
stand an den Felsen in Fracht, Ligularin cremanthodioides ist neu,
Sedum oreades, Pedicularis Elwesii, Allium Forrestii und andere aber
schon bekannt. Als ich schließlich über steilen Rasen, eine Schutthalde
und zuletzt den Grat steil hinauf den 4575 m hohen Gipfel erreicht hatte,
begann der Nebel auch schon diesen selbst zu umziehen und gestattete
nur mehr da und dort einen Durchblick in die walderfüllten Täler zu
Füßen, was sich zwar sehr schön ansieht, aber für topographische Studien
wenig erfreulich ist. Der Gomba-la, der hier, von der Breitseite, als ganz
gewaltiger vergletscherter Stock vom Aufstiege aus noch vollständig zu
sehen war, zeigte sich gar nicht mehr und nur im Nordnordosten die
Gegend über Atendse blieb länger frei. Dort sieht man den dunklen
Bematschang mit kleinen Gletschern, den ich, wie die übrigen Gebirge,
nunmehr nach den Anhaltspunkten der Baumgrenze und Vergletscherung
schon mit ziemlicher Sicherheit schätzen konnte, und zwar auf etwa
5300 m, die vielspitzigen, an den Piepun erinnernden Kalkgebirge von ungefähr
derselben Höhe zwischen Atendse selbst und dem Yangdse, mid
weiter im Norden wieder einen mächtigen, höheren, klotzigen Berg mit
kleinen Gletschern. Lange wartete ich oben nocb, ob der Kakerbo und
die höheren Schneegipfel der Mekong—Salwin-Kette sich nicht doch noch
zeigen wollten, aber vergebens; sogar die gegen 5200 m hohe Kette diesseits
des Doker-la blieb von einer Wolkenbank abgeschnitten. Von unten streckten
mir die Strebepfeiler und Türme, zwischen denen ich heraufgestiegen war,
ihre Spitzen entgegen und darunter konnte man Hütte und Zelt, Leute
und Jak als winzige Pünktchen unterscheiden, am Nordostfuße an
der Baumgrenze aber dunkle Moortümpel auf einer Art Seenplatte beisammen.
Die fast senkrecht steil nach Westen einfallende Kalkeinlage
bildet an der Ostseite des Saoa-lumba noch den auffallenden scharfen,
glatten Grat des T r a tje - tr a , hört aber schon vor dem Wege Si-la—Nisselaka
wieder auf und setzt sich auch nach Norden nicht über den Schöndsu-la
hinaus fort. Die Wasserscheide aber biegt gleich südlich des Maya nach
Osten aus, trennt die Ursprünge des Saoa-lumba und des von Londjre
heraufkommenden und hat ihren höchsten Gipfel hier anscheinend nicht
weit nördlich des Si-la. Ein Zweigkamm erhebt sich fast ebenso hoch in
einer gegen den Mekong vorgeschobenen, ungefähr ober Serä liegenden
Berggruppe. Der höchste Gipfel der Mekong—Salwin-Kette vom Ursprung
des Doyon-lumba südlich dürfte aber das wohl 5000 m erreichende Trapez
des N a n g e -la im Südosten von Bahan sein. Das ganze Gebirge hat viel
Vergleichbares mit unseren Zentralalpen in Gipfelformen, Terrassen, Karen,
Lawinenstrichpn und anderen Formen. Ich peilte und photographierte,
was möglich war, und . machte mich an den Abstieg, nachdem ich mehr
Zeit, als mir lieb war, mit Zuwarten vertan hatte.
26. AUE DER MEKONC-SALWIN-KETTE GEGEN DIE TIBET-GRENZE
Um von Schöndsu-la nach Tjionatong am Salwin zu gelangen, muß
man nun die ganzen Quelläste des D o y o n -lum b a , fünf an der Zahl, in
der Höhe umgehen, denn in der Tiefe durch die Wälder kann man nicht
weglos wandern. Zunächst führt ein Almsteig nach Norden in ungefähr
gleicher Höhe an der Ostseite des Gebirgsstockes P o n g a to n g hin, der, in
gleicherweise wie in der Salwin—Irrawadi-Kette der Gomba-la, am Knotenpunkte
einer Querkette mit der Längskette des Maya sich zu 4600 m Höhe
erhebt. Der Weg führt zu einem einige Meter tiefen Hochsee, dessen Plankton
ich fischte. Draba jucunda und oreades, Potentilla microphylla und Polygonum
nummulärifolium füllen die Schneemulden herum aus. Sonst ist die Hoch-
gebirgsvegetation der Gegend äußerst üppig, Polygonum calostachyum, Aco-
Arten, viele Kreuzblütler, Meconopsis impedita, das grünblütige Enziangewächs
Veratrilla Baillonii, die kaum mehr sichtbare neue Gentiana sub-
tilis, ein großer Salbei aus der campanulata-Gvuppe, Streptopus simplex,
Ligularia Yunnanensis, Nomocharis aperta, Nephrodium barbatum, trübrote
Pedicularis Tzekouensis, das Merkwürdigste ist eine Distel, das neue Cirsium
bolocephalum, die ich in unentwickeltem Zustande schon auf demTschiangschel
in der Salwin—Irrawadi-Kette bemerkt hatte, eine reichbestachelte, dichtblätterige
Pflanze mit einer kopfgroßen weißen Wollmasse an der Spitze, in der
die großen purpurnenBlütenkörbe eingesenkt erscheinen. Allmählich ansteigend
erreichten wir in 4375»* Höhe den Kamm und an der Westseite hinab
die Zone zusammenhängenden niedrigen Alpenrosenbusches über der Baumgrenze.
Der Steig hatte sich ganz verloren, und mühsam verfolgten wir,
über die 'wie niedriges Krummholz gebogenen, imter dem Tritte ausweichenden
und unter den Bergschuhen sich entrindenden und schleimigrutschigen
Alpenrosenzweige wenig auf- und absteigend, den steilen Hang
wieder nach Norden. Von Felsrippen, Karen und Blockhalden unterbrochen,
dehnt er sich im Bogen um den Talursprung, kaum 3 km in der Luftlinie,
aber schier Endloses schienen wir vor uns zu haben, wenn wir die mit
großer Mühe zurückgelegte Strecke verglichen mit jener, die uns der Führer
— wieder Kru — wies. Da war es anscheinend doch besser und kürzer,
den nächsten Talast zu queren, denn dazu mußte man wohl 800 m ab-
und wieder ■ aufsteigen, brauchte aber nicht in die Wälder zu geraten. So
nahmen wir die Dichtung geradeaus hinab, erst durch eine grasige Rinne,
dann wurde es immer steiler, an Bambussen und den Zweigen großer
Rhododendren uns haltend, glitten wir mehr hinab als wir gingen und
erreichten schließlich über den Felsabsatz der Trogtalwand und eine Lawine
den Bach. Wieder ein neues Edelweiß fand sich dort an Gebüschrändern, die
zwölfte Art meiner Ausbeute, Leontopodium Forrestianum, das einen Übergang
zur Gattung Gnaphalium darstellt. Nur etwas abwärts, in dem Zwickel
zwischen diesem und dem nächsten Seitenbach, zwischen Moortümpeln in