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 kommen  war,  erwies  sieh  durchaus  nicht  dauerhaft;  nur  die  äussersten  
 Schichten,  welche  stark  mit Creosot  getränkt .waren,  blieben verschont,  
 alles Andere  wurde  zerfressen.  Ob  Cuprum  sulphuricum  besser  schlitzt,  
 vermag ich nicht zu  sagen,  da sich  hier  kein  so  präparirtes Holz  vorfand.  
 Auch  die  Stämme,  welche  nur  zur  Zeit  der  Fluth  vom Wasser  bedeckt  
 waren,  erwiesen  sieh  angegriffen,  während  die Leute behaupten,  dass mit  
 Steinen  bedeckte Theile  nicht  zernagt  würden;  es  erschwert  dies  jedenfalls  
 das Eindringen  des Wurmes.  Als wir Alles  gehörig in Augenschein  
 genommen hatten,  verliessen wir,  so  schnell uns unsere vier Pferde  zu befördern  
 vermochten,  den  traurigen Ort,  beladen mit Proben  der verschiedenen  
 Hölzer. 
 Zurückgekehrt  ging  ich  wieder  eifrig  an  meine Ausrüstung,  Stück  
 für  Stück kam  allmälig  zusammen,  sodass  ich mich  am  7. December  reisefertig  
 nennen  konnte.  Mein Plan  war  zunächst,  die Colonie  zu  durchstreifen, 
   wo  ich  die  Ueberreste  der  Hottentotten  zu  sehen  Gelegenheit  
 haben  musste,  und  dann  meinen Weg  weiter  durch Kafferland  und  die  
 Bauernrepubliken  nach  Natal  zu  nehmen.  Auf  diese Weise  durfte  ich  
 hoffen,  einen grossen Theil  der  südlichsten  Stämme  kennen  zu  lernen und  
 mich  zugleich  beim Reisen  durch  diese  halbcivilisirten Gegenden  vorzubereiten  
 auf weitere Touren nach  den  unabhängigen Ländern  des  Innern.  
 Da  es  in meiner Absicht lag,  eine Sammlung  von  photographischen Ein-  
 geborenenportraits  zusammenzustellen,  so  hatte  ich  eine Menge von Apparaten  
 und  Material  nöthig,  welches  auf  sichere Weise  fortzubringen  
 keine leichte Aufgabe war. 
 Das  Fuhrwerk,  in  dem  ich  zu  reisen  beschlossen  hatte,  war  eine  
 zweirädrige  Cape-Cart,  standhaft  gebaut  und  breit,  so  dass  sie  einen  bedeutenden  
 Raum  inwendig gewährte; vom Vordersitz  faltete  sich  ein  Brett  
 nach  vorn  heraus,  ein  anderes  fügte  sich  zwischen  die Sitze  ein,  und  es  
 wurde  auf diese Weise  eine Lagerstätte gebildet,  um in  der  Cart schlafen  
 zu können.  Das  Gepäck war  theils  hinten  aufgebunden,  theils  in  der Cart  
 vertheilt,  im  Sitzkasten,  unter  dem  Vordersitz  und  in  seitwärts  angebrachten  
 Taschen,  so  dass  das Ganze vollständig balancirt war.  Obgleich  
 ich  mich  möglichst  eingeschränkt hatte,  so war  doch  das Gewicht  so  bedeutend  
 geworden,  dass  ich  unmöglich  daran  denken  konnte,  mit  zwei  
 Pferden  aufzubrechen,  zumal da häufig  in  der Colonie ausgebreitete Pferdekrankheiten  
 leicht  eins  oder  das  andere  derselben  dahinraffen. 
 Der Werth  der Pferde wechselt am Cap  sehr, je  nach den Umständen.  
 Vor  einigen  Jahren waren sie  sehr billig,  so  dass  ein  gutes Pferd  für  6 L.  
 zu haben  war;  seitdem  aber  die  englische Regierung  für  die  in  Indien  sta- 
 Reiseausvüstung.  Erstes  Missgeschick  mit  den  Pferden. 41 
 tionirten Regimenter  die Remonten  aus  der  Colonie  bezieht,  sind  sie  im  
 Preise  sehr gestiegen, wozu  auch  die verheerenden Krankheiten  ein  gutes  
 Theil beigetragen haben. 
 Damals  waren  die  Pferde  zufällig  wieder  etwas  billiger,  obgleich  
 immer  noch  theurer  als  bei  uns,  und  zwar  stellte  sich  der Preis  in  der  
 Capstadt  niedriger,  wie  auf  dem  Lande.  Man  bezahlte  daselbst  für ein  
 starkes,  brauchbares Pferd  zum  Reisegebrauch  bestimmt  L.  15—20,  ein  
 Kutschpferd  oder Reitpferd wurde  aber  viel  theuerer bezahlt. 
 Zu  meiner  Ausrüstung  kam  nun  noch  der  ganze  Apparat  für  die  
 Pferde:  Futtersäcke,  Putzzeug,  eine  Sichel  zum  Futtersehneiden,  eine  
 Art  Krippe  zum  Gebrauch  im  Felde  von  Segeltuch,  die  sich  mittelst  
 zweier  Stöcke  an  die  Deichsel  befestigen  liess,  und  endlich  Sattel  und  
 Zügel.  Beiläufig  sei  bemerkt,  dass  der  Preis  der  Cart  nebst  Zubehör  
 sich  auf  L.  70  stellte,  die  Pferde  38  und  33,  das  Geschirr  und  die  
 übrigen  auf  die  Pferde  bezüglichen  Sachen  L.  20  mit  Ausschluss  des  
 Sattels,  für den L.  6  bezahlt wurden:  Summa Summarum  also L.  167. 
 Der Rosselenker,  auf  den  meine Wahl  fiel,  gehörte zu  der farbigen  
 Mischlingsrace  des  Cap;  er  war  ein  rüstiger,  kundiger  Bursche,  der  
 vorzüglich  zu  fahren verstand.  Derselbe bemerkte bald,  dass  dem Besten  
 der  Stangenpferde,  welche  ich  von  einem  Bekannten  gekauft  hatte,  die  
 linke  Nüster  immer  feucht  war,  doch  hielt  auch  er  es  nur  für  eine  Erkältung, 
   und  ich  setzte  daher  die  Abreise  auf  den  8.  Dec.  fest*).  Da  
 erfreute  er  mich  aufs  neue  durch  die  angenehme  Nachricht,  dass  das  
 andere  dieses  edlen  Pferdepaares  plötzlich  stocklahm  geworden  war,  
 ohne  dass  irgend  welche  Ursache  aufzufinden  war:  es  musste  im  engen  
 Stalle  geschlagen  worden  sein.  Ich  sah  bald  die Unmöglichkeit  ein mit  
 dem  Pferde  m  diesem  Zustande  aufzubrechen  und  wartete  daher  bis  
 Donnerstag,  wo  die  Lähme  wieder  vollständig  verschwunden  war;  an  
 diesem  Tage  schickte  ich  mein  Fuhrwerk  nach Sommerset West  voraus, 
 indem  ich  selbst  auf  der Bahn nachfolgte,  begleitet von Herrn G   y 
 der mir  bis Port Elisabeth Gesellschaft leisten  wollte. 
 Nachdem  wir  in  Somerset  am Freitag Abschied  genommen  und  uns  
 in  der Cart  eingerichtet  hatten,  verliessen wir  gegen Mittag  den Ort und  
 tuhren  hinein  in  das  weite,  weite  Land,  von  dem  ich  einen  guten Theil  
 in  diesem  selben Fahrzeug  durchschiffen  sollte. 
 *1  Erst  unterwegs  sollte  ich  sehr  unangenehm  wieder  daran  erinnert  werden.