sich unterhalb der Wasserfälle in weite Becken, welche den ermüdeten,
vom Staube geplagten Wanderer zu einem erfrischenden Bade einzuladen
schienen; aber ein gewisses Etwas sagte mir, dass es nicht räthlieh sei zu
zögern, und weiter ging es, höher und höher hinauf, als wollten wir die
schroifen Gipfel ersteigen, welche hier und da hoch in die Schlucht hineinsahen.
Endlich lag dieser Theil des Weges hinter uns, ein Hochthal nahm
uns auf, und weiter und weiter zog sich der Pfad in mannigfachen Windungen
am fernen Hintergründe des Thaies verschwindend. Indem wir
höher stiegen, eröflhete sich uns eine weite Aussicht in die Gebirge, welche
im Lichte der untergehenden Sonne glühten, ringsum steile Höhen, von
jähen Schluchten getrennt, kein Ausgang zu sehen, keine Wohnung, kein
Obdach, kein menschliches Wesen, das uns Auskunft ertheilen konnte:
unmöglich war es zurückzukehren, bedenklich auch das weitere Vordringen.
Die ermüdeten Pferde suchten sich niederzulegen, und nur der stets geschwungene
Stock vermochte sie aufrecht zu erhalten.
Wieder waren wir eine Stunde geritten und hatten bei scheidendem
Lichte das Ende des Thaies erreicht, wo wir bei jeder Wendung den gehofften
Ausgang zu sehen erwarteten, als sich der Pfad rückwärts wendete
und auf der anderen Seite hoch an den Bergen hinaufstieg. Ein dichter,
feuehter Nebel, welcher schon lange über den Gipfeln hing, senkte sich
jetzt auf uns herab und verhüllte den weiteren Verlauf des Weges, während
die Nacht völlig über uns hereinbrach.
Mir war es, sobald der Weg die Bichtung nach rückwärts nahm, nicht
zweifelhaft, dass wir die Nacht hier oben in den Bergen ohne Nahrung
und ohne Feuer zubringen sollten, nach einem Ritte von 7 Stunden, doch
wollten wir wenigstens probiren, wie weit uns unsere Pferde noch bringen
könnten, und zogen in völliger Dunkelheit weiter, immer noch bergauf.
Endlich, es war 9% Uhr, erschienen die Sterne wieder über uns, ein frischer
Wind wehte uns entgegen, und das ganze Ansehen der Gegend, soweit das
schwache Licht der Sterne etwas zu sehen erlaubte, verrieth, dass wir die
Höhe des Passes erreicht hatten. Nahe lagen die düsteren Kuppen, welche
wir am Mittag in der Ferne gesehen hatten, vor uns, sich dunkel gegen den
Nachthimmel nach oben und das Nebelmeer zu unseren Füssen absetzend.
Auf der anderen Seite des Passes hatte der Wind den Nebel weggefegt
und dunkele Schluchten zeigten sich, in welchen der Blick vergeblich nach
einem freundlich schimmernden Lichte ausspähte.
Mit neuer Hoffnung hatte uns das Abfallen des Weges erfüllt und
etwas muntererzog die Gesellschaft weiter, als plötzlich ein „Durchschlag“
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unseren Pfad versperrte. Diese Durchschlage*) sind Moräste, welche sich
in muldenförmigen Einsenkungen der Schichten bilden, wo das Wasser
sich anhäuft und das Wachsen von Sumpfpflanzen möglich macht. Der
trügerische Grund verbirgt zuweilen Gefahren, und der furchtsame Führer
wagte daher nicht hindurchzureiten. Um seinen gesunkenen Muth anzufrischen,
mussten wir den Anfang machen und gelangten glücklich auf
festen Grund, worauf auch die Pferde eins nach dem ändern hinübergebracht
wurden. Weiter zogen wir in die Nacht hinein, als bald darauf
aufs neue ein Halt erfolgte: Der Führer, welcher nicht gehörig mit der
Gegend vertraut war, hatte den schmalen Pfad verloren.
Nun galt es, sich auf gut Glück weiter zu suchen; wir fanden zahlreiche
Viehstege thalabwärts führend und folgten diesen in Ermangelung
eines besseren Weges. Bald stärker, bald schwächer zog sich der unsichere
Pfad abwärts, doch gelang es, ihn zu halten, bis eine Fenz uns die Nähe
menschlicher Wohnungen anzeigte; noch einige Minuten zweifelhaften
Umherirrens und ein Haus schimmerte den müden Wanderern aus der
Nacht entgegen, eine Thiire öffnete sich ihnen auf wiederholtes Klopfen
und nahm sie auf in die gastfreundlichen Räume. Es war einige Minuten
vor 11 Uhr, als wir in diesem Orte, Z . . . . g ’s Farm, eintrafen und uns
nach einem ununterbrochenen Ritte von nahezu 10 Stunden auf das ärmliche
Lager warfen, ohne andere Erquickung als ein Glas Wasser und
einige Sardinen, welche unser geplünderter Vorrathssack noch aufwies:
wir waren in der Nacht gekommen, und ein sonst durch Gastfreundschaft
ausgezeichnetes Haus hatte Nichts für uns als das einfache Obdach.
Capitel VI.
Lange Kloof — Port Elisabeth.
Neues Pferdeunglück; Krom-Rivier; Humansdorp; Uferdie.kichte; Aussehen der
Kaffern; Ankunft in Port Elisabeth; afrikanische Wolle; der Strand; die
Fingoes; Viehkrankkeiten des Cap.
Am nächsten Morgen legten wir leicht das kurze noch übrige Stück
bis W r’s zurück, wo ich meine Cart, die über Montagu-Pass
vorausgeschickt worden war, wieder antraf und baldigst in ihr äufbrach,
um mit meinen eigenen, ausgeruhten Pferden, wie ich hoffte, schnell vorwärts
zu kommen. Leider erfüllte sich diese Hoffnung nicht, da nun mein
*) „Doorslag“ im colonialen Holländisch.