ich leider gestört wurde; der Effekt dieser Störung blieb mir aber zunächst
noch verborgen, und ich machte mich daher am Donnerstag Morgens um
43/4 Uhr auf den Weg in Begleitung eines Koolis, der einen Theil der
Sachen trug.
Der Morgen war mild und ruhig; kein Lüftchen regte sich, als ich
langsam durch die duftigen Gärten aufwärts stieg längs eines murmelnden
Baches, dessen Lauf als Wegweiser diente. Bald hatte ich die noch
schweigende Stadt hintef mir und gelangte, nachdem ein Theil des hier
angepflaiizten Waldes durchkreuzt war, in eine Schlucht, welche steil aufwärts
führt dem Gipfel des Berges zu. Plötzlich öffneten sich die Büsche,
durch die ich mich hindurchwand, und vor mir lag, vom Früliroth matt
beleuchtet, ein flacher, mächtiger Granitblock, auf dem ein Fasan seinen
einsamen Morgenspaziergang hielt Plätschernd kam das Wasser des
Baches von den höher gelegenen Felsen herunter, den flachen Stein in
einem breiten Bande überflutliend und weiter unten sich in zierlichem
Wasserfall über ihn hinabstürzend; nach dieser Richtung hin öffnete sich
Fig. 7. Aussicht von Pla t-K lip a a f Cape-Town und die Bayy im Hintergründe die nach Norden
verlaufende Westküste von Afrika.
die Schlucht und gewährte einen prachtvollen Blick auf die Stadt und den
Hafen, wo die von der eben aufgehenden Sonne grell beleuchteten Schiffe
sich scharf gegen die dunkle See absetzten.
Unter den überhängenden Büschen zusammengetragene und vom
Feuer geschwärzte Steine erinnerten an ein früheres Picknick an diesem
traulichen Platze, der freundlich zur Rast einzuladen schien; aber ein Blick
auf die noch hoch über mir aufsteigenden Felsen des Tafelberges, die
schon in der Sonne glühten, zeigte mir, dass ich keine Zeit zu verlieren
hatte, und weiter ging es daher auf der beschwerlichen Bahn immer am
Wasser entlang.
Wohl habe ich manchen Gipfel in den Schweizer und Tyroler Alpen
erstiegen und fand die Anstrengung nicht sonderlich bedeutend, doch sah
ich bald, dass das Ersteigen dieser südafrikanischen Berge noch seine besonderen
Schwierigkeiten hat. Der schmale, vom Wasser gebahnte Weg
ist bedeckt mit kleinen, scharfkantigen Brocken des silurischen Sandsteines,
die auf losem, rollendem Sande aufliegen, so dass der Fuss nie
einen sicheren Stützpunkt auf denselben findet. Daher ist es vortheilhaft,
wo es irgend thunlich ist, den Pfad zu verlassen und über die Binsen und
Rietgräser, welche das Geröll überwachsen, hinanzuklimmen, da diese doch
einigen Halt gewähren. Endlich langte ich an dem Endpunkte der riesigen
Felsengasse an, durch die man steil hinansteigt, und stand nun plötzlich
• auf dem länglichen Plateau, welches den Gipfel des Berges bildet. Dies
Plateau, vielfach zerrissen und zerklüftet, erstreckt sich in seiner Hauptrichtung
von Osten nach Westen und hat seine höchste Erhebung nach
Capstadt zu, während es nach,Süden gegen H o u ts -B a y zu allmäliger
abfällt. In den Vertiefungen der flachen Sandsteinblöcke sammelt sich
viel Wasser an und gewährt einen reichlichen Unterhalt für mannigfache,
hier oben wachsende Pflanzen; ausser Farrenkräutem, Binsen und Gräsern
fallen ins Auge zahlreiche weisse Strohblumen (Helichrysum speciosum)
und eine Orchidee (Disa grandiflora), die aber schon verblüht war. Die
Abhänge des Berges prangten gerade in reichem Farbenschmuck durch
die rothen Pelargonien, welche dieselben oft in dichten Feldern überziehen;
ausserdem blühte gerade eine sehr häufige Seneeio-Art (S. squamosus)
und Papilionaceen mit kleinen weisslich behaarten, stachlichen
Blättern und gelben Schmetterlingsblumen (Bourbonia parviflora).
Nachdem ich mich hinlänglich an der herrlichen Aussicht erfreut und
meine Aufnahmen gemacht hatte, trat ich den Heimweg an, der noch beschwerlicher
war, wie das Hinaufsteigen; in einer Hand den Plattenkasten,
in der anderen das Stativ, balancirte ich mich über die Felsen hinunter
und gelangte endlich glücklich wieder unterhalb der Schichten im Bereich
des Granites an; hier fand ich, von der Sonne herausgelockt, zahlreiche
Coleopteren verschiedener Genera auf einer Umbellifere, wilde Sellerie genannt
(Bubon Galbanum), deren ich eine Anzahl sammelte und dann das