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 schlugen  die  Instrumente  dröhnend  gegen  die Felsen,  wenn  der Fuss  des  
 Trägers  ausglitt,  doch  wunderbarer Weise  langte  Alles  wohlbehalten  in  
 der  schauerlich wilden Tiefe  an,  welche  einen  passenden Vorwurf für  die  
 Wolfsschlucht  abgeben  könnte.  Mancherlei Bäume,  die  die  tobende Flutli  
 ihrem Grunde  entrissen  hatte,  lagen  hier unten  im wilden Durcheinander  
 aufgehäuft,  theils  verdorrt,  theils  weiterwachsend,  während  F a r r e n -   
 k r ä u t e r  von  einer Ueppigkeit und Grösse, wie  ich  sie nie vorher  gesehen  
 hatte,  zwischen  ihnen  emporwucherten.  Eine  Stunde verbrachten wir  hier  
 unten  in  der  Schlucht  des Wasserfalles  und  traten  dann  den  noch  beschwerlicheren  
 Rückweg  an,  den wir  ebenso  wie  die Heimfahrt  glücklich  
 beendigten. 
 Am Montag  den  27. December brachen wir,  nachdem  die Pferde am  
 Abend vorher vorausgesehickt waren, wieder  in  der Gart  auf,  um  auf dem  
 sogenannten neuen Wege nach  der  langen Kloof hinüberzufahren.  Dieser  
 Weg,  dessen Anlage  für  ein  so unbewohntes Land  eine grossartige  ist,  soll  
 hier quer  durch die hier mehrfach nebeneinander hinlaufenden Gebirgszüge  
 führen;  er war bereits überall  abgesteckt,  aber  ein sehr grösser und gerade  
 der  schwierigste  Theil  war  nur  eben  ausgestochen,  um  die  Linie  anzudeuten  
 ,  welche  der Weg  später  nehmen  soll.  Hinter Knysna ist er vollständig  
 fertig  und  führt  hier  quer  durch  den  „ F o r e s t “,  welcher  das  
 • schönste  Beispiel  südafrikanischer Waldung  bildet,  welches  man  finden  
 kann. 
 Die Menge  des  Holzes  wird  gebildet  von  den  kolossalen  Stämmen  
 des Yellow-wood-Baumes  (Podocarpus Thunbergii),  welcher  seine  mächtigen  
 Zweige  oft  wie  ein  riesiger Armleuchter  über  das  niedrigere Holz  
 ausbreitet.  Die Höhe  dieser Stämme  ist  erstaunlich,  ihr Umfang  am Boden  
 übertrifft zuweilen  den  der  stärksten Eichen,  die  ich je gesehen,  und  dabei  
 ist  das Holz  gesund von  der Rinde bis  zum Kern,  wie  zahlreiche  Stämme  
 der  wegen  des Strassenbaues  gefällten Riesen  zur  Seite  des Weges  erkennen  
 Hessen. 
 Ausserdem  findet  sich  häufig  ein  zierlicher,  aber  wenig nützlicher  
 Baum  (Virgilia  capensis),  Keurboom  genannt,  ferner Sneeze-wood  (Ptae-  
 roxylon  utile),  Iron-wood  (Milettia  caffra)  und  Stink-wood  (Oreodaphne  
 bullata),  welche vortreffliches Werkholz  geben;  das Eisenholz wird vielfach  
 für Hafenbauten verwendet,  während  das Stinkholz  zu Drechsler-  und  
 Stellmacherarbeiten  ein  ausgezeichnetes  Material  abgiebt.  Doch  selbst  
 hier  in  der  Nähe  der  See  im  holzarmen  Süd-Afrika  ist  man  nicht  im  
 Stande,  die  Schätze  dieses Waldes  gehörig zu verwerthen;  die Transportund  
 Verladungskosten  sind  so  bedeutend,  dass man  in  Capstadt das Bauholz  
 billiger  von  Europa  und  Amerika  bekommt,  als  von Knysna,  und  
 viele  Spekulanten  haben  durch  den  Versuch,  es  einzuführen,  grosse  
 Summen  eingebüsst. 
 Der verhältnissmässig geringe  Schatten,  den  diese Bäume wegen  der  
 schwachen  Ausbildung  der  Blätter  werfen,  erlaubt  mehr  als  in  anderen  
 Urwäldern  auch  niedrigeren Pflanzen,  zwischen  ihnen  zu wachsen.  Lianen  
 (Cynanchum  obtusifolium)  und  Reben  (Vitis  capensis)  bekleiden  häufig 
 Fig.  12.  Südafrikanischer  Urwald  (Knysna  Forest,). 
 die  niedrigeren Bäume und  verleihen  ihnen  durch  reiches Blätterwerk  den  
 von  der Natur  versagten Schmuck;  mächtige Farrenkräuter,  besonders  die  
 Todia  africaua,  bedecken  in  dichtem Gewirr  den Boden  zwischen  den  umgefallenen, 
   vermodernden Stämmen  und machen  das Vordringen  in  diesem  
 Chaos,  welches  sich über Mannshöhe  erhebt,  fast unmögfich.  Leicht begreift  
 es  sich, wenn man  diesen Boden  selbst betreten  hat, wie Elephanten  
 ungestört  in  den Waldungen  hausen  und  selbst befehdet  durch Hunderte  
 von  Personen  sich wochenlang  halten,  ehe  einer  den Verfolgern  zum Opfer  
 fällt.  Es  sind  ¡gewisse Plätze  bekannt,  von flachem Wasser eingeschlossene