ohne die bewunderungswürdige Elasticität und Beweglichkeit jener.
Entsprechende Unterschiede zwischen den Bechuanen und Bakalahari’s
sind nicht aufzufinden, alle durchgreifenden Abweichungen lassen sich
auf den Einfluss der Lebensweise und allmälige Entartung zurückführen,
was von den obengenannten Merkmalen zwischen den braunen Stämmen
. wohl kaum anzunehmen ist.
Die Vaalpenze gehören stets einem Häuptling oder reichen-Mo-
chuanen an, ihre Beschäftigung ist die Beaufsichtigung des Viehes ihres
Herrn, und ausserdem liegen sie der Jagd ob. Der gesammte Ertrag beider
Verrichtungen muss abgeliefert werden, Veruntreuungen, die sich leicht
entdecken lassen, bestraft der Gebieter mit der grössten Härte. Stirbt
ein Stück der Heerde, so darf sich der arme Vaalpenz nicht einmal an
dem Aase gütlich thun; er hat das Fleisch im Schweisse seines Angesichtes
nach der entfernten Wohnung des Herrn zu tragen, wo es
häufig in verfaultem, ungeniessbarem Zustande ankommt. ' Ebenso hat
er vom Wild, das er erlegt, die besten Stücke abzuliefern, ohne Rücksicht
darauf, ob sie unter der Zeit verderben oder nicht.
Die Milch wird in Schläuche aus Thierhäuten (Le-Kuka) gefüllt,
welche oben eine weite, im unteren Theile eine oder mehrere kleine
Oeflhungen haben. Sobald sie sauer geworden ist, lässt man unten die
Molken ab, um am nächsten Tage wieder von 'oben Milch nachzufüllen,
bis der Schlauch voll ist von einem Stoffe, den man bei uns Quark
nennen würde, und der keine Aehnlichkeit mehr hat mit sauerer Milch,
wie wir sie gemessen. Unter allen Stämmen Süd -Afrikas bildet das
erwähnte Präparat nebst einem dicken Brei von Kafferkorn oder gestampftem
Mais das Hauptnahrungsmittel.
Ein Theil der Milch kommt dem Vaalpenz zu Gute, den grössten
Theil bringt er ebenfalls in den Schläuchen seinem Herrn. Im Uebrigen
ist er, was Nahrung anbelangt, darauf angewiesen, sich Heuschrecken,
Wurzeln, wilde Beeren u. dgl. zu suchen, um die Lücken in seinem Magen
auszufüllen, und diese unverdauliche Kost bläht die Bäuche zu ausserordentlichen
Dimensionen auf.
Eine der geniessbarsten wilden Früchte hat Aehnlichkeit mit
unseren Mehlbeeren, nur ist sie bedeutend grösser und von orangegelber
Farbe; der Bechuana-Name dafür ist „Mopum“. Ausser dieser giebt
es aber auch eine ganze Anzahl von Gewächsen, welche, gegessen werden,
ohne dass sich jedoch viel zu Gunsten derselben sagen liesse. So wird
von den Eingeborenen die Frucht eines Strauches genossen (Moreekwo
Burck., Morotla Living., Grewia flava), der zahlreiche kleine Beeren von
gelbrother Farbe trägt, ähnlich wie unser Geisblatt, von widerlich süss-
lichem Geschmack, die sich meinen Beifall nicht erwarben; ferner die
Wurzel einer Cussonia, einer Olivenart und der Bäuhinia esculenta, die
gestampft, ausgewässert und dann zu einem Brei angemacht werden.
Der richtige Afrikaner findet in seinem unwirthlichen Lande überall
etwas zu naschen, wenn auch der Nahrungswerth des grössten Theiles
dieser Naturprodukte gleich Null ist. Etwas besser sind die gerösteten
Heuschrecken, welche in enormen Quantitäten von den Vaalpenzen
gegessen werden, so dass sie in vielen Gegenden eine Hauptnahrung
des Volkes ausmachen, aber auch von solcher Kost dürfte Niemand
besonders fett werden, da die unverdaulichen Chitinschalen den grössten
Theil der Masse ausmachen.
Die Bakalahari beweisen dies schlagender wie alle Berechnungen
und Analysen durch das elende, ausgehungerte Ansehen, welches die
meisten von ihnen und zumal die Kinder zeigen. Als wir bei dem Kraal
vorbeipassirten, kamen sie sämmtlich aus den erbärmlichen, unregelmässig
gebauten Rohrhütten heraus und blickten scheu herüber nach dem
Wagen, der für sie den Inbegriff aller Schätze dieser Welt enthielt. Die
schmale eingedrückte Brust der elenden Kinder, noch auffallender durch
das Hervorstehen des Unterleibes, machte wahre Jammergestalten aus
ihnen, und doch war hier, wie überall, das Erste um was sie bettelten:
Mocuke! (spr. Motschuke, Tabak) und was sie für Milch verlangten:
SeWaga (Glasperlen). Es zeigt sich somit, dass, was Eitelkeit und
Putzsucht anbetrifft, wir Menschen alle wahre Brüder sind, und dass
die koquette Schöne des Salons, wie die arme Vaalpenz-Dirne der
Kalahari gleich geneigt sind, der Befriedigung ihrer Eitelkeit alle
anderen Rücksichten hintenan zu setzen.
Die Frauen werden nicht besser als Lastthiere behandelt und haben
alle schweren Arbeiten zu verrichten; man muss sich verwundern zu
sehen, welche ausserordentliche Kraft und Ausdauer die elenden, missgestalteten
Personen entwickeln. Sie tragen Lasten, welche ein starker
Europäer nur mit Mühe vorwärts bringen würde; die lange Gewöhnung
und die Vertheilung der Last auf den ganzen Körper befähigt sie das
scheinbar Unmögliche zu leisten. Sie packen die Last, was immer es
sei, in Häute oder geflochtene Netze, kriechen unter dieselbe und
erheben sich langsam, nachdem sie die Zipfel vor der Stirn zusammengeknüpft
haben. Das Gewicht ruht somit auf dem Rücken und dem
Nacken, welcher Theil bei den Eingeborenen besonders stark zu sein
scheint. Eine Person trägt auf diese Weise zuweilen 20 — 30 Straussen