
von diesem konnte ich erst in Tschuhsiung, sechs Tagereisen weiter, Antwort
erhalten. So zog ich brütend weiter. Der Hauptverkehrsweg Yünnans
ist um nichts besser, ja an manchen Stellen schlechter als viele „kleine“
W ege. Wo er gepflastert ist, ist das Pflaster meist schon längst zerfallen,
einzelne Klötze sind in den Grund getreten, andere verschwunden, überall
klaffen mit Wasser und Schlamm erfüllte Löcher, wo ein sumpfiges Rinnsal
den Weg kreuzt, brechen die Pferde bis zu den Knien ein, wo weiche
Sandsteinplatten ihn bilden, haben die Karawanentiere eine schmale Rinne
oder wie eine Fährte ihre einzelnen Fußstapfen tief darin eingegraben,
wenn aber eines mit dem falschen Fuß hineinzutreten beginnt, kommt es
unbedingt zu Fall, soferne man es nicht sofort zurücknehmen kann. An
solchen Stellen geht man überhaupt besser zu Fuß, wenn man nicht die
gesunden Beine seines Pferdes und damit die eigenen Rippen in Gefahr'
bringen will. Fein gemeißelte Triumphbogen und schön ausgeführte Steintafeln
zum Gedächtnis von Beamten, die nicht „das Geld geschluckt“ haben,
stehen am Ausgang aller größeren Orte. Da und dort sieht man die
„Wage der Gerechtigkeit“, einen Wagebalken mit einem Ring an einem
und einem Haken am ändern Ende, an einem Baum oder einer Stange
befestigt, über dem ein Täfelchen daran erinnert, daß hier ein Dieb seine
Prügel bekam. Von ferne, aus der Höhe gesehen, erinnern die mittelgroßen
Ortschaften mit ihren niedrigen Häusern und der geraden Hauptstraße
oft an Bauerndörfer des Wiener Beckens. Die Herbergen sind verhältnismäßig
gut und die Neugierde der Leute nicht so übermäßig, denn
reisende Europäer hat man hier schon oft genug gesehen.' Schrecklich
war mir' aber der angeblich Arsen enthaltende Qualm, den die reisenden
Chinesen gegen die Mücken machen; ich habe öfter durch Schenkung einer
Salbe abgeholfen, wenn er in die Nähe meiner Nase drang. Eine kleine
Unterhaltung gab es zwischen Yünnan-hsien und Yünnan-yi; unter dem
Geschrei der vielen ringsherum arbeitenden Bauern lief ein großer, fast
weißer Wolf ganz langsam auf den Weg zu. Ich sprang sofort vom Pferde
und zog meine Browning, er kreuzte ihn wenige Schritte vor mir, ich
mußte aber vorsichtig sein, da vorne wieder Leute auf dem Wege wTaren,
und so fehlte ich ihn, was zur Folge hatte, daß er die Ohren zurücklegte,
einige Sätze machte und hinter einem Buckel verschwand. Wäre ich in
anderer Stimmung gewesen, so hätte ich ihn schon anders angegangen.
Gegend und Pflanzendecke sind ziemlich eintönig. Ich machte die Tagemärsche
einer raschen Karawane, doch auch diese nahmen meine seit
14 Tagen ununterbrochen arbeitenden Tragtiere arg her. Zwei hinkten,
andere hatten mächtige Eiterbeulen, deren eine am Widerrist einmal plötzlich
aufsprang, durch viele Sekunden einen Eiterstrahl im Bogen entlassend,
ein anderes hatte Kolikanfälle, denen mein Mafu, mit einer Kanüle euro58.
Saussurea leucoma im Kalkschutt eines Sattels des Gebirges Piepun, 4650 m,
Melandryum apetalum, Solms-Laubachia pulcherrima (m. Früchten), Arenaria
Weissianaf Pedicularis rupicola, Tetraplodon urceolatus, Barbula asperifolia,
Thamnolia vermicularis.
59. Moose (Hypnum plumaeforme, Floribundaria Setschwanica) am Bambusdschungelrand
auf dem Lungdschu-schan, 3250 m. Codonopsis Forrestii, Par-
nassia Delavayi, Pedicularis Limprichtiana, Nephrodium marginatum} Senecio-
Blätter.