Gap. XXV. Gamoshopa — Logageng.
Weissen empfohlenen religiösen Anschauungen und Gebräuchen ernstlichen
Widerstand sollte entgegensetzen. Sie leben demgemäss in einer
von den Missionären ihnen eingeprägten, sogenannten christlichen Reli-
gionsform, ohne dass, um wenig zu sagen, die grössere Hälfte derselben ein
Verständniss der Lehren hätte, oder dass man die Früchte derselben an
ihren Werken erkennen könnte. Die Lehrer wissen dies selbst wohl gut
genug, aber wer wird es ihnen verdenken, dass sie nicht die geringen Erfolge
ihrer Bemühungen in nackter Wirklichkeit darstellen wollen und
lieber Listen einsenden über alle diejenigen, welche dem Gottesdienste beiwohnen,
als über solche, die sie selbst für wahre Christen halten.
Es wird vielfach behauptet, dass die öffentlichen Verhältnisse unter
den Eingeborenen sich seit Ausbreitung des Christenthums verschlechtert
haben, und wenn ich auch weit entfernt davon bin, der Ansicht derer beizupflichten,
welche der Mission die Schuld beimessen, muss ich doch aufrecht
erhalten, dass die Missionäre ebenso Unrecht haben, wenn sie
behaupten, die Händler und die Boeren allein seien die Teufel, welche das
Unkraut unter den Waizen gesät haben.
Die Fortentwickelung zum Guten oder Bösen, wie sie die schwarzen
Stämme jetzt durchzumachen haben, ist in ihrem Verlauf durch den
Nationalcharakter vorgezeichnet, und äussere Einflüsse wirken nur als
Gelegenheitsursachen, welche das Rad des Schicksals ins Rollen bringen.
Wenn sie davon zermalmt werden, so ist das nur ein Zeichen, dass die
Nationen die innere Lebenskraft und Widerstandsfähigkeit nicht hatten,
welche sie in den Stand setzen konnte, den mächtigen, durch die eindringende
Civilisation auf sie ausgeübten Stoss zu ertragen. Wie könnte
man die aethiopisehe Race vor demselben durch Abschliessung schützen,
da die christliche Religion selbst als Religion der Welt sie mit allen
übrigen Nationen in gegenseitige Verbindung bringt!
Mit der Annahme des Christenthums wird in den Neubekehrten stets
ein Verlangen entstehen, auch das äussere Wesen der Völker anzunehmen,
deren inneres, religiöses Leben ihnen octroyirt wurde, und je schärfer der
Contrast ist, welchen die neue Ordnung der Dinge mit ihrer früheren Wildheit
bildet, um so zerstörender wird dieselbe einwirken auf den urthüm-
lichen, nationalen Bau ihres öffentlichen und privaten Lebens. Die Trümmer
des einstürzenden Gebäudes werden manche im Schutze desselben
wachsende Tugendblüthe knicken, ohne dass der stückweise entstehende
neue Tempel schon Schutz genug gewährte für das Emporkeimen
anderer.
So gehen einzelne Menschen, wie ganze Nationen unaufhaltsam ihrem
Einfluss der Civilisation auf die schwarzen Stämme. Makololomission. 327
dunklen Ziele entgegen, und vergeblich bemühen sich Fanatiker, welche
das innere Agens in der Fortentwickelung der Menschheit nicht verstehen
wollen, mit eigenmächtiger Hand einzugreifen in die Speichen des ver-
hängnissvollen Rades. Es rollt weiter, unbekümmert um unsere verzweifelten
Anstrengungen, das Schicksal erfüllt sich nach ewigem Rathschluss,
und wenn es erbarmungslos über ganzen Völkern dahinschreitet, die der
Menschenfreund mit Trauer untergehen sieht, so darf man nicht vergessen,
dass diese Episoden nur Entwickelungsphasen sind in der ewigen
Folge der Geschlechter. Wie sie aufgetaucht und vergangen sind m vorgeschichtlicher
Zeit, so werden si<? kommen und gehen für alle Zeiten,
und wenn die schwarze Race als solche untergegangen, werden an ihrer
Stelle begabtere, bildungsfähigere Völker existiren, in welche das Blut der
Verschwundenen gleichsam umgegossen ist.
Ein sehr mächtiges Moment, die uncivilisirten Stämme weiter zu
führen auf der von Gott vorgeschriebenen Bahn, ist zweifelsohne die
Mission; aber es lässt sich nicht verkennen, dass der Einfluss derselben
weit eher ein zerstörender, als ein conservirender ist, wofür gerade Sud-
Afrika eclatante. Beispiele liefert.
Die Makololo, ein von Livingstone besonders geschätzter und gelobter
Stamm, sind niemals dieses Lobes besonders würdig gewesen, denn
während sie gegen den Missionär christliche Liebe und Friedfertigkeit
heuchelten, machten sie, sobald derselbe den Rücken wandte, räuberische
Einfälle in die Gebiete der Nachbarstämme*), und die specielle Aufmer -
samkeit, welche ihnen v o n Livingstone geschenkt wurde, konnte sie mch
vor einem schmählichen Untergange bewahren. _ “
Um möglichst geschützt zu sein, hat dieser Stamm seine Stadt auf
einer Landzunge angelegt, welche durch eine scharfe Krümmung des
Cbobbe gebildet wird, und kein Fremder kann auf dem gewöhnlichen
Wege anders zu ihnen kommen, als im Boote übergesetzt zu werden.
Einmal drüben steht es natürlich in der Gewalt der Eingeborenen, ob sie
ihn wieder zurückbringen wollen, oder nicht, und seine Lage wird dadurch
eine sehr zweifelhafte. .
Dieser Ort, welcher in der Fieberzeit einer der ungesundesten bucl-
Afrika’s und, in dürren Worten gesagt, durchaus ungeeignet ist für einen
Europäer als bleibender Aufenthalt, war bestimmt zur Missionsstation.
Die Missionäre kamen an und wurden übergesetzt, aber ba ges a e e
sich das Benehmen der Eingeborenen gegen sie unfreundlich und man
*) Siehe Andersson’s Okavanga-River, p. 184.