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 Weissen  empfohlenen  religiösen  Anschauungen  und  Gebräuchen  ernstlichen  
 Widerstand  sollte  entgegensetzen.  Sie  leben  demgemäss  in  einer  
 von  den  Missionären  ihnen  eingeprägten,  sogenannten  christlichen  Reli-  
 gionsform,  ohne dass,  um wenig zu sagen,  die  grössere Hälfte derselben  ein  
 Verständniss  der  Lehren  hätte,  oder dass  man  die Früchte  derselben  an  
 ihren Werken  erkennen  könnte.  Die Lehrer wissen  dies  selbst wohl  gut  
 genug,  aber wer wird  es  ihnen  verdenken,  dass  sie nicht  die geringen Erfolge  
 ihrer  Bemühungen  in  nackter Wirklichkeit  darstellen  wollen  und  
 lieber Listen  einsenden über  alle  diejenigen, welche dem Gottesdienste beiwohnen, 
   als  über  solche,  die  sie  selbst für wahre Christen halten. 
 Es wird  vielfach  behauptet,  dass  die  öffentlichen Verhältnisse unter  
 den Eingeborenen  sich  seit Ausbreitung des  Christenthums  verschlechtert  
 haben,  und wenn  ich  auch weit  entfernt  davon  bin,  der Ansicht  derer beizupflichten, 
  welche  der Mission  die  Schuld beimessen,  muss ich  doch  aufrecht  
 erhalten,  dass  die  Missionäre  ebenso  Unrecht  haben,  wenn  sie  
 behaupten,  die Händler und  die Boeren  allein  seien  die Teufel, welche  das  
 Unkraut unter  den Waizen  gesät haben. 
 Die Fortentwickelung zum Guten  oder Bösen,  wie  sie  die  schwarzen  
 Stämme  jetzt  durchzumachen  haben,  ist  in  ihrem  Verlauf  durch  den  
 Nationalcharakter  vorgezeichnet,  und  äussere  Einflüsse  wirken  nur  als  
 Gelegenheitsursachen,  welche  das Rad  des  Schicksals  ins Rollen bringen.  
 Wenn  sie  davon  zermalmt  werden,  so  ist  das nur  ein Zeichen,  dass  die  
 Nationen  die  innere  Lebenskraft  und  Widerstandsfähigkeit  nicht hatten,  
 welche  sie  in  den  Stand  setzen  konnte,  den  mächtigen,  durch  die  eindringende  
 Civilisation  auf sie  ausgeübten  Stoss  zu  ertragen.  Wie  könnte  
 man  die  aethiopisehe Race vor demselben  durch  Abschliessung  schützen,  
 da  die  christliche  Religion  selbst  als  Religion  der  Welt  sie  mit  allen  
 übrigen Nationen  in  gegenseitige Verbindung  bringt! 
 Mit  der Annahme  des  Christenthums wird  in  den Neubekehrten  stets  
 ein Verlangen  entstehen,  auch  das  äussere Wesen der Völker  anzunehmen,  
 deren  inneres,  religiöses Leben  ihnen  octroyirt wurde,  und je schärfer  der  
 Contrast ist, welchen  die neue Ordnung  der Dinge mit ihrer  früheren Wildheit  
 bildet,  um  so  zerstörender  wird  dieselbe  einwirken  auf den  urthüm-  
 lichen, nationalen  Bau  ihres  öffentlichen  und privaten Lebens.  Die Trümmer  
 des  einstürzenden  Gebäudes  werden  manche  im  Schutze  desselben  
 wachsende  Tugendblüthe  knicken,  ohne  dass  der  stückweise  entstehende  
 neue  Tempel  schon  Schutz  genug  gewährte  für  das  Emporkeimen  
 anderer. 
 So  gehen  einzelne Menschen, wie  ganze Nationen  unaufhaltsam ihrem 
 Einfluss  der  Civilisation  auf  die  schwarzen  Stämme.  Makololomission.  327 
 dunklen  Ziele  entgegen,  und vergeblich bemühen  sich  Fanatiker,  welche  
 das  innere  Agens  in der Fortentwickelung  der Menschheit nicht verstehen  
 wollen,  mit  eigenmächtiger  Hand  einzugreifen  in  die  Speichen  des  ver-  
 hängnissvollen Rades.  Es  rollt weiter,  unbekümmert um unsere verzweifelten  
 Anstrengungen,  das  Schicksal  erfüllt sich nach  ewigem Rathschluss,  
 und wenn  es  erbarmungslos  über  ganzen Völkern dahinschreitet,  die der  
 Menschenfreund  mit  Trauer  untergehen  sieht,  so  darf  man  nicht  vergessen, 
   dass  diese Episoden nur Entwickelungsphasen  sind in  der  ewigen  
 Folge  der Geschlechter.  Wie  sie  aufgetaucht und vergangen  sind m  vorgeschichtlicher  
 Zeit,  so  werden  si<?  kommen  und  gehen  für  alle  Zeiten,  
 und wenn  die  schwarze  Race  als  solche  untergegangen,  werden  an  ihrer  
 Stelle begabtere, bildungsfähigere Völker existiren,  in welche das Blut  der 
 Verschwundenen gleichsam umgegossen  ist. 
 Ein  sehr  mächtiges  Moment,  die  uncivilisirten  Stämme  weiter  zu  
 führen  auf  der  von  Gott  vorgeschriebenen  Bahn,  ist  zweifelsohne  die  
 Mission;  aber  es  lässt  sich  nicht  verkennen,  dass  der Einfluss  derselben  
 weit eher  ein zerstörender,  als  ein  conservirender ist,  wofür  gerade Sud- 
 Afrika  eclatante. Beispiele liefert. 
 Die Makololo,  ein  von  Livingstone  besonders  geschätzter  und gelobter  
 Stamm,  sind niemals  dieses Lobes besonders würdig gewesen,  denn  
 während  sie  gegen  den  Missionär  christliche  Liebe  und  Friedfertigkeit  
 heuchelten, machten  sie,  sobald  derselbe  den Rücken wandte,  räuberische  
 Einfälle  in  die Gebiete  der Nachbarstämme*),  und die  specielle Aufmer  -  
 samkeit, welche ihnen v o n  Livingstone geschenkt wurde, konnte sie mch  
 vor  einem schmählichen Untergange bewahren.  _   “ 
 Um  möglichst  geschützt zu  sein,  hat  dieser Stamm  seine Stadt  auf  
 einer  Landzunge  angelegt,  welche  durch  eine  scharfe  Krümmung  des  
 Cbobbe  gebildet wird,  und  kein  Fremder  kann  auf  dem  gewöhnlichen  
 Wege  anders  zu  ihnen  kommen,  als  im  Boote  übergesetzt  zu  werden.  
 Einmal drüben  steht  es  natürlich in der Gewalt der Eingeborenen,  ob  sie  
 ihn  wieder  zurückbringen  wollen,  oder  nicht,  und  seine Lage  wird  dadurch  
 eine  sehr  zweifelhafte.  . 
 Dieser Ort,  welcher  in  der Fieberzeit  einer  der  ungesundesten bucl-  
 Afrika’s  und,  in  dürren Worten  gesagt,  durchaus  ungeeignet  ist für  einen  
 Europäer  als  bleibender Aufenthalt,  war  bestimmt  zur  Missionsstation.  
 Die Missionäre  kamen  an  und  wurden  übergesetzt,  aber  ba  ges  a  e e  
 sich  das Benehmen  der Eingeborenen  gegen  sie  unfreundlich  und  man 
 *)  Siehe  Andersson’s  Okavanga-River,  p.  184.