
immer brummende W usoung ihn an, und er zog sich zurück. Durch
weitere vier Tage ging es nach Westen durch ungleichmäßig gegliedertes
Hochland aus Sandstein, unübersehbaren Bergketten, manchmal mit scharfen
Kanten abfallenden Hochflächen, an den oberen Rändern der mitunter
steil eingeschnittenen Täler oft burgartigen roten Bastionen, nicht unschön
mit seinen lebhaft grünen Wäldern aus Keteleeria und Pinus Yunnanensis,
deren lange Nadeln in der brennenden Sonne glitzern, von sanften Luftwellen
bewegt, die sich am späteren Vormittage zu Wind verstärken, an
sich aber auf die Dauer langweilig und mit geringer, wenn auch mitunter
interessanter Abwechslung in der Ausbeute. Es ist ein Salzweg nach
Hed jin g , das in der dürren, Opuntia-zrfüllten Schlucht des Dsolin-ho tief
und heiß gelegen ist (1600 m). Auf der Höhe vörher, nicht weit nach der
Kreuzung mit meinem vorjährigen Wege Gwangdung—Yüenmou, fand ich
das erstemal in der Tiefe kleiner Gräben zwischen Bambus das in
Yünnanfu viel auf den Markt kommende wunderschön purpurn groß- und
zartblütige Rhododendron Simsii in voller Blüte.
Vom nächsten Übergange bietet sich ein umfassender, unter den vielen
Ballenwolken am Himmel aber fleckiger, unentwirrbarer und für die Aufnahme
leider ungeeigneter Überblick über das Hochland im Westen. Sein
Bild ist hier aber ein ganz anderes als auf der zurückgelegten Strecke,
denn es liegt stark gestört und demgemäß nicht in Tafeln und bildet nicht
zusammenhängenden Rücken, sondern ist in eine Unmenge allerdings auch
keineswegs steiler, meist dreieckiger Gipfel und kürzerer Kämme zergliedert.
Wieder ein Tal und noch ein sanfter Rücken, auf dem die duftende
Ternstroemia Japónica blüht, ein niedriger Hartlaubstrauch mit nicht gerade
kleinen, aber wegen ihrer weißlich-ockergelben Farbe und des oft
braunen Randes unscheinbaren nickenden Blüten, dann machte. ich am
zweiten Tage wieder in einer ansehnlichen Stadt, Dingyüen, Mittagsrast.
Die Leute fand ich diesmal durchwegs freundlich. Selbst ihre Zudringlichkeit
wurde mir hier nicht so zuwider, war mehr von der lächerlichen Seite
aus aufzufassen. In Dingyüen verzehrte ich in einer Herberge mein mitgebrachtes
Essen, belagert von Gaffern, die besonders meinen Bart anstaunten.
Dami holten sie einen und zeigten mir, daß er auch so etwas
Ruppiges im Gesicht habe, wahrscheinlich sollte jetzt ich ihn anstaunen.
„So, jetzt kannst du wieder gehen“, sagte ihm, der ihn gerufen hatte,
nach einiger Zeit. Ein anderer erklärte seinem Kind: „Schau, der ißt Brot“,
und wollte meinen Brotlaib abtasten, was ich aber immer abwies. Demselben
Wege, den D avies’ Karte zeichnet, nach Dayao folgend, fand ich
den Verlauf der Gewässer wesentlich zu berichtigen, denn der Weg folgt
keineswegs einer Talfurche, hondern quert zwei Tälchen, die nach Nordost
ziehen, indem er dazwischen niedrige Sättel (225G und 2225 m) überschreitet.
In Tjintschanggwan kam der einheimische Arzt mich besuchen,
em schmutziger Alter, der mir die Blechpfeife aus seinem Munde reichte,
damit ich einige Züge daraus tue, eine echt chinesische Vorstellung von
Hygiene! Auf Dayao zu wurde ich von einem Gewitterregen gründlich
durchnäßt und schob dort auch zum Heraussuchen der trockenen Pflanzen
am 7. Mai gerne einen Rasttag ein. Bunte Mergelschichten herrschen hier
vor und, trotzdem die Berghöhen zunehmen, ist die Umgebung im ganzen doch
ein völliges Labyrinth von Gräben und kleinen Becken zwischen formlosen
Hügeln. Subtropischer Pistazienbusch drängt sich in ansehnlicher Ausdehnung
ins Tafelland herein. Einen Tag
weiter ging es nach Beyendjing, im allgemeinen
etwas absteigend und demgemäß
schon durch anders zusammengesetzten
artenreicheren Busch. Eine lebhaft blaue
Schicht zwischen den Mergeln zog meine
Aufmerksamkeit auf sich. Das Handstück
wurde von A. K öhler als der seltene,
asbestähnliche Krykodolith bestimmt.
B e y e n d jin g ist wieder eine Salzstadt,
lang hingestreckt in einem engwandigen
Tal. So morastig, wie ihre Straßen waren,
so dunkelgrau sieht auch ihr Salz aus,
das von dort nur in kleinen, ungeteilten,
stumpf zuckerhutförmigen Kegeln ins Land
geht. Aufgefallen ist mir die nur dort
übliche Kopfbedeckung der Chinesinnen,
bestehend aus einem schwarzen, schmalen, .-j, ■ . . ,, il»,«, n. m i iM* t-ninesm in Bevondiiiiir. zusammengerollten Tuch, das ein horizontales
Dach, einen Ring, um den Kopf bildet, nicht unähnlich dem blauen
Kopftuch mancher Setschwanesen und Dschaotung-Yünnanesen, aber viel
schmäler und gleichmäßiger gerollt. L egendre zeichnet im Nordosten der
Stadt einen Berg von 3500 m Höhe, den ich besteigen wollte. Gesehen habe
ich ihn weder von nahe noch von ferne, denn es begann wieder nachdrücklich
zu regnen, doch durfte mich dies nicht hindern, den großen
Tempel in 2775 m Höhe mifzusuchen,- wo ich nach zwei halben Tagemärschen
einzog und abends in einer Regenpause gegen den Gipfel
(T ao hw a -s chan) stieg, der sicher nicht mehr als 300 m über dem
Tempel liegt. Die Ausbeute war auf diesem mit Eichen bewaldeten Sandsteinberge
nicht groß, lieferte aber als Neuheiten Cinnamomum pittosporoides,
vielleicht die großblütigste Zimtart, und zwei gelbe Primeln, P. flavicms
und ulophi/Ua. Interessant war es, im Aufstieg einen Schwarm von Termiten