4Q Cap. IV. Robben-Island — Besteigung des Tafelberges.
kommen war, erwies sieh durchaus nicht dauerhaft; nur die äussersten
Schichten, welche stark mit Creosot getränkt .waren, blieben verschont,
alles Andere wurde zerfressen. Ob Cuprum sulphuricum besser schlitzt,
vermag ich nicht zu sagen, da sich hier kein so präparirtes Holz vorfand.
Auch die Stämme, welche nur zur Zeit der Fluth vom Wasser bedeckt
waren, erwiesen sieh angegriffen, während die Leute behaupten, dass mit
Steinen bedeckte Theile nicht zernagt würden; es erschwert dies jedenfalls
das Eindringen des Wurmes. Als wir Alles gehörig in Augenschein
genommen hatten, verliessen wir, so schnell uns unsere vier Pferde zu befördern
vermochten, den traurigen Ort, beladen mit Proben der verschiedenen
Hölzer.
Zurückgekehrt ging ich wieder eifrig an meine Ausrüstung, Stück
für Stück kam allmälig zusammen, sodass ich mich am 7. December reisefertig
nennen konnte. Mein Plan war zunächst, die Colonie zu durchstreifen,
wo ich die Ueberreste der Hottentotten zu sehen Gelegenheit
haben musste, und dann meinen Weg weiter durch Kafferland und die
Bauernrepubliken nach Natal zu nehmen. Auf diese Weise durfte ich
hoffen, einen grossen Theil der südlichsten Stämme kennen zu lernen und
mich zugleich beim Reisen durch diese halbcivilisirten Gegenden vorzubereiten
auf weitere Touren nach den unabhängigen Ländern des Innern.
Da es in meiner Absicht lag, eine Sammlung von photographischen Ein-
geborenenportraits zusammenzustellen, so hatte ich eine Menge von Apparaten
und Material nöthig, welches auf sichere Weise fortzubringen
keine leichte Aufgabe war.
Das Fuhrwerk, in dem ich zu reisen beschlossen hatte, war eine
zweirädrige Cape-Cart, standhaft gebaut und breit, so dass sie einen bedeutenden
Raum inwendig gewährte; vom Vordersitz faltete sich ein Brett
nach vorn heraus, ein anderes fügte sich zwischen die Sitze ein, und es
wurde auf diese Weise eine Lagerstätte gebildet, um in der Cart schlafen
zu können. Das Gepäck war theils hinten aufgebunden, theils in der Cart
vertheilt, im Sitzkasten, unter dem Vordersitz und in seitwärts angebrachten
Taschen, so dass das Ganze vollständig balancirt war. Obgleich
ich mich möglichst eingeschränkt hatte, so war doch das Gewicht so bedeutend
geworden, dass ich unmöglich daran denken konnte, mit zwei
Pferden aufzubrechen, zumal da häufig in der Colonie ausgebreitete Pferdekrankheiten
leicht eins oder das andere derselben dahinraffen.
Der Werth der Pferde wechselt am Cap sehr, je nach den Umständen.
Vor einigen Jahren waren sie sehr billig, so dass ein gutes Pferd für 6 L.
zu haben war; seitdem aber die englische Regierung für die in Indien sta-
Reiseausvüstung. Erstes Missgeschick mit den Pferden. 41
tionirten Regimenter die Remonten aus der Colonie bezieht, sind sie im
Preise sehr gestiegen, wozu auch die verheerenden Krankheiten ein gutes
Theil beigetragen haben.
Damals waren die Pferde zufällig wieder etwas billiger, obgleich
immer noch theurer als bei uns, und zwar stellte sich der Preis in der
Capstadt niedriger, wie auf dem Lande. Man bezahlte daselbst für ein
starkes, brauchbares Pferd zum Reisegebrauch bestimmt L. 15—20, ein
Kutschpferd oder Reitpferd wurde aber viel theuerer bezahlt.
Zu meiner Ausrüstung kam nun noch der ganze Apparat für die
Pferde: Futtersäcke, Putzzeug, eine Sichel zum Futtersehneiden, eine
Art Krippe zum Gebrauch im Felde von Segeltuch, die sich mittelst
zweier Stöcke an die Deichsel befestigen liess, und endlich Sattel und
Zügel. Beiläufig sei bemerkt, dass der Preis der Cart nebst Zubehör
sich auf L. 70 stellte, die Pferde 38 und 33, das Geschirr und die
übrigen auf die Pferde bezüglichen Sachen L. 20 mit Ausschluss des
Sattels, für den L. 6 bezahlt wurden: Summa Summarum also L. 167.
Der Rosselenker, auf den meine Wahl fiel, gehörte zu der farbigen
Mischlingsrace des Cap; er war ein rüstiger, kundiger Bursche, der
vorzüglich zu fahren verstand. Derselbe bemerkte bald, dass dem Besten
der Stangenpferde, welche ich von einem Bekannten gekauft hatte, die
linke Nüster immer feucht war, doch hielt auch er es nur für eine Erkältung,
und ich setzte daher die Abreise auf den 8. Dec. fest*). Da
erfreute er mich aufs neue durch die angenehme Nachricht, dass das
andere dieses edlen Pferdepaares plötzlich stocklahm geworden war,
ohne dass irgend welche Ursache aufzufinden war: es musste im engen
Stalle geschlagen worden sein. Ich sah bald die Unmöglichkeit ein mit
dem Pferde m diesem Zustande aufzubrechen und wartete daher bis
Donnerstag, wo die Lähme wieder vollständig verschwunden war; an
diesem Tage schickte ich mein Fuhrwerk nach Sommerset West voraus,
indem ich selbst auf der Bahn nachfolgte, begleitet von Herrn G y
der mir bis Port Elisabeth Gesellschaft leisten wollte.
Nachdem wir in Somerset am Freitag Abschied genommen und uns
in der Cart eingerichtet hatten, verliessen wir gegen Mittag den Ort und
tuhren hinein in das weite, weite Land, von dem ich einen guten Theil
in diesem selben Fahrzeug durchschiffen sollte.
*1 Erst unterwegs sollte ich sehr unangenehm wieder daran erinnert werden.