hunde ihrem langen Fasten
Ehre. Mir stahl einst ein Kafferhund in der Nacht einen grossen bereits
zu Biltong geschnittenen Bock mit sammt dem Sack vom Wagen herunter,