Die Umgegend des Dorfes wird bewohnt durch Korana unter einem
Häuptling Namens Zwart Jaan, dessen Conterfei ich nebst denen einiger
Leute von ihm während meines Aufenthaltes in Boshof aufnahm, obgleich
diese Eingebornen wenig Typisches zeigen in Folge starker Vermischung
mit Kaifern- und Buschmannsblut; Gesichtsbildung, sowie Grösse und
Figur weichen sehr, stark von einander ab.
Als die Arbeiten beendigt waren und ein mehrtägiges klares Wetter
Hoffnung machte, den Fluss passirbar zu finden, wurde in der Nacht um
drei Uhr aufgebrochen und der erste Ausspann mit Tagesanbruch gemacht.
Bald nachher kam ich wieder in die wildreiche Gegend, wo mir ein naseweiser
Springbock bis auf 200 Schritt nahe kam; da konnte ich mich denn
doch nicht enthalten ihn durch eine einladende Kugel zum Bleiben zu
nöthigen, was er auch bereitwilligst that. Es war ein prächtiger Bock,
Fig. 24. Springbock, grosser Paauw und Steen-Üil.
und ich hatte mit meinem Kutscher gehörig daran zu schleppen, bis wir
ihn in die Cart brachten. Beim Weiterfahren bot sich noch mehrmals
Gelegenheit zu Schüssen auf grössere Entfernung, aber auch an diesem
Tage ohne Erfolg. Nur als ich an der obenerwähnten Ravine, W o lv en -
S p ru it genannt, Ausspann machte, bemerkte ich einen grossen Paauw
unfern einfallen und kroch auf allen Vieren an ihn heran, bis er ziemlich
schussgerecht war. -Eine Kugel, die im Liegen nach ihm gesandt wurde,
schlug wahrscheinlich zu hoch, da ich im Liegen die Distanz nicht wohl
schätzen konnte, aber weil er mich nicht sah, hielt er, und eine Poste aus
dem zweiten Lauf machte seinem Leben ein Ende.
Was den Namen des Ortes, Wolven-Spruit, anlangt/so hat man dabei
nicht zu denken, dass er denselben wegen dort vorkommender Wölfe
führt; Wölfe giebt es in Süd-Afrika nicht, man bezeichnet aber mit diesem
Ausdruck allgemein die Hyänen, welche allerdings zahlreich in jenen Gegenden
Vorkommen. Als ich in den Dickichten nach Perlhühnern suchte,
bemerkte ich häufig die mächtigen Spuren von dem Thier, doch kam mir
keins derselben zu Gesicht. Mein Jacob wagte sich aus Furcht vor ihnen
niemals in die dichten Büsche, und in der That war seine Furcht nicht
ganz ungegründet. Wenige Tage später, als er von Bloemfontein ausgeschickt
wurde nach einer .5 Stunden entfernten Farm zu reiten und die
Nacht mit zu Hülfe nahm, wurde er von den Hyänen verfolgt und verbrannte
einen Theil seiner Decke und Lumpen, um sie fern zu halten, bis
er endlich ein Farmhaus erreichte.
Die Dreistigkeit dieser Thiere ist in der Nacht ausserordentlich, und
wenn auch wenig Beispiele bekannt sind, dass sie erwachsene Menschen
angefallen haben, so vergreifen sie sich doch an Kindern und auch an
Pferden, wovon mir damals mehrere Beispiele vorkamen. Die beliebteste
Manier sie sich vom Halse, zu schaffen, ist das Vergiften mit Strychnin,
daher Wolven-Vergif genannt, welches ihnen in ausgelegten Stücken Fleisch
beigebracht wird.
Kurz nachdem ich Wolven-Spruit verlassen hatte, wo die Sonne
sengend herabbrannte, umhüllte sich der Himmel, und eine halbe Stunde
später sass ich wieder so vollständig in den Gewittern, wie nur je. Zugleich
fielen heftige Hagelschauer, die Wege verwandelten sich in zähen
Schlamm und, als ich mit Miihe den Fluss erreichte, erwies er sich, wie
schon vermuthet, als unpassirbar. Um das Aeusserste zu versuchen, wurde
beschlossen nach einer weiter oben gelegenen Fuhrt längs des Flusses
hinauf zu fahren, doch als die gänzlich abgetriebenen Pferde mich endlich
hingebracht hatten, war auch dort an kein Durchkommen zu denken, so
dass ich gezwungen wurde, noch weiter nach einer mehrere Stunden entfernten
Stelle zu fahren.
Nachdem den Pferden eine Stunde Rast gewährt worden war, versuchte
ich es, diese Fuhrt zu erreichen, die Wege waren aber zu schwer,