machen würden. Ruhig bewegte sich jedoch die Maschine weiter und
weiter, während mein keuchendes Pferd ermüdet durch den langen Ritt
des Morgens und zurückgehalten durch die Furcht vor dem unheimlichen
Dinge, an dessen Anblick es noch nicht gewöhnt war, kaum durch
den stets geschwungenen Zjambok in seiner Gangart erhalten werden
konnte. Als ich der Giraffe für etwa 3 englische Meilen gefolgt war,
musste ich einsehen, dass das Pferd nicht würde näher wie etwa 40
Schritt heranzubringen sein, und gab auch meine Schüsse ab, ohne indessen
dem Wilde mehr als eine leichte Verwundung zuzufügen. —
Um zu begreifen, dass man ein Ziel von der Grösse einer Giraffe
auf 40 Schritt fehlen kann, ist es nöthig zu wissen, in was für einem Zustande
man sich nach einer Hetzjagd unter afrikanischer Sonne befindet;
das Blut drängt zum Kopf und umflort den Blick, während alle Glieder
von der Aufregung sowohl wie Anstrengung beben.
Indem ich so über manche Niederlage und nur zuweilen über einen
Sieg zu berichten habe, kann ich nicht umhin, einige Bemerkungen einzustreuen
über jene wunderbar begabten Menschen, deren Kugeln stets
treffen, welche immer erfolgreich von ihren Ausflügen heim kehren, und
nur durch ganz aussergewöhnliches Unglück geschlagen werden, wie
man sie so häufig in Erzählungen, welche unter den Titel „Jagdgeschichten“
gehören, antrifft. Schreiber dieses bekennt hiermit feierlichst,
dass er in Afrika durch seine Kugeln die mannigfachsten Löcher
in die liebe Natur gemacht und häufig, selbst wenn die Chance gut war,
gefehlt hat. Ferner dass er öfters getroffen und doch das Wild verloren
hat, da sich die von Europa her gewöhnten Ladungen zu schwach
erwiesen, um das Durchschlagen der Schrote oder Kugeln zu bewirken.
Gegenüber dem mitleidigen Achselzucken, welches ein solches Bekennt-
niss bei der oben erwähnten Klasse von Jägern hervorrufen dürfte,
kann er aber auch dreist behaupten, dass er sich mannigfach mit
Schützen versucht hat, welche in Afrika für die besten galten, dass er
mit ihnen im Jagdfeld gewesen ist und sich stets ehrenvolle Anerkennung
in Rücksicht-auf das Schiessen von ihnen erworben hat.
Der Europäer, welcher jetzt nach diesem Lande kommt, hat niemals,
wie ich glaube, besonders glänzende Erfolge zu erwarten. Früher,
wo das Wild noch zahlreicher war, konnte der Neuangekommene durch
die mannigfache Uebung schnell lernen, was erforderlich war, um seine
Mühe mit Erfolg zu krönen, jetzt aber, wo seine Aussichten abhängig
sind von einer oder der ändern Chance, dürfte das Resultat sich unter
keinen Umständen glänzend gestalten. Ich werde an dieser Meinung
festhalten, bis ich einen jener wunderbaren Schützen in ihrer tödtlichen
Thätigkeit mit meinen eigenen Augen zu bewundern Gelegenheit haben
werde. —
Während ich auf die Giraffe feuerte, hatte M’Cabe wieder geladen,
überholte mich, begünstigt durch sein geringeres Gewicht sowie willigeres
Pferd, und während das ineinige mehr und mehr zurückblieb, verschwand
er dicht hinter dem Wilde zwischen den Bäumen. Als ich sah,
dass es nicht möglich war, den verlorenen Boden wieder zu gewinnen,
gab ich die Jagd auf, zumal da ich die Verfolgung in guten Händen
wusste.
Nach einiger Zeit kamen die Achterrijder wieder herbei, und wir
machten uns gemeinschaftlich auf, .um den anderen Baas zu suchen, den
wir näher fanden, als zu vermuthen gewesen war. Der Tag war entschieden
gegen uns; denn als M’Cabe dem schon ermattenden Thiere wieder
ganz nahe war, trat sein Pferd in ein Loch, seinen Reiter im Sturze zu
Boden schleudernd, und bevor er sich erhoben oder die Verfolgung auf-
nelimen konnte, war die Giraffe zwischen den Bäumen verschwunden.
Die Schlacht war verloren, und es blieb Nichts übrig, als den traurigen
Rückzug anzutreten. Auf die Frage: Wo steht der Wagen? wiesen
wir Alle ziemlich einstimmig in dieselbe Gegend mit Ausnahme unseres
alten Führers Kolani, dessen Angabe um mehr als einen rechten Winkel
von der unsrigen abwich. Im Vertrauen auf seine Kenntniss der Gegend
folgten wir, obgleich ein so grober Irrthum uns fast unmöglich schien,
und der Erfolg rechtfertigte das Vertrauen, indem er uns im geradesten
Wege nach dem Wagen zurückführte. Am Lagerfeuer fehlte es diesen
Abend nicht an spöttelnden Bemerkungen über unser Unglück und wir
konnten selbst nichts Besseres thun, als in das Gelächter einstimmen.
Am nächsten Tage verliessen wir die beunruhigte Gegend und zogen
nach einer mässig entfernten Quelle, Mo ry a genannt, wo wir unseren Ausspann
unter einem Kameeldombaume machten. Zur Wahl dieses Platzes
hatte uns nicht allein die Aussicht Wild zu finden, bewogen, sondern auch
die Lobpreisungen Secheli’s , welcher den Ort den Edelstein der Wüste
nannte; der Grund dafür war besonders das zahlreiche Auftreten der
obenerwähnten Tambotibäume, welche hier einen vollständigen Wald
bilden, in dem Stämme von 80' Höhe keine Seltenheit sind.
Nach diesem Walde wendeten wir uns am 10. zuerst, ich nahm eine
photographische Skizze desselben auf und verwandte die mitgenommene
trockne Platte auf diese Weise, überzeugt von der Hoffnungslosigkeit
noch an diesem Tage grosses Wild zu finden. Die Bakalahari leugne-
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