Von diesen Herren sind vier als „Cönvicts“ (Sträflinge) auf der Insel;
einer, Seyolo, ist einfach Gefangener, da er sich im Kriege den Engländern
ergeben hat; von den Ersteren ist am meisten Maqoma berüchtigt,
indem diesem allein der letzte Kaffernkrieg Schuld gegeben wird. Auf
einem weissen Rosse das Land durchfliegend, erschien er bald hier bald da,
wo ein Anführer nöthig war, und war ebenso bekannt durch seine Schlauheit,
wie durch seine Grausamkeit; er soll es gewesen sein, der einst Gefangene
in Ameisenhaufen vergraben und so auf entsetzliche Weise umkommen liess.
Die Häuptlinge leben in Hütten von derselben Bauart, wie sie dieselben
in der Heimath bewohnten. Es sind dies bienenkorbartige Gebäude,
angefertigt von Sehilfgras, welches über einem Gerüst von Stäben
Fig. 6. ■ Kaffernhütten auf Robben-Island.
und Pfeilern in eoncentrischen Lagen durch schmale Riemen oder Bastseile
befestigt ist; ein Hauptpfeiler in der Mitte giebt den Stützpunkt des Ganzen;
der Eingang ist in einem kleinen, niedrigen Vorbau.
Am Sonnabend machte ich mit Dr. JMmonds einen Gang durch die
S p itä le r der Insel, in denen sich das menschliche Elend in seiner schrecklichsten
Gestalt zeigt. Von den mehreren Hundert Kranken sind die
meisten Farbige und Mischlinge, Unglückliche, denen das Laster tiefe
Spuren aufgedrückt hat.
Ein bedeutender Theil derselben wird geführt unter dem Titel „Lunatics“
und umfasst sehr verschiedene Affectionen von dem einfachen
Stumpfsinn in allen Uebergängen durch die Manie und den Wahnsinn zur
Tobsucht; viele ausserdem mit schweren Krankheiten behaftet, besonders
Rheumatismen und Augenkrankheiten, unter welchen die Retinitis den
ersten Platz einnimmt. Die schrecklichste Krankheit von allen ist die
Spitaler der Insel. Der Strand. qc oo
L epra*), mit welcher eine grosse Anzahl der Patienten behaftet ist, obgleich
auch hierin nicht eben sehr wissenschaftlich verfahren wird.’ Es
werden namhch von der Capstadt alle möglichen dyscrasischen Haut-
affectionen, mit denen die AerzteNichts anzufangen wissen, als „L e p ra “
nach Robben-Island hinübergeschickt.
Den folgenden Sonntag verwandte ich hauptsächlich zu einem Spaziergange
am Strande und durch die Dünen, um Naturalien zu sammeln. Der
Strand zeigt sich hier ebenfalls sehr reich an verschiedenen Patellen, die
kleineren Muscheln schienen aber durch die Klippen zurückgehalten zu
werden; auf diesen selbst fanden sich Haliotis, welche bei Ebbe gesammelt
und als Delicatesse nach Cape Town gebracht werden; zerbrochene
Schalen derselben lagen in Menge am Ufer umher.
Die Insektenfauna war schon grossentheils vorbei, wie icli leider bemerken
musste; die beste Zeit dürfte Ende September und Anfang October
sein, da die Sandflächen noch bedeckt waren mit zum Theil unverletzten,
aber gestorbenen Exemplaren verschiedener Tenebrioniten-Species und
Scantes-Arten.
Reptilien sind zahlreich, doch ausschliesslich unschädliche Arten
vorherrschend ist die schwarze Schlange (Coluber canus Merr.j, welche’
an den Kaninchen hier eine reichliche Nahrung findet und sich sehr kräftig
entwickelt; ich schoss ein Exemplar vom etwa 8 ' Länge. Saurier sind
(besonders: Cordylus griseus Cuv.) zu Tausenden am Ufer auf und unter
en Steinen vorhanden, auch fern vom Strande unter den Büschen finden
sich zahlreiche Ptychopleuren verschiedener Species; doch sieht man
zwanzig, ehe man eine zu fangen bekommt.
Am Montag verabschiedete ich mich von meinen freundlichen Wirthen
und nach einer sehr rauhen üeberfahrt gegen den Black South-Eastern
am ich durchnässt und völlig seekrank wieder in Capstadt an.
Der verhältnissmässig günstige Erfolg, den ich auf Robben-Island
mit trockenen Platten erzielt hatte, ermuthigte mich nun auch, mit einem
langst gehegten Plane vorzugehen, nämlich meine photographischen Apparate
einmal auf dem Gipfel von T a b le M o u n ta in arbeiten zu lassen.
e ei wai am Mittwoch warm und klar, ebenso günstige Verhält-
isse auch für Donnerstag versprechend, und ich rüstete mich deshalb zu
nei Expedition durch das Präpariren von Platten, bei welcher Arbeit
) Näheres darüber in Virchow’s Archiv, 1865.