zu haben, zeigte es sich häufig, dass man davon benachrichtigt war, und
Entgegenkommende sprächen mich zuweilen ohne Weiteres-um Medicinen
an.
Mir geschah durch die Ansage keine besondere Ehre, sondern es ist
dies ein Beispiel der mündlichen Post, welche zuweilen mit unbegreiflicher
Schnelligkeit das menschenleere Land durchfliegt und die Kunde von
jedem Reisenden ihm vorausgehen lässt. Während in Europa nur die
hochlöbliche Polizei Alles wissen muss, interessirt sich im innern Afrika jeder
Einzelne von den Eingeborenen für die unbedeutendsten Ereignisse, und
die Ankunft eines Europäers gehört schon unter die erwähnungswerthen
Vorkommnisse. Ohne dass ein Pass Auskunft ertheilt über den Ankömmling,
sind schnell alle Einzelnheiten seiner Person, Herkunft, Reisezweck,
sowie der wichtige Punkt: Was er geladen hat, ausführlich erörtert und
werden dem Nachkommenden, der nach Neuigkeiten fragt, unverzüglich
weiter erzählt.
Nach K u rum a n war mein Kommen schon lange vorher berichtet,
ehe ich von Griqua-Stad dorthin aufbrach und während noch so manche
Stunde mühsamen Fahrens mich davon trennte. Als ich Kossi hinter mir
hatte, glaubte ich bereits dem Ziele nahe zu sein, aber nachdem ich fast
eine ganze Nacht und den grössten Theil des folgendem Tages gezogen
war, konnte man noch Nichts von Kuruman entdecken.
Der Weg wand sich gegen Abend durch einen Höhenzug, den L a n g b
e rg , dessen zum Theil steile Abfälle den Ochsen das Werk noch mehr
erschwerten, so dass es schon wieder spät in der Nacht war, als der
Wagen endlich auf der anderen Seite, in der Ebene anlangte, wo wir übernachteten,
obgleich das Dorf bereits in der Nähe sein müsste. Der anbrechende
Morgen liess uns deutlich die eigenthümliche Form der Kuru-
man’schen Berge erkennen, und um 10 Uhr langten wir am Flusse an,
der hier mehr einem lang sich hinziehenden Sumpfe ähnlich sieht, aber
das köstlichste Wasser führt, welches ich seit dem Verlassen der Capstadt
gekostet hatte.
Die Thätigkeit der Missionäre, besonders des Herrn M o ffa t, hat
einen Theil des Thaies aus einem wirklichen Sumpf durch Ableitung in
angebautes Land verwandelt, so dass die hohen Stengel des Kafferlcornes
sich an das Röhricht des Flusses in grösser Ausdehnung anschliessen.
Dazwischen erheben sich eigenthümliche hölzerne Gerüste wie Kanzeln,
welche zur Zeit der Reife des Kornes von den Leuten bestiegen werden,
um die dichten Schaaren der räuberischen Finken auf erfolgreiche Weise
aus den Feldern vertreiben zu können.
Umfangreiche Gartenanlagen mit prächtig gedeihenden Obstbäumen
der verschiedensten Art, Orangenbäume eingeschlossen, machen den Ort
zu einer wirklichen Oase in der Wüste und geben ihm im Sommer ein
sehr freundliches Aussehen. Zur Zeit waren die Felder abgeerndtet, die
Bäume kahl und der Anblick daher kaum besser als die Umgebung, welche
man allgemein als wüst bezeichnet. — .
Mit Rücksicht auf solche südafrikanische Wüsten ist zu bemerken,
dass wir uns unter den Flächen des Innern, die durch ihren Wassermangel
unbewohnbar sind, viel trostlosere Bilder vorstellen, als sie in der That
liefern. Träfe der Wanderer hier und da auf eine murmelnde Quelle, erglänzte
der Silberfaden eines klaren Baches in der Ebene, kein Mensch
würde es wagen, solche Gegenden eine Wüste zu nennen.
Mir fällt dabei stets unwillkührlich die Bemerkung eines bekannten
Malers ein, der Egypten bereist hat und der mir mit Enthusiasmus versicherte:
„0, es ist schön in der Wüste!“ Gewiss ist es schön, wenn die
zwar matten aber harmonischen Färbungen der Landschaft*) angehaucht
werden von dem rothen Schein der untergehenden Sonne, die wie
Gold hinter dem dichten Zweiggewirr der malerischen Kameeldornbäume
hervorstrahlt. Alle Lokaltöne erglänzen in doppelter Frische, ohne dass
ihre Harmonie im geringsten gestört wird.
Nicht minder schön ist es am Morgen, wenn das Friihlicht heraufdämmert
über dem dunklen Höhenzuge am Horizont, sich spiegelt in der
klaren Pfanne zu unseren Füssen und die feinen Cirrhuswolken, welche
den Himmel bedecken, erglühen macht. Lange zwar erfreut sich der Beschauer
nicht an dem herrlichen Bilde, denn schnell, wie mit einem
Sprunge erhebt sich die Sonne über den Horizont, und ihr weisses, grelles
Licht zeigt uns die vom Zwielicht verschönten Gegenstände in der kahlen
Wirklichkeit, wie die kalte, nüchterne Vernunft beim Erwachen die an-
muthigen Traumbilder der Nacht verscheucht.
Am Abend wiederum taucht die Sonne schnell unter den Horizont,
und der Kameeldornbaum, welcher uns soeben noch durch seinen goldigen
Glanz erfreute, steht da, ein unheimliches Gespenst, die dürren Aeste wie
flehend gegen den dunklen Nachthimmel ausstreckend. Die Vergänglichkeit
solcher Beleuchtungen erhöht indessen nur ihren Reiz: Hofft der
Mensch doch, dass bin anderer Morgen aüfdämmern wird, der ihm das
bewunderte Schauspiel vielleicht noch schöner darstellt, ein anderer
*) In Nord-Afrika sind die Färbungen überhaupt glühender, lebhafter.