
 
        
         
		und  obgleich  ich  den Diebstahl  fast sofort bemerkte,  hatte  er den grössten  
 Theil  verzehrt,  bevor  wir  ihm  die  Beute  wieder  abjagen  konnten.  Ein  
 anderer  hündischer  Dieb  kam  in  Sechöli’s Werft  mehrere Nächte  hintereinander  
 zum  Wagen,  um  die hinten  aufgebundenen,  getrockneten Antilopenköpfe  
 zu  benagen,  und  als  ich  endlich,  des Wegjagens müde, mit dem  
 Revolver  nach  ihm  feuerte,  bellte  er  mich  mit  derselben  unverschämten  
 Entrüstung  an,  die  ein  beim  Stehlen  ertappter  Kaffer  entwickelt  haben  
 würde. 
 Bald  nach  dem  Vorbeiziehen  der  Batlapi’s  belebte  sich  die Gegend  
 durch  Volk,  welches  dem  Geschlechte  der  B a k a la h a r i ’s  gewöhnlich  
 V a a lp en z e   genannt,  angehörte.  Den  Namen  eines  Stammes  verdienen  
 diese Leute wohl  kaum,  wenigstens  habe ich mich  vergeblich  bemüht,  an  
 ihnen  irgend welche  durchgreifende Stammeseigenthümlichkeiten  aufzufinden. 
   Sie  sind  die  Paria  der  Bechuanen,  und  setzen  sich  zusammen  aus  
 den niedrigsten Familien  der Stämme, verarmten Mitgliedern derselben  oder  
 Leuten, welche  aus persönlichen Rücksichten gezwungen  sind,  den Hauptkraal  
 zu  verlassen.  Ein Mann,  der heut  noch in  der grossen Werft wohnt,  
 schliesst  sich morgen  vielleicht  einem  Vaalpenzkraal  an,  sowie  andere  
 wiederum  aus  den  Reihen  dieser in  die Wüste Verstossenen  zum  Stamme  
 zurückkehren.  Was  die Beweggründe  eines  solchen Wechsels  sein mögen,  
 dürfte  schwer  sein  in jedem  einzelnen Falle  festzustellen; wer kann, sagen,  
 ob  nicht  vielleicht  Ein  oder  der  Andere  wie  Cäsar  lieber  der  Erste  in  
 einem  kleinen Orte  als  der Zweite  in  der Hauptstadt  sein will. 
 Die  Folge  dieser  Sitte  ist,  dass  man  unter  den Vaalpenz  Personen  
 an trifft,  welche  sich  in  Nichts  von  dem  gewöhnlichen  Bechuanentypus  
 unterscheiden,  während  die  Mitglieder  von  Familien,  welche  schon  für  
 mehrere  Generationen  ihnen  angehören,  die  Spuren  der  körperlichen  
 und  geistigen  Verarmung,  des  Mangels  und  der  Noth  unverkennbar  an  
 sich  tragen.  Es  spricht  sich  dies  aus  in  den  geistlosen,  thierischen  
 Gesichtern,  den  verfallenen,  abgemagerten  Gestalten  und  den  zumal  in  
 jüngeren  Individuen  ausserordentlich  stark  aufgetriebenen  Bäuchen.  
 In  ähnlicher  Weise  wie  der  Leib,  ist  auch  der  Geist  und  somit  die  
 Sprache  dieser  Elenden  verarmt,  welche  indessen  auch  die  Zusammengehörigkeit  
 mit  dem  Sechuana nicht  verkennen lässt. 
 In  den  Gegenden,  wo  ich  Bakalahari  sah,  traf  ich  auch  zuweilen  
 mit  dem  freiheitsliebenden  umherschweifenden  Buschmann  der  Wüste  
 zusammen,  und  die  Vergleichung  Beider  in  ihrer  Erscheinung,  wie  in  
 ihrem  ganzen  Auftreten  fiel  stets  zu  Gunsten  der  braungelben  Gesellen  
 aus.  Es  ist  wahr,  ihr  Gesicht  ist  unschön,  thierisch,  ihre  Gestalt  ist 
 eckig,  abgemagert,  aber  in  den  schmal  geschlitzten Augen  lauert  die List,  
 die  Züge  verrathen  Entschlossenheit  und  Muth,  der  Körper  ist  aufgerichtet, 
   und  die  schlanken Glieder lassen  auf grosse Ausdauer schliessen.  
 Die Freiheit und Ungebundenheit des Lebens  drückt ihrem  ganzen Wesen  
 einen  gewissen  edlen  Stempel  auf,  der  sie  erhebt über  den  unterdrückten,  
 gemisshandelten  Makalahari,  den  Bechuanensklaven,  welcher  wenig,  
 besser  als  ein Hund von  seinem hochmüthigen Herrn  behandelt wird. 
 Ich  habe  vergeblich  versucht,  mich  von  der  Wahrheit  der  Bemerkung  
 zu  überzeugen,  welche  Herr Moffat  auf  einer  der  ersten  Seiten  
 seines  Buches  ausspricht,  nämlich  dass  sich  die  Buschleute  zu  den  
 Hottentotten  verhalten,  wie  die  Bakalahari  zu  den  Bechuanen.  Wenn  
 die  Buschleute  auch  wohl  zu  derselben  Völkerfamilie  gehören  wie  die  
 Hottentotten,  zeigen  sich  in  ihnen  doch  so  manche  charakteristische  
 Eigenthümlichkeiten  des  Körpers  und  Geistes,  dass  man  zugeben  muss,  
 sie  sind  in  vielen  Punkten  nicht  nur  abweichend,  sondern  sogar  höher  
 begabt  als  die Letztem.  In Bezug  auf geistige Fähigkeiten  darf man  nur  
 an  ihr  malerisches Talent  denken.  Es  ist  schwer  zu  begreifen,  wie  ein  
 Volk  im  Zustande  der Verkommenheit,  im Verzweiflungskampfe für  seine  
 Existenz  gegen Mensch  und Natur  eine Kunst betreiben  sollte,  welche  es  
 im  Zustande  der  behaglichen  Ruhe  und  des  Lebensgenusses  vernachlässigte. 
   Die  verachteten  Kinder  der Wüste  haben  aber  dieses  Talent  
 entwickelt, während  die  ansässigen Stämme  sich  darin mit  ihnen  in keiner  
 Weise messen  können. 
 Durch  die  Gesichter  aller  Buschleute,  welche  ich  zu  sehen  Gelegenheit  
 hatte,  geht  ein  Zug,  der  mir  maassgebend  erscheint  für ihren  
 Charakter,  um  so  mehr,  als  das  Gesicht  der'Hottentotten  einen  ganz  
 anderen  darbietet.  Graphisch  lässt  sich  diese Eigenthümlichkeit  so  darstellen, 
   dass  man  sagt,  in  das Gesicht jener,  von  vorn  betrachtet,  lässt  
 sich  ein Rechteck  eintragen,  in  das Gesicht  dieser  eine Raute.  Es  beruht  
 dies  bei  Ersteren  in  der  grösseren Breite  der  Stirn  und  Schläfengegend  
 und  dem Vortreten  der  Unterkieferwinkel  bei mässig  entwickeltem Kinn;  
 bei Letzteren  in  der  stark  verschmälerten  Stirn,  den  vortretenden  Jochbeinen  
 und  dem markirten,  sehr  spitzen Kinn. 
 Der  Gliederbau  der Buschleute  ist  schlank  und  ebenmässig  bis  auf  
 den  in  der  Regel  ebenfalls  mehr  oder  weniger  aufgetriebenen  Unterleib,  
 so  lange  man  reines Blut  vor  sich  hat.  Bei  den Frauen  treten  allerdings  
 ebenso  wie  unter  den  Hottentotten  die  unförmlichen  Fettpolster  auf,  
 welche  die Gestalt  dieser  in  der Regel  entstellen.  Bei Letzteren  sind  aber  
 auch  die Gestalten  der Männer weniger  ebenmässig,  meist untersetzt  und