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 der  Einwohner  läge.  In  diesem  bedenklichen  Zustande  lebten  sie  für  
 einige  Zeit,  bis  noch  vor  Beginn  der  eigentlichen  Fieberzeit  alle .unter  
 sehr  räthselhaften  Symptomen  erkrankten  und  binnen  Stunden  dahinstarben, 
   ohne  dass  die  angewandten Mittel  einen  sichtlichen Erfolg  hatten. 
 Das  sonderbare, heftige Auftreten  der Krankheit,  der Verlauf,  sowie  
 der  schnelle  tödtliche  Ausgang  haben  den  Verdacht  auftauchen  lassen,  
 dass  die Missionäre  sämmtlich  vergiftet  wurden,  eine  Ansicht,  die  von  
 dem  einzig Ueberlebenden,  Mr.  Price,  aufrecht  erhalten  wird.  Wie  dem  
 auch  immer  sein  mag,  sicher  ist,  dass  die  Makololo  den  Nachlass  der  
 Unglücklichen  ohne  alle Umstände  beraubten  und  sich  davon  aneigneten,  
 was  ihnen brauchbar  erschien.  Mr.  Price gelang  es  endlich  aus  dem mörderischen  
 Orte,  wo  er  ausser  den Gefährten  auch  die Gemahlin  verloren  
 hatte,  sich  zu  retten, und  er lebt jetzt bei  den' Bamangwato’s. 
 Einige  Zeit  nach  dem  Untergange  der  Mission  brach  unter  den  
 Nachfolgern  Sekeleletu’s Uneinigkeit  aus,  der Stamm  theilte  sich  in  zwei  
 Lager, welche  die Waffen  gegen  einander  erhoben,  und  nach  einem mörderischen  
 Kampfe floh  der  geschlagene Theil  zum Häuptling Lechulatebe  
 am Ngami  See.  Dieser,  als  Oberhaupt  eines  viel  schwächeren  Stammes*  
 nahm  die  flüchtigen  Makololo  freundlich  auf,  veranlasste  sie  aber  sich  
 auf einem  bestimmten Platze  zu  versammeln  und  daselbst  zum  Zeichen,  
 dass  sie nichts Böses im  Schilde führten,  ihre Waffen  abzugeben. 
 Kaum war das  geschehen,  als  sie  sich  auch  von  allen  Seiten umringt  
 sahen,  und Lechulatdbe’s  Krieger  metzelten  die  Wehrlosen  nieder,  nur  
 soviel  übrig lassend,  als  sie  etwa  als  Sclaven  zu  bewältigen  hoffen  durften. 
   So  führten  Treulosigkeit  und  Verrath  in  neuerer  Zeit  am  Ngami  
 wieder  einmal  ihre blutigen Schauspiele  auf,  wie  sie  zuweilen  unter jeder  
 ¡sonne  vorgekommen  sind  und  Vorkommen  werden,  obgleich  dem Sujet  
 der Beiz  der Neuheit  schon  längst  abgeht.  Man  muss  aber  sagen,  dass  
 wohl in keinem Lande  die Darsteller ihre Rollen  mit  solcher Liebe  dabei  
 spielen,  und  dass  das  Thema nirgends  so  gründlich  erschöpft wird,  als  in  
 Afrika. 
 Die  grossartige  Mordscene  selbst  war  in  diesem  Falle  auch  noch  
 nicht  das  Ende  des  Trauerspieles;  denn  so  lange  noch Makololo  existi-  
 ren,  lebt in Lechulatöbe  die Furcht,  dass  einst  ein Tag  der Vergeltung  
 kommen  möchte,  und  fort  und  fort  wüthet der  mörderische  Stahl  unter  
 den  spärlichen Ueberresten  des  vor kurzem mächtigen  Stammes. 
 Dei  im  ersten  Kampfe  siegreiche Tlieil,  zu  schwach,  um  dem Ver-  
 räther Widerstand  zu  leisten  und  die  gefallenen Brüder  zu  rächen,  hat 
 sich jetzt  an Moselekatse um Beistand gewandt,  und  so bildet einejteihe  
 blutiger  Scenen,  von  denen wir uns  bereits mit Abscheu  abwenden,  nur  
 das Vorspiel zu  einer vielleicht noch viel  grossartigeren Metzelei,  welche  
 der Hauptheld dieser Dramen in nächster Zukunft auszuführen beabsichtigt. 
 Ein  anderer Schauplatz,  auf  dem  der  geringe Erfolg der Missionen  
 gerade  jetzt  mit  den  schlagendsten  Beweisen  dargethan  wird,  ist  die  
 Westküste,  deren  Stämme  zum Theil  als  die  ersten  in Süd-Afrika diesen  
 Segen  genossen haben, und  die  schon  seit Jahrzehnten  mit  europäischer  
 Kultur  bekannt  sind,  so  dass  die  holländische  Sprache  und  civilisirte  
 Kleidung  sehr  allgemein  unter  ihnen  verbreitet  sind.  Ihre  Häuptlinge,  
 welche  alle unter holländischen Namen  bekannt  sind, werden  fast  sämmtlich  
 als Christen  aüfgeführt,  und  den  statistischen Berichten  der  zahlreichen  
 Missionsstationen zu Folge bekennt  sich  auch  ein grösser Theil ihrer  
 Unterthanen  zum Christenthum.  Unter  diesen  Stämmen  begann  derjenige,  
 welchem Moffat  selbst.seine frühste Thätigkeit widmete,  Jonker  Afrikan-  
 der’s*) Volk,  den Kampf,  indem  er  die durch Andersson’s Einfluss  unabhängig  
 gewordenen Damara  angriff und wieder zu unterdrücken  suchte. 
 Der hinterlistige Schlag,  welchen  der  genannte Häuptling gegen die  
 Damara  führte,  war  das  Zeichen  zu  einem  allgemeinen  Vernichtungskriege  
 ,  welcher  seitdem,  trotz  der  eifrigen Bemühungen  der Missionäre  
 Einhalt zu thun,  noch immer fortdauert und meist  durch tückische Ueber-  
 fälle  ausgekämpft  wird.  Die  südlich  wohnenden  Namaqua  machten  gemeinschaftliche  
 Sache  mit  den  Damara’s  zur  Unterdrückung  Jonker’s,  
 welcher  seinerseits  wieder  die Ersteren  gänzlich  über  den Orange-River  
 zurückzutreiben,  die  Letzteren  zu  seinen  Knechten  zu  machen  beabsichtigte.**) 
 So  wird  die  ohnehin  spärliche Bevölkerung Namaqualandes  täglich  
 mehr  und mehr  gelichtet,  und  die Stämme  gehen  ihrem Verhängmss  unrettbar  
 entgegen,  indem  weder  der  christliche Name,  noch  die wohlgemeinten  
 Ermahnungen  der  frommen Männer  sie  abhalten,  das Blut  ihrer  
 Brüder  in  Strömen  zu  vergiessen.  Wo  zeigt  sich bei  diesen Greueln  der  
 Einfluss  der Mission?  In  was  hat  die Wildheit  der  seit  einer Reihe von  
 Jahren  durch  die  christlichen Lehrer  unterrichteten  Barbaren  nachgelassen? 
   Mag  auch  der Einzelne  sich zahmer gebehrden und  weniger geneigt 
 *)  Der  jetzige  J.  Afrikander  ist  der  Neffe  des  von Moffat  bekehrten. 
 **)  Dies  wurde  im Jahre  1866  geschrieben;  1867  dauerten  die  Kämpfe  noch  
 fort  und  auch  1868  ist  noch  Nichts  über  eine  definitive  B e e n d i g u n g   bekannt;  es  
 scheint,  dass  die  Stämme  endlich  nur  a u s   a l l g e m e i n e r  Erschöpfung Frieden machen 
 werden.