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 aufzufinden  bezeichnet war,  und  woselbst  ich  den  sonntäglichen Rasttag  
 ungestört  von meinen  lieben Griqua’s  zu verleben  gedachte.  In  munterem  
 Trabe  zog  der Wagen  eine  Strecke  auf  dem  glatten Wege  dahin,  bis  wir  
 einen  schmalen  Pfad  einschlugeu,  welcher  sich  gegen  den  benachbarten  
 Höhenzug wendete  und,  wie  ich  nach  den Angaben  des  Häuptlings  erwartete, 
   nach  der  gesuchten  Pfanne  führte.  Dieser Weg  bot  eine  Beschaffenheit  
 dar, welche man  als  „Takken-Pad“  bezeichnet,  d.  h. Reisigweg, 
   eine  gut  gewählte  Benennung,  da  das Brennmaterial,  welches  die  
 Leute  auf  demselben  holen,  nicht  den  Namen  von Holz  verdient.  Wenn  
 ich  aber  auch  nach  afrikanischen Anschauungen  nur  einen Takken - Pad  
 eingeschlagen  hatte,  war  ich nach  europäischen  Begriffen  doch  ganz  gehörig  
 auf  dem  Holzwege,  wie  sich  sehr  bald  herausstellte,  indem  der  
 Wagen  tiefer  und  tiefer  in  das  Gebüsch  gerieth  und  endlich  ganz  ohne  
 Weg  aufs Gerathewohl weiterzog. 
 Es  nahm  unter  den  Sträuchern  eine Art mehr  und  mehr  überhand,  
 die  ihren  botanischen  Namen,  Aeacia  detinens,  mit  Recht  führt.  Diese  
 Acazienart,  welche  einen  schirmförmigen  2 j | 8'  hohen  Busch  bildet,  ist  
 mit gepaarten,  hakenförmigen Dornen  verziert,  deren  Schärfe und  Festigkeit  
 ihres Gleichen nicht hat im Pflanzenreich.  Der cöloniale Name „Wacht  
 een  beetjen  Doorn“  wird  verschiedenen  Pflanzen  beigelegt  (Asparagus  
 capensis  nach  Thunberg),  und  ich  habe  ihn  daher  früher  schon  erwähnt,  
 wenn  ich  auch  die  genauere  Bekanntschaft  der  Acacia  detinens  erst  bei  
 der  erwähnten  Fahrt machte. 
 Als  der Weg  sich  allmälig  verlor und die Dornen uns näher und näher  
 auf  den Leib  rückten,  gab  unser  verzweifelter Kampf  mit  denselben  ein  
 drolliges  Schauspiel  ab,  dem  nur  die Zuschauer  fehlten.  Das  dicke  Fell  
 der Ochsen  empfand  die  Berührung  der  scharfen  Haken  eben  so  unsanft,  
 wie  unsere  durch  Kleider  geschützten  Glieder;  Nichts  erwies  sich  dicht  
 genug, um  das Eindringen  der Dornen  zu verhindern,  und was  sie  einmal  
 erfasst hatten, wurde nur  in  Fetzen  von  ihnen wieder  freigegeben. 
 Es  war  ergötzlich  zu  sehen,  wie  die Ochsen  sich  bemühten,  der Berührung  
 auszuweichen  und endlich  in  vollem  Satze  über kleinere Sträucher  
 hinweggingen,  obgleich  das  „Trekgoed“**)  durch  diese  Extravaganzen  
 nicht wesentlich  verbessert wurde,  sondern alle  5 Minuten  einen Halt noth- 
 *)  Periodisches  Wasserbecken. 
 **)  „Geschirr“  etwa,  obgleich  ein  eigentliches Geschirr  in  unserem Sinne  nicht  
 'dabei  vorkommt. 
 wendig machte,  um  es  herzustellen.  Ging  die Reise  dann  endlich wieder  
 vorwärts  und  hatten  wir  einen  besonders  drohenden  Busch  glücklich  in  
 weitem  Bogen  umschifft,  so  standen  die Ochsen  vielleicht  gleich  darauf  
 vor  einem  dahinter  auftauchenden  zweiten  still.  Schnell wendete sich der  
 Treiber gegen  dieselben,  um  sie  alsbald für  ihr Zögern zu bestrafen,  doch:  
 „Wacht  een  beetjen!“  rief es  hinter ihm und  die  sausende Peitsche war gehemmt  
 in  ihrem  rächenden Lauf.  Aergerlich  drehte sich  der Mann zurück,  
 um  dieselbe  aus  dem  fixirenden  Dornenzweig  zu  lösen,  aber:  „Immer  
 kalt  Blut!“  ermahnte  ein  anderer  Busch,  indem  er beim Vorbeistreifen  
 seine Haken  tief in  die Unaussprechlichen  des Eilenden  senkte. 
 So  schlugen  wir  uns  unter  mannigfachen  Caprioien  und  nicht ohne  
 Blutvergiessen  durch,  bis  die  einbrechende Dunkelheit  den Kampf allzu  
 ungleich  machte  und  wir  ausspannen  mussten,  immer  noch  rings  umschlossen  
 von  den  furchtbaren  Reihen  der Dornenbüsche.  Als  der Morgen  
 anbrach,  ritt  ich  nach  Griqua-Stad  zurück,  um  die  zerbrochenen  
 Gegenstände  zu  ergänzen;  bald  war  Alles  wieder  im  Stande,  und  bei  
 vollem Tageslichte fand  sich  auch  ein  leidlicher Ausweg  aus  den vermaledeiten  
 Büschen,  mittelst  dessen  wir  uns  am  Montag  glücklich  durchschlugen, 
   wenn  auch  unsere  Kleider  den  schweren Kampf noch  deutlich  
 erkennen  Hessen.  Wo  die  Fetzen  hangen,  sind  die  Domen  durchgegangen. 
 An  der  nahen  Pfanne wurde  noch  einige  Stunden  gerastet,  um  mit  
 frischen  Kräften  die  vor  uns  liegende  schwere  Tagereise  antreten  zu  
 können, während welcher Zeit ich  die Umgebung  mit  dem Gewehr  durchstreifte. 
 In Bezug  auf  die  Jagd  fing ich hier  an,  den Mangel  der Hunde  stark  
 zu  bedauern,  da  es  ohne  dieselben  sehr  schwer  ist,  der Buschantilopen  
 habhaft  zu  werden;  Das  Suchen  nach  solchen  bildete  aber fast die einzige  
 derartige  Unterhaltung  im  Griqualande,  wo  der  unermüdliche  Jagdeifer  
 der Bewohner  das Wild  in  den Flächen  längst ausgerottet hat.  Ohne  
 Hunde  findet man  nur  durch  Zufall  die Böcke  in  ihrem  Lager  auf,  und  
 trifft man  auch  ab  und  zu  auf einen,  so  gelingt  es  doch  selten,  ihn  so  zu  
 schiessen,  dass  er  im  Feuer  bleibt,  wesshalb  er  in  dem  Gestrüpp  dem  
 Schützen  meistens  verloren  geht;  ich wendete  mich  seitdem  der Ansicht  
 zu,  dass  in  Afrika  schlechte Hunde  besser  sind,  als  gar  keine,  obgleich  
 früher  einer  solchen  Behauptung  von  mir  stark  widersprochen  worden  
 wäre. 
 Ich  musste  nun  sehen,  ohne  dieselben  fertig  zu  werden,  und  trug  
 diese  Entbehrung  um  so  leichter,  als  die  Jagd  bei  meiner Reise  stets  in