
Schluchten für uns recht günstig gelegen. Rote Sandsteinfelsen, wie gewölbte
Bastionen vorspringende Wände bildend, ragen aus den hellgrünen
Kiefernwäldern, aus denen da und dort auf ansehnlichen Sträuchern
die großen, hell schwefelgelben Blüten einer Alpenrose, Rhododendron
irroratum, leuchten, während das weiß-rosafarbige Rhododendron obscurum
allgemein verbreitet ist. Mehr an die Schluchten hält sich die hart- und
graublättrige Eiche Lithocarpus dealbata. Über eine Felswand plätschert
ein Wasserlauf, in viele Fäden zerteilt, herab. Frauenhaar und kriechende
Moose bedecken alles nasse Gestein und noch in den Nischen hinter dem
Wasserfallchen blüht schön rosa ein schlaffes röhrenblütiges Rubiaceen-
Kraut, Ophiorrhiza Japónica. Abends hatte eben der „Boy“ die nie ausbleibenden
Gaffer aus dem raucherfüllten Dachraum, wo wir arbeiteten,
hinausgejagt und die Tür verschlossen, da begann es an der Seitenwand
zu rumpeln, ein Brett nach dem anderen fiel heraus und herinnen waren
sie wieder. „Zum Teufel, was wollt ihr denn da?“ „Ein bißchen zuschauen“
war wie selbstverständlich die Antwort. Von H s in lu n g ersteigt
der Weg einen welligen Rücken; von seiner Nordkante öffnet sich aus
einer Lichtung des Waldes plötzlich durch einen natürlichen Rahmen von
schön gewachsenen Kiefern, wie ausgesucht für ein Stimmungsbild, ein
prächtiger Blick auf das tief unter uns gelegene, reich bebaute Becken
von H s ia o d s a n g mit einem halben Dutzend von Dörfern, eingeschlossen
zwischen oft steil herausragenden Kalkfelsköpfen. Blicken wir mehr rechts,
so sehen wir steilwandigere Bergformen um die Schlucht des Pudu-ho,
der dort zum Yangdse fließt, überhöht von der Kante des 4000 m hohen
Tjiaoding-schan. In steilem Zickzack geht es durch den Föhrenwald hinab
ins Becken, am nächsten Tage wieder über einen sanften Sattel, immer
nach Nordnordwesten, in ein weites Tal, das von Norden herab an uns
links vorbei sich nach Lutschwan wendet. Von einer überhöhenden Kuppe
aus hätte ich es gerne gleich aufgenommen; steil hinauf auf schlechtem
Pfade erreichte ich sie; der Ausblick war aber keineswegs befriedigend,
ich mußte auf einem Kreise von mehreren hundert Metern den Apparat
mehrmals neu aufstellen, hohes Gras niederschlagen und Bäumchen beiseite
biegen lassen, tim alles daraufzubekommen, es war eine ärgerliche Arbeit
mit sehr viel Zeitverlust. Noch ärgerlicher war es aber, daß dann unten
an einer Ecke des Weges derselbe Ausblick sich viel günstiger zum
Aufnehmen wiederfand. Im Osten säumt das Talsystem eine gewölbte Bergkette,
im Westen ein scharfer, anscheinend einer Hochfläche zugehörender
Rand ein, im Norden sieht man zwei flache Dreieckgipfel und dahinter
eine etwas höhere bezeichnende Felskante, die von dem Flüßchen
im Bogen östlich umflossen wird. Das ganze wohl 12 km breite Tal erscheint
überall von flachen, breiten, kiefernwald- und buschbedeckten Rücken
3. Blick vom Tschangtschung-schan auf Yünnanfu und den Kunyang-hai.
R. der Hsi-schan,
4. Felsengang am ITsi-sclian hei Yünnanfu.