
zwischen Kalkfelsen eine Doline eingesenkt ist, am Dörfchen L a ts a vorbei
in eine gegenläufige Fortsetzung unserer Talfurche. Schon diesseits macht
der Wald da und dort Wiesen Platz; auf dem Sattel nehmen sie alles
ein und nur Stecheichengebüsch drängt sich dazwischen. Sie sind verhältnismäßig
trocken und gehören dem Heidewiesentypus an. In ihrem üppigen
und farbenprächtigen Blütenflor, der die Gräser ganz zurücktreten läßt,
erinnerten sie mich ein wenig an die Waldwiesen Ostbosniens, aber
Farben und Formen sind hier am Dscliungdien-Hochland unvergleichlich
herrlicher, üppiger und fremdartiger. Da findet man mehrere große schöne
Laucharten, Allium polyastrum mit zahlreichen, ziemlich kleinen Blüten
und hohem, breit geflügeltem Stengel und A. macranthum mit großen,
nickenden Glocken, die ihm ein ÜMtoiims-ähnliches Aussehen geben, die hellblaue,
gelb gezeichnete Linaria Yunnanensis, die schon erwähnte Saussure a
Wettsteiniana, dem tieferen Standorte entsprechend von höherem, üppigem
Wüchse, viele andere Saussurea-Arten und viele Doldenpflanzen, darunter
ein unserem montänum ganz ähnliches Heracleum und eine kleine dunkelpurpurn
blühende Engelwurz, das rasenbildende, schlankstengelige, klein-
sternige Edelweiß Leontopodium Franchetii mit dichtstehenden, fadenförmigen,
klebrig-drüsigen Blättern, Dracocephalum Isabellae mit großen
gehäuften violetten Lippenblüten, rispige blaue Enziane und zarte Glockenblumen
und in Mengen wieder die schöne, traubige, gelbe Ligularia
pleurocaulis. Es sollten heute nur mehr 15 Li Weges vor uns sein, da
aber die Gebirgsvölker sich auf die Angaben in chinesischen Li nie verstehen,
erwies sich im ebenfalls sanften Absteigen eine Mittagsrast als
notwendig. Schöne Berggipfel rechts überragen die Waldregion, mein Plan
war daher sofort reif und ich gab dem Mafu gleich eines der dorther
kommenden, weiten und sicher nicht schwer gangbaren Seitentäler als Ziel
für morgen an. Das Haupttal führt im Bogen nach Hsiao-Dschungdien
hinaus; es münden noch zwei größere Seitentäler, in die gute Wege
führen. So widerrief ich meine erste Angabe, um einen dieser Wege
ins Gebirge zu benützen.
H s ia o -D s c h u n g d ie n liegt nächst dem Dschundjiang-ho in einem
alten Seebecken, etwa 2 lcm von der äußersten ganz niedrigen Kette des
Piepun-Gebirges entfernt, die der Weg eben durchquert hat. Der Bach,
dem ich folgte, hat in das Seebecken eine kleine Schlucht mit senkrechten
Schotter- und Konglomeratwänden geschnitten, in der er auch einen
Wasserfall bildet. Ich kam am frühen Nachmittag an, ließ meine Ausbeute
und W ang, um sie zu betreuen, sowie einen Teil der Karawane dort und
nahm gleich am nächsten Morgen mein Zeit, Feldbett und das Nötigste
nebst Papier und Lebensmitteln für drei Teige für Mensch und Tier in das
Seitental dem P ie p u n zu. Schon vor. der Talgabelung zwischen Steinen
51. Rheum Älexandrae, rückw. blühend, vorne in Frucht, Rhododendron hippo-
phaeoides und Salix-Arten im Gebirge Piepun bei Dschungdien, 3600 m. Rückw.
Picea, Likiangensis.
52. Tibeter aus Djiatschrin (Hsiangtschen).