
Werk. Ein Tag Aufenthalt gab uns Gelegenheit zu Detailuntersuchungen,' ohne
daß wir viel Neues fanden, und am 21. Februar kehrten wir wieder zurück.
Der Nordberg, T s c h a n g ts c h u n g - s c h a n , 500 m über der Stadt, mit
seinen ungleichmäßigen Zinnenmauern der zersägten Devonkalkschichten
wurde später mein Lieblingsausflug. Einen Tag beansprucht der Besuch der
Tempel des H s i-s c h a n , jener Felsenmauer, die das westliche Seeufer bildet.
Am J. März führten wir diesen Ausflug in größerer Gesellschaft aus. In einem
„Hausboot“ läßt man sich vom Westtor der Stadt durch einen schmalen
Kanal zum See ziehen, erst beim Eintritt in den lagunenartigen Endteil
wird das Segel gehißt. Chinesische Gerüche überall, wo man . zwischen
den dichtgedrängten Booten durchschlüpft, denn die einen bringen, zum
Überfließen gefüllt, ganz offen den Latrineninhalt aus der Stadt in die
Felder, andere ihnen entgegen große Haufen der in der Lagune massep-
haft wachsenden schlammüberzogenen Armleuchteralgen, deren auf dem
Kalkreichtum beruhender Düngewert den Chinesen nicht imbekannt ist.
Sie werden mit dem Schlamm zu Fladen gepackt, trocknen gelassen und
so verfrachtet. Die Düngerwirtschaft ist einmal das, was einem bei den
Chinesen immer wieder am meisten in die Augen und in die Nase sticht.
Da nur wenige Rinder als Arbeitsvieh gehalten werden, beherrscht Latrinengestank
das ganze bebaute Land, doch wissen sie auch durch Ausnützung
einer Gewohnheit der Pferde Dünger zu gewinnen, indem sie meist
in Hohlwegen oder zwischen zwei Balken Stroh auf die Karawanenwege
legen. Man begegnet Boote mit Gemüsen und Früchten, mit Kalksteinen
für die Stadt, mit ganzen. Familien und Ausflüglergruppen und wieder
von einer einzelnen Frau geruderte, die dabei ihr Kind auf dem Rücken
festgebunden trägt. Bei schlechtem Wind braucht die Überfahrt mehrere
Stunden. Schilfinseln, auf denen Mengen von Primeln (P. hypoleuca),
Eriocaulon Schochianum und später große blaue neue Iris phragmitetorum
blühen, verhindern die Übersicht, im Wasser gibt es verschiedene Laichkräuter,
den hier entdeckten Xystrolobus Yünncmensis mit gelben Blüten
in saftigen, schwimmenden, weichstacheligen Scheiden und anderes zu
fischen, ganz abgesehen vom Plankton, den mikroskopischen Tieren und
Pflanzen, welche das Wasser in ihrer Menge ganz trüb färben. Man landet,
wo eine ganz schmale Landzunge von links herein den tiefen See
abgrenzt, und steigt auf steilem Treppenweg erst durch Busch, den
Lianen, weiße Waldreben und gelber Senecio scandens verfilzen, und dann
durch Wald den Hang hinan. 360 m über dem See liegen die Tempel,
und von dem obersten führt nach links ein ausgemeißelter Gang durch
Torbögen und einen kurzen Tunnel in die senkrechte Felswand hinaus,
von der sich umfassender Ausblick über den See und die Ebene bietet.
Die Hauptkanäle kommen jenseits, von dunklen Zypressenalleen begleitet,
1. Der Tschangtschung-schan (2400 m) bei Yünnanfu von S. Unten Bohnen, darüber
beim Bauernhaus Rettigfelder. R. vorne in der Steppe Rhododendron spiciferum.
2. Lithospermum Hancockianum auf dem Laodjing-schan bei Yünnanfu, 2450 m.
R. Selaginella sanguinolenta.