kleinliche Eifersüchteleien und Zwistigkeiten, wodurch sie sich das Leben
verbittern und das heilige Werk hindern. Es haben sich immer erbärmliche
Menschen gefunden, welche eifrig bemüht waren durch Klatschereien
und Verläumdungen den einen oder anderen, der ihnen im Wege stand,
daheim zu verdächtigen, bis er endlich freiwillig oder gezwungen ausschied,
und die Gesellschaft hat dadurch häufig ihre brauchbarsten Mitglieder verloren.
So geschah es dem Manne, mit welchem ich reiste, und doch wurde
sein Austritt von den Bekannten als ein grösser Verlust für die Mission
bezeichnet.
Ausser diesen innern Zwistigkeiten, welche den segensreichen Einfluss
der Missionen sehr beeinträchtigen, sind es noch verschiedene andere
wichtige Momente, welche ihnen entgegenstehen. Zunächst natürlich die
niedrige geistige Entwickelungsstufe der Eingeborenen, welche sie unfähig
macht, die Lehren des Christenthüms zu erfassen und zu verstehen, zumal
da sie sieh in Afrika nicht die kindliche Unschuld anderer wilden Stämme
bewahrt haben, sondern durch die langjährigen Kriege und mannigfachen
damit verbundenen Gräuel mündig geworden, aber auch in ihrer Wildheit
Verhärtet sind. •
Dazu kommt die Schwierigkeit der Verständigung, welche besonders
bei den Hottentottenstämmen und Buschmännern gross ist. Die verwickelte,
zungenbrecherische Sprache nöthigt die Missionäre, sich beim Predigen
Dollmetscher zu bedienen, welche theils aus Unverstand, theils auch aus
böser Absicht die Worte der Lehrer verdrehen und entstellen, zuweilen in
höchst komischer Weise. Ein Prediger bezeichnete z. B. die Seligkeit als
eine grosse Sache, und als er später einen der Katechumenen frug, was er
sich unter Seligkeit vorstelle, eshielt er zur Antwort: Einen grossen Sack.
Ein anderes Mal, als dieKorana einen Streifzug unternehmen wollten,
fehlten ihnen Sättel, und einer von ihnen sagte: „Ach wenn doch Herr
Christus jetzt da wäre!“ Zufällig hörte einer der Missionäre dies und fragte
nach der Ursache der sonderbaren Bemerkung. „0,“ erwiderte jener, „Sie
haben uns ja gelehrt, dass Herr Christus ein grösser Zadelmaker (Salig-
maker)*) sei.“ Gefragt, was er unter Sünde verstehe, erwiderte ein Korana:
„Leibschmerzen“ ! indem der Missionär auf die der Sünde folgenden Gewissensbisse
aufmerksam gemacht hatte. Bedenklicher als diese unschuldigen
Missverständnisse sind die mehrfach vorgekommenen, schändlichen Verdrehungen
der christlichen Lehre durch die eingeborenen Katecheten in
*) Sattler (Seligmacher).
sinnliche, gemeine Beziehungen, was oft leider erst spät von den Missionären
entdeckt wurde.
Schädlich wirkt auch die feindselige Stellung, welche die Missionen
von vornherein gegenüber der Bevölkerung des Landes aus europäischer
Abstammung, vor allem den Farmern gegenüber eingenommen haben. Sie
glaubten den Eingeborenen etwas Gutes zu thun und sich ihr Vertrauen
am sichersten zu erwerben, wenn sie die Bauern in ihrem Verfahren gegen
dieselben aufs.rücksichtsloseste angriffen und sich in jedem Falle zu den
* Beschützern der Farbigen aufwarfen. Indem sie so den menschlich
denkenden Herrn, welcher gegen den unfolgsamen Diener nur seine häusliche
Zucht ausübte, in eine Kategorie stellten mit dem grausamen Tyrannen,
der seine Sclaven schlechter wie seine Hunde behandelte, und die
Farmer vielfach in Ungelegenheiten und Schaden brachten, zogen sie sich
den allgemeinen Hass des Landes zu, ohne bei den Eingeborenen dadurch
in entsprechender Weise zu gewinnen.
Die Natur hat den Eingeborenen hart erzogen und an Strenge gewöhnt,
wesshalb er nur zu geneigt ist eine milde und nachsichtige Behandlung
für Schwäche zu nehmen, was die Missionäre häufig selbst durch den
Missbrauch ihrer Güte erfahren haben. Auch macht die angeborene
Lässigkeit der Farbigen, welche in ihrem Naturzustände anhaltende Arbeit
nicht kannten, es nothwendig, sie energisch heranzuziehen, um sie an eine
regelmässige Thätigkeit zu gewöhnen.
Der Mangel an hinreichender Arbeitskraft besonders nach Aufhebung
der Sclaverei ist der Uebelstand, welcher das Land hauptsächlich zurückhält;
die Erhaltung und Vermehrung der f r e i e n Arbeiter bildet eine Lebensfrage
desselben. Indem nun die Missionare die Eingeborenen um sich
versammelten und dadurch sowohl, wie durch ihr angreifendes Verfahren
gegen die Farmer ihnen die Arbeiter entfremdeten, zeigten sie sich als
die Feinde des Landes und zogen sich selbst den Boden unter den Füssen
hinweg, auf den sie ihren Einfluss hätten gründen sollen.
Die Erfolge der Missionäre sind aus diesen Gründen auch nur gering
und jedenfalls in keinem Verhältniss zu der aufgewandten Mühe und Aufopferung.
So gern sie den unverkennbaren Fortschritt in der Stellung
der Eingeborenen allein ihrer Thätigkeit zuschreiben möchten, so kann es
doch dem aufmerksamen Beobachter nicht entgehen, dass der Factoi,
welcher dies hauptsäclich bewirkt hat, hier wie in der ganzen Welt das
materielle Interesse ist. Der Handel, der Diener dieses Interesses, hat Süd-
Afrika mehr vorwärts gebracht und mehr Eingeborene bekehrt, wie jemals
der Beredsamkeit der Missionäre gelungen ist. Der verachtete Togt