
Zweige in dichten Reihen wie Schleier von den abstehenden Ästen lang
herabhängend, so macht dieser Trauerbaum auch, wo er Wälder bildet,
keinen heiteren Eindruck.
Links erhebt sich der Haidung-schan zu ungefähr 1100m Höhe, ein
kaum bewaldeter, gerundeter Urgesteinsberg, der unter dem an seinem
Hange noch ein Stück hinaufziehenden Kalk auftaucht und somit das Bao-
tjinger Becken begrenzt. Unter Dschangpudse, in*.300 m Höhe, gelangen wir
an den Fluß von Lunghui, der bei Taohwaping in den Tsi-djiang mündet.
Etwas aufwärts bietet ein größerer Ort, Lu du ds ai (Laodao im hiesigen
Dialekt), Unterkunft: Auch von Nordosten treten hier Berge bis Ein den Fluß
heran, der hier aus zwei Bächen entsteht. Der' eine kommt durch ein
schluchtartiges Tal von Nordwesten von Lunghui, jenseits dessen eine hohe
Bergkette zu sehen ist,, der andere, dem ich folge, ebenfalls durch einen
Engpaß von Nordnordosten aus der Richtung des wohl über 1300 m erreichenden
kuppelförmigen Wangyün-schan. Das Gestein ist hier Schiefer
und später Granit, Cunninghamia tritt wieder an Stelle der an Kalk gebundenen
Trauerzypressen. In dem weiten Becken von Niaoschuhsia beaufsichtigte
wieder ein Posten der Südtruppen den Verkehr, mein Paß
ermöglichte glattes Durchkommen. Südöstlich des Wangyün-schan führt der
500 m hohe Sattel Mawangngao in das Gebiet des Flusses von Tschükoupu,
dessen nördliche Quellbäche in ostsüdöstlicher Richtung gequert werden.
Am ersten dieser Bäche bezog ich Nachtlager in D a tjiao -se . Sandstein mit
Kohle bildet wieder die Rücken. Nach Abstieg durch eine mit Bambus erfüllte
Schlucht traf ich unweit Lungtjiaopu wieder auf den Hinweg, dem ich bis
HsikwEingschan folgte. Ein tüchtiges Gewitter und darauffolgender liegen
verwandelte gerade noch rechtzeitig meinen in Wukang erzeugten, mit
weißer Seide überzogenen und daher gut aussehenden Tropenhut in eine
sich auflösende, im Schwarz, Rot und Blau der. Schriftzeichen auf dem
darunterliegenden Papier schillernde, Eibscheulich nach Kleister "stinkende
Masse.
In H s ikw a n g sc h a n wohnte ich vom 28. August bis 8. Oktober
bei T ö l k m it t und fand noch recht viel zu sammeln. Besonders zweitägige
Arbeit in L e n g s c h u id jia n g lohnte sich. Die dortige Flora ist
v on. subtropischem Typus, während Hsikwangschan schon in der warmtemperierten
Stufe liegt. Seine Buschsteppe, die jetzt den Höhepunkt der
Entwicklung hatte, ist noch ein Mittelding zwischen der Baschwiese dieser
Stufe und der subtropischen Grassteppe. Sie ist viel ,weniger grün als jene,
hat aber 'viel mehr Sträucher und auch eine ganze Reihe anderer Kräuter
als diese. Die silberigen Rispen der Hochgräser (Miscanthus Japonicus) spielen
eine merkwürdig große Rolle; sie sind wohl übrig aus jener kaum zehn
Jahre zurückliegenden Zeit, da Hsikwangschan mitten im Walde lag und
daher wohl der Boden feuchter war als jetzt. Auf der Rückreise machte
ich auch wieder die Wegaufnahme, die ich im Frühjahr doch nicht gewagt
hatte, und hier maß ich nun eine Basis und triangulierte mittels zweier
Lote, da ich den Diopter vorsichtshalber zurückgelassen hatte. Die Blütezeit
ging inzwischen vorbei, die im Sommer aufgetauchte Absicht der
Engländer,, uns nach Australien zu schicken, war endgültig gescheitert, die
Behörden in Tscharigscha hatten von meiner Reise keinen Wind bekommen
und kümmerten sich nach wie vor nicht um uns, die Luft war also rein,
so machte ich mich am 9. Oktober auf die Rückreise dorthin.
Bis unter Loudi nahm ich denselben Weg wie zur Herreise, von
dort wandte ich mich nach H s ia n g h s ia n g , um einen bekannten Tempelwald
auf seine Ähnlichkeit mit dem des gleichgelegenen Yolu-schan zu
untersuchen. Bald nach der Wegteilung verläßt der große Weg das Kalkgebirge
und führt fortan durch Sandstein. Er schneidet die Windungen
des Lien-djiang ab, dessen allgemeiner Richtung er folgt. Am 1 2 . vormittags
besuchte ich mit dem Missionär R. S e e l ig e r den 3 0 0 m hohen
D u n g ta i-s c h a n , dessen Pflanzendecke meine oben angedeutete Vermutung
völlig bestätigte. Ich wollte von hier unter Vermeidung von Hsiangtan
geradewegs nach Tschangscha, gehen, um ein Zusammentreffen mit Alliierten
zu vermeiden und, um die beiden Tagestouren zu verkürzen, nachmittags
noch 2 0 Li bis zum Dorfe Yamangao reisen. Den Trägern hatte ich es
mitgeteilt; als ich bald nach ihnen losritt und mich auf den angegebenen
Weg führen ließ, dachte ich daher, sie bald einzuholen. Bald nach der
Abzweigung des Weges von der großen Hsiangtan-Straße erfuhr ich aber,
daß sie hier nicht vorbeigekommen waren. Sollten sie einen noch näheren
Weg nach dem Dorfe genommen haben? So fragte ich mich nach
Yamangao durch, fand aber dort bei Beginn der Dämmerung keine Spur
von ihnen, sondewi hörte von einem Manne, der von Hsiangtan kam, daß
er sie auf der Straße dorthin begegnet habe. Hier mich ohne Bettzeug
in die Läuse zu legen, war nicht meine Lust, so kehrte ich zurück und
fiel noch spät im Dunkeln Herrn S eeliger wieder ins Haus. Eine kleine
Giftschlange, den weiß und schwarz geringelten Bungarus multicinctus,
die sich zwischen den Füßen meines Pferdes herumtrieb, hatte ich eingeheimst.
Meine Absicht war, den Trägern einen Mann in der Nacht nachzusenden,
sie auf mich warten zu heißen und mir zu melden, wo er sie
fand. Der Missionär traute ihnen aber genug Verständnis zu und konnte
keinen Boten finden, so mußte ich den Plan aufgeben und am nächsten
Tage in der Morgendämmerung ihnen nachreiten. Nach beinahe ununterbrochenem
neunstündigem Ritte erreichte ich sie denn um 2 Uhr Nachmittag
an den Mauern von Hsiangtan, gerade noch zurecht, um sie am
Betreten der Stadt, die ich auch der Behörden halber meiden wollte, zu