
secta, dann höhere, krautige Scutellaria Likiangensis, Salvien, Morinen, Astern,
unsere Flockenblumen vertretende Saussureen, rasenbildend mit den Blättern
eines Gänsefingerkrautes, aber langen, straft aufrechten, reichen Blütenähren,
die ebenso schöne als interessante Spenceria Ramalanat das große
borstige blaue Onosma paniculatum, dazwischen mit violetten, rosa und
gelben orchideenähnlichen Blüten das Ingwergewächs Roseoea cautleioides
und verschiedene wirkliche Orchideen, Frauenschuh-Arten und Habmaria
glaucifolia mit dem Boden dicht angepreßten fleischigen Blättern und
grünen, aber großen und abenteuerlich geformten Blüten mit gerollten
Zipfeln und, ebenfalls Rosetten bildend, die i/a m im Durchmesser
halten, die Korbblütler Jurinea Forrestii und berardioidea mit sitzenden
Köpfen, bei der ersten zu mehreren gehäuft, bei der zweiten einzeln
zwischen den Blättern. Zarte Scheingräser erhöhen den Eindruck der
Wiese, der lockerblütige Cyperus Sieberianus und die ganz feine Fim-
bristylis diphylla und Juncus allioides■ mit weißen Köpfen. Aus
prächtig beleuchteter Wolkenszenerie tauchte der Satseto hervor. Ein
scharfer Grat wendet uns seine Ostflanke zu, von Schneerinnen durchzogener
und überdies beschneiter Fels und in seinem tiefsten Teil eine
Eiswand, dann rechts wieder zu einer kapuzenförmigen Schneekuppe sich
aufschwingend. Eine gewaltige Randkluft zieht an seinem Fuße hin, das
Firnbecken des Gletschers ist von unten kaum sichtbar, aber der Eisbruch
der Zunge hängt über den Hang herab bis in die Höhe der obersten
Bäume. Möglich, daß sich die -Eiswand vom Gletscher auf den Grat bewältigen
ließe, aber ich wüßte nicht, in welcher Jahreszeit es die Wetterverhältnisse
einem erstklassigen Bergsteiger erlauben würden, den Versuch
zu wagen. Kein Raut stört die majestätische Ruhe der einsamen, Unbewohnten
Gegend, nur das Murmeln des Gletscherbaches hört man von
ferne, der über den Steilhang herabspringt und als Besch u i etwas vor
uns durch eine 125 m tief eingeschnittene Rinne dem Yangdse zueilt. Der
Weg führt im Walde zu einer steinernen Brücke herunter. Milchweiß
kommt der Bach in kiesigem und sandigem Bette zwischen dichten, vielfach
moosbedeckten Weidengebüschen daher, während Birken und die verschiedenen
Nadelbäume, auch Lärchen, die steil in den nicht breiten, aber
vollkommen ebenen Talweg absetzenden Hänge bedecken, unangetastet
vom Menschen, überragt von den gewaltigen Schnee- und Felsfluchten
des Hochgebirges, so daß jeder Schritt ein anderes, wieder in seiner Art
großartigeres oder malerischeres Bild zeigt.
Zwei Tage später stieg ich nochmals den Berg hinan, anfangs auf
demselben Wege wie zum ersten Male, dann aber geradeaus über die steilen
Matten auf das höchstgelegene Kar unter dem Ünlüpe-Kamme zu. Wieder
schwelgte ich im Genüsse der Hochgebirgsflora, aber bald wurde dem
wieder ein ebenso klägliches Ende bereitet wie damals. Es begann zu
regnen und alsbald zu gießen und die Leute trauten sich in ihren Strohsandalen
auf dem glatten Rasen nicht weiter, ohne Führung zu gehen ist
aber im dicken Nebel in dem dann recht unübersichtlichen Gelände wirklich
nicht ratsam. Wieder etwas herunter, schlug ich daher eine Steigspur nach
Süden ein, um auf den vulkanischen Fels zu kommen, der den Südteil
der Kette bildet. Auch er trägt reiche Flora, z. B. zarte, in Büscheln stehende
lilienblüt.ige gelbe Lloydia oxycarpa und das ähnliche weiße Allium Yun-
nanense, trübblaue Codonopsis Bulleyana und vieles andere, und auf dem
schwarzen Fels selbst sticht die neue grellgelbe Acarospora discurrens mit
ihren strahlenförmig auslaufenden Lagerästchen ganz prächtig ab. Ich überstieg
einen kleinen Sattel und stieg durch die nächste Rinne ab. Die Ledergamaschen
hatte ich mit dem Pferde zurückgeschickt, um leichter steigen
zu können. Nun schleifte der Regenmantel in dem triefenden Gekraute
und wurde voll von Blutegeln, und zu Hause fand ich an meinen Beinen
ihrer acht, die sich durch die Bergstrümpfe durchgewunden hatten und
dann, vollgesogen, nicht wieder heraus konnten.
Am 22. suchte ich endlich jene Pflanze auf, die unter allen von Lidjiang
vielleicht in neuerer Zeit die größte Berühmtheit erlangt hat, die Prímula
Littoniana, die aber den älteren, wie sich später herausstellte, auf sie bezüglichen
Namen Prímula Viali zu führen hat. Sie wächst hier nur an
wenigen Stellen, in einem Sumpfe auf der Kette östlich gegenüber Ngulukö
und beim zweiten „Trockenen See“, bei Ganhaidse, am direkten Wege
von Lidjiang nach Dschungdien. Diesen Standort erreicht man an der
Lehne gegen Südwest hinansteigend, wo am Wegrande besonders auf
Sandstein die kleine ein- bis dreiblütige Prímula Yunnanemis in Mengen
gedeiht und, von weißen Kalksteinen sich grell abhebend, das niedrige,
aber großblütige, tiefrote Rhododmdron sinolepidotum. In einer Mulde des
Rückens liegt in einer Sumpfwiese, Haleko, ein klarer Teich, jenseits
geht es noch 200 m hinab in die größere Mulde von Ganha idse . Dort
liegt ein Nahsi-Dorf in drei Häusergruppen. Schon am Hange zeigt, ähnlich
wie in der nächsten Umgebung von Ngulukö, in Quellsümpfen schwellender
Rasen üppige Blüten; besonders befremdet darin üppiges blaues Oyno-
glossum amoenum, das . gelbliche Herzblatt Parnassia Wightiana, eine
dunkle Phlomis (atropurpúrea) und ein großes Sumpf-Edelweiß Leontopodium
caloceph'alum var. uliginosum. Die Kalkkonglomeratfelsen schmückt
Didissandra sericea mit dicken, weißlich wolligen Rosetten tief gefurchter
Blätter und zierlichen schwankenden Dolden verschieden gezeichneter
blauer Blüten. Der Glanzpunkt aber ist die Sumpfwiese, die
sich zum abflußlosen See hinauszieht und 3130 m hoch liegt. Wir suchen
nicht länge, um längs der Bächlein, die den schwarzen Boden bis auf