
dann steil in Windungen an ihrem östlichen Hange auf den sie begleitenden
Rücken. Interessante Sträucher beherbergt wieder der Busch: Clematis
Delavayi, einen buschig-strauchigen, kleinblättrig-silberhaarigen Vertreter
der sonst windenden Waldrebengattung, und Brandisia racemosa mit an
überhängenden Ästen zu Träubchen zusammengestellten langen Blüten, die
besonders jetzt, von den letzten Strahlen der untergehenden Sonne durchschienen,
scharlachrot leuchten. Djiangyi liegt schon beinahe 1000 m über
dem Fluße, und von dort geht es durch die nächsten drei Tage am Ostfuße
kahler, Kohle und Kupfer führender, niedriger Sandsteinketten über
dem ebenso trostlos aussehenden Hochland von Dungngan hin nach Huili.
Eine Herberge war so schmutzig und mit Spinnengeweben verhangen,
daß ich mich bemüßigt fand, sie nur deshalb bei entsprechender Beleuchtung
aufzunehmen. Mehrere Steppenorchideen standen in Blüte, auf überrieselten
Felsplatten an einem Bächlein aber die winzige, rosablütige
Utricularia orbiculata, sonst ergab diese Strecke nicht mehr viel Nennenswertes.
Ich rastete in H u ili zunächst einen Tag lang und machte mich am
16. September zu einem erneuten Besuche des Lungdschu-schan auf, um auch
seine Blütenpflanzenflora, die im Frühjahre noch nicht entwickelt gewesen
war, kennenzulemen. Diesmal bedurfte es keiner großen Vorbereitungen,
denn ich war schon eingeführt; so gab mir der Beamte nur einen Soldaten
oder richtiger Gewährsmann ohne jedes Abzeichen seiner Würde, auch
ohne Kopfbedeckung, mit, und zwei Tragtiere genügten vollauf für mein
Gepäck. Da nur ein Weg hinaufführt, machte ich den Ausflug genau wie
im März. Auf dem Rücken hüteten Kinder ihr Vieh, und eines ihrer Fohlen
lief meinen Tieren bis gegen Djifangkou hinab nach, ein Lolomädchen
dahinter, um es zu holen. Wir fingen das Fohlen ein, um es der Hirtin
zu übergeben, die aber traute sich nicht in unsere Nähe; so kamen wir
immer tiefer und tiefer, das gefiel ihr doch nicht, mit einem scheuen,
raschen Griffe faßte sie es endlich am Halfter und lief mit ihm zurück.
Hatte schon der Aufstieg die Blütenpflanzenflora als recht armselig erkennen
lassen, so ergab der Besuch des Gipfels am nächsten Morgen auch
nicht wesentlich mehr. Das windende neue blaue Aconitum bulbilliferum,
das als einzige Art seiner Gattung in den Achseln der oberen Blätter
Brutknospen erzeugt, interessierte besonders, die niedrige, aber kräftige
Orchidee Satyrium ciliatum mit fleischroten umgekehrten Blüten und gleichgefärbten,
herabgeschlagenen Deckblättern war häufig, blaue, flachblütige
Codonopsis Forrestii windet auch hier zwischen den goldenen Mooszotten
an Sträuchem und Bambus. Daß der Lungdschu-schan 'in der Gipfelgegend
durch den Einfluß des Eruptivgesteins, Windexposition oder wahrscheinlich
ursprünglich doch durch Rodung waldlos ist, täuscht eine größere Höhe
vor; er reicht aber wirklich an die Hochgebirgsregion auch nicht annähernd
heran und der Mangel an Kalk ist einem abwechslungsreichen Pflanzenwuchs
auch nicht günstig. Das schönste an dem Berge bleibt die Moos-
und Flechtenflora, deren genauere Untersuchung mir noch manche Ergänzung
zu meiner früheren Aufsammlung gab. Weiter unten waren die
späten Blüten der Heidewiesenkräuter reichlich entwickelt, es war aber
auch darin kaum etwas zu verzeichnen, was mir nicht schon begegnet
wäre. Ein Neufund war wieder die schon verblühte Hydrangea macrocarpa
mit unterseits filzigen Blättern.
In Huili verlötete ich meine bisherige Ausbeute und hinterlegte sie
beim Herbergswirt, dann machte ich mich am 20. auf den nächsten in
D avies' Karte eingezeichneten Weg über Pudi-dschou nach Yenyüen.
Nichts hatte die Schwierigkeiten vermuten lassen, die dieser Weg für die
Tragtierkarawane bot. Er übersetzt nach nur 800 m Anstieg den ziemlich
kahlen Kamm südlich des Lungdschu-schan und steigt ins tiefe Tal des
Nganning-ho hinab. Der Weg war an einem Bachrand abgesunken, ans Herrichten
hatte niemand gedacht, in die schlammverstopfte Spalte rutschte
uns ein Pferd geradeaus bis über den Bauch hinein und konnte nur
schwer wieder herausgezogen werden. Oroxylum Indicum, ein wenig verzweigtes
Bignoniazeen-Bäumchen mit umfangreichen, im ganzen dreieckigen,
doppelt gefiederten Blättern und von langen, aufrechten Stielen
hängenden, 70 cm langen, holzigen Schoten wächst dort zwischen üppigen,
schirmförmig ausladenden Sträuchern des Phyllanthus Emblica. Um die
Früchte herunterzuholen, kletterte P en auf den Baum, band den Pflanzenstecher
an sein abgewickeltes Kopftuch und warf ihn danach, verfehlte
aber zunächst das Ziel und schlug D jin damit ein Loch in den Kopf; der
aber suchte geschwind ein paar Blätter am Wegrand aus, unter denen ich
Medicago lupulina bemerkte, und verpflasterte es. Ober P a n g lin g k o u wurde
am nächsten Morgen der Nganning-ho übersetzt; er ist ziemlich schmächtig,
machte aber doch, aus dem Fährboot gesehen, einen eigenartigen Eindruck,
wie er über der kurzen eben gestauten Strecke aufschäumend über das grobe
Gerolle seines steiler ansteigenden Bettes auf uns herabkommt. Dann geht
es nach Nordwesten allmählich aufsteigend durch ein weites, angebautes
Tal. Überall steht noch der mächtige subtropische Bombax Malabarica
um die Häuser. Dann eine kleine Schlucht; ich hatte allerlei Arbeit, und
als ich der Karawane nachkam, hatte der Mafu weit vor der angegebenen
Nachtstation vor einem Hause, in dem unmöglich zu übernachten und
auch kein Platz und Futter für die Pferde war, schon um halb sechs Uhr
abgeladen; man sagte dort, daß drei Li weiter ein Dorf mit mehreren
Herbergen sei. Ich ließ daher wieder aufladen und ritt mit meinen Leuten
voraus weiter. Der mitgenommene Führer lief beim nächsten Hause davon;