Am Morgen des 15. schoss ich hier einen Maki'(Galago Moholi
Smith), welche Thierchen in diesen Gegenden nicht selten sind, wenn
es auch schwer ist ihnen beizukommen, wegen der ausserordentlichen
Flüchtigkeit und Springkraft.
Die Sprünge derselben, welche ohne Unterstützung von Flughäuten
ausgeführt werden, sind fast unglaublich, sie übertreffen häufig das
20 fache ihrer Körperlänge und man muss daher schnell sein, wenn man
nicht plötzlich das Thierchen vor seinen Augen im Zweiggewirr verschwinden
sehen will.
Nach einem kurzen Trek am Morgen des 15. sattelten wir die
Pferde und ein scharfer Ritt brachte uns schon um Mittag zurück nach
Secheli’s Staat, wo sich alsbald die Bewohner einer um den ändern vertraulich
näherten, ein grosses Interesse an dem Erfolge der Jagd bezeigend,
doch im Grunde nur die Gelegenheit abpassend, eine Bettelei um
Biltong anzubringen.
Capitel m m .
Reise zu den Bamangwato’s.
Weitere Pläne; politische Verwickelungen in den Freistaaten; bewegter Lagerplatz;
Zwangsmärsehe; Boatlanama; Lopepe; ein Ständchen von Löwen; Raubinsekten;
Mashue; die Bamangwatohügel.
Der interessante Ausflug hatte mir die Stadt gänzlich verleidet und
das Verlangen erweckt, wo möglich mehr dergleichen zu unternehmen,
ich war nur zweifelhaft, in welcher Weise es zu bewerkstelligen sei.
Meinem anfänglichen Plan zu Folge wollte ich nur so weit als Secheli
nördlich gehen, von hier mich östlich wenden und über den Mariqua
nach Transvaal Vordringen; die Ausführung desselben verbot sich aber
aus verschiedenen Gründen: einmal war die Jahreszeit zu weit vorgeschritten,
indem zeitweise, wie am 21. und 22. bereits starke Gewitter
fielen, und es daher zu erwarten war, dass ich bei meiner Rückkehr
nach der Colonie die Flüsse der Freistaaten unpassirbar finden und dadurch
unverhältnissmässig viel Zeit verlieren würde; dann aber waren
auch die politischen Verhältnisse zu unsicher , um das Reisen durch das
erwähnte Gebiet räthlich erscheinen zu lassen. Die Aufregung, welche
der damals in vollem Gange befindliche Basutokrieg unter den eingeborenen
Stämmen hervorgerufen hatte, führte auch im Transvaal zu Blut-
vergiessen, indem mehrere Boeren, von Natal nach derHeimath zurück
kehrend, von den zu den Zulu’s gehörigen Gränzstämmen überfallen und
getödtet wurden.
Um für die Unthat Rache zu nehmen, rüstete der Transvaal gegen
diese Stämme ein Commando aus, während ein anderes dem Orange
Freistaate zur Unterstützung geschickt werden sollte. Bei solchen Gelegenheiten
sind die Boeren nicht besonders genau, wo sie ihre Leute,
Wagen etc. hernehmen, sondern sie eommandiren den herrschenden
Landesgesetzen gemäss, wenn es ihnen beliebt, selbst durchreisende
Fremde, um an dem Kriege Theil zu nehmen. Ein Feldzug gegen die
Kaffern unter Boerencommando gehörte so wenig zu meinen Wünschen,
dass ich lieber meinen früheren Plan fallen liess, als mich schutzlos dex
Willkühr von Boeren preis zu geben. Ich konnte, was ich dadurch vielleicht
verlor, leicht auf andre Weise wieder gut machen, indem in dieser
Zeit M’Cabe zwei Wagen zu den Bamangwato’s hinaufschickte, von denen
er mir einen zum Gebrauch anbot, falls ich mich anschliessen wollte.
Mit dem grössten Vergnügen nahm ich seine freundliche Einladung an,
da ich auf diese Weise noch ein bedeutendes Stück weiter nach dem
Innern Vordringen konnte und zugleich mein eigenes Gespann unterdessen
für die Rückreise ausruhen liess.
Die Vorbereitungen waren schnell beendet, da mir für diesen Ausflug
das Sehen selbst, sowie das Suchen nach Schädeln die Hauptsache
ausmachte; am 25. war Alles beendet und den folgenden Morgen machten
wir uns fröhlich auf den Weg im Bewusstsein, dass wir auf dieser
Reise Aussicht hatten, manchem neuen Abenteuer zu begegnen.
Die eigenthümliche sanfte Erregung, welche im Hinblick auf eine
dunkle, zweifelhafte Zukunft in unserem Geiste entsteht, macht uns nur
um so geneigter, den Augenblick zu gemessen und uns in heiterer Soig-
losigkeit an der Gegenwart zu erfreuen. Es fehlte somit auch nicht an
lustigen Scenen bei unserer Fahrt und bald der erste Abend bot eine
solche dar. Der Lagerplatz wurde an dem schon früher erwähnten
Khopong aufgeschlagen, wo wir eine Gesellschaft von Jägern antrafen,
welche auf der Rückreise nach ihrer Heimath, dem Transvaal und Natal,
begriffen war. '
Als die kühle Nacht hereinbrach, sammelte sich Alles um die aufflammenden
Lagerfeuer, welche mit ihrem rothen Glanze so bunte
Gruppen anstrahlten, dass es an Stoff zu köstlichen Genrebildern nicht
fehlte.