
dann nach links und durchbricht in einer Höhle eine hohe Kalkfelskante, die
sein Tal nach Westen gegen jenes von Fumin-hsien versperrt. Jenseits
geht es wieder hinauf gegen einen auch von Yünnanfu aus auffallenden
Doppelgipfel, den L a om e i-sc h a n . Die Karawane war schon den geraden
Weg nach Norden gegangen, wir ließen uns nach L egendre's Karte jenen
über Sugö führen, der sich als bedeutender Umweg erwies, aber dorthin
über den Sattel Daiidjing-yakou durch unbebautes Land führt und daher
in botanischer Hinsicht lohnender war. Der Führer, der Spott unserer
Leute, war ein hagerer Alter mit zerfetzten Kleidern und einem mächtigen
Kropf. Es gibt auf den Bergen um Yünnanfu Dörfer, deren Bewohner
zum Drittel schwachsinnige Kropfträger sind. Gerade in dieser Gegend
konnte ich später einmal von den allein anwesenden Weibern eines Dorfes
nicht einmal erfragen, wo der Weg nach der Stadt führe. Jetzt ist die
Blütezeit der meisten Bäume und Sträucher. Große weiße duftende Blüten
der magnolienverwandten Michelia Yunnanensis und die oft rötlichen der
Thea speciosa, kleinere, Dolden vortäuschende weiße, rosa und tiefrote verschiedener
Azaleen, die breiten Ebensträuße des Viburnum cylindricum,
die weißen, traubig angeordneten Glöckchen von Vacänium- und Pieris-
Arten, die gelben der dornigen Berberitzen und die winzigen, aber
in großen Mengen gehäuften trübroten der Myrica nana und Myrsine
Africana beleben das dicke dunkle Laubwerk der immergrünen Macchie,
Sommergrüne Sträucher wie die blütenübersäten Holzbirnen (Pirus
Pasliia), Pyracantha crenulata var. Yunnanensis, Sophora Franchetiana und
Berberitzen sind zum großen Teile dornig, ebenso wie die windenden
grün- und braunblütigen Smilax. Auch die Obstbäume um die Bauernhöfe
blühen und in ihren Kronen purpurrot die dichten Büsche des unseren.
Misteln verwandten Loranthus Balfourii. Höher oben und an feuchteren
Lehnen treten frischgrüne Erlen, Pappeln und die im Aussehen unseren
Kornelkirschen ähnlichen Litsea-Arten hinzu, endlich als üppigster Waldtypus
der Hochfläche von Yünnan die immergrünen Eichen, Castanopsis-
und Lithocarpus, die aber ebensowenig wie ihre Begleitpflanzen besondere
Blütenpracht entfalten. Alle diese Pflanzenformationen und auch jene des
offenen Felslandes sehen den entsprechenden der Mittelmeerküste sehr
ähnlich; hier, wie in den yünnanesischen Hochgebirgen bis zur Baumgrenze
müssen wir immer 2000 m von der Höhe abziehen, um die Verhältnisse
mit den mittel- und südeuropäischen vergleichen zu können. Was
tiefer liegt, ist bei uns nicht ähnlich vertreten, sondern subtropisch. Gleich
jenseits des 2425 m hohen Sattels hatte Rhododendron Delavayi, ein
Bäumchen mit weißlicher rissiger Rinde, seine großen purpurnen, fleischigen,
zu Ballen gehäuften Blüten geöffnet und unter einer Schicht kürzlich
gefallenen, zu Eis zusammengebackenen Schnees frisch erhalten.
Sugö und das Tal, das wir von dort über einen niedrigen Sattel im
Osten erreichten und nach Norden abwärts verfolgten, bestreiten den
größten Teil der Holzkohlenversorgung von Yünnanfu. Entweder sind in
Steilhänge Höhlungen gegraben mit einem Luftschacht nach oben, in denen
das Holz verbrannt wird, oder man wirft einfach weiche Ackererde über
die Holzhäufchen und zündet diese dann an; das Ergebnis ist ein sehr
gutes. Anfangs ein breites Becken, von der Nachtstation Santang ab aber
zunächst zwischen Kalkfelsen schmäler, schluchtartig, erweitert sich das
Tal wieder beim größeren Orte H siao -M ag a i, der dritten Nachtstation,
die schon wesentlich tiefer liegt als Yünnanfu. Unsere Tagesmärsche waren
nicht lang, etwa 20 bis 30 km, aber die Sammeltätigkeit und der Besuch
abseits vom Wege gelegener Aussichtspunkte zum Zwecke der Landesaufnahme
füllten die Tage ganz aus. Hier besuchten wir eine warme
Quelle (Jöschuitang), in deren Umgebung der Buschwald schon eine
wesentlich andere Zusammensetzung zeigt: starrblätterige Pistazien und
Photinien (Ph. loriformis), graue, fiederblättrige Osteomeies Schwerinae und
kleinblätterige Cotoneaster, alles sehr dürr und mit verschiedenfarbigen
Laub- und Krustenflechten überzogen, die auch wieder vollständig gesammelt
sein Wollen,' weißlich die starre Ramalina calicaris und die dünne
Anaptychia leucomelaena mit schwarzen Rhizoiden, rotgelb, aber sonst jener
ähnlich Theloscliistes flavicans, die gelbbraune Cetraria Wallichiana, dicht
dunkelbraun gepunktet von den Fruchtkörpern, die dunklen Alectoria acan-
thodes und Parmelia cirrhata, und Usnea mollis, ein kleiner Baumbart.
Eine gelbgrünblütige Orchidee, Epipactis Handeln, unter kleinen schmalblättrigen
Feigensträuchern (Ficus pyriformis) säumt, dichten Rasen
bildend, einen Bachlauf ein, dörnenlose Stechpalmen und fiederblätterige
dornenstarrende, den Berberitzen verwandte Mahonia gedeihen in den
Schluchten. In einer recht steil wandigen wird der P u du-ho, der Abfluß
des Kunyang-hai, in einer Fähre übersetzt, dann geht es steil hinauf in
ein Seitentälchen. Eine steile Wegecke kann ein kleines Maultier mit den
Munitionskisten nicht nehmen, es purzelt immer wieder zurück, die Kisten
fallen mehrmals herab, auch ins Wasser, und müssen schließlich von den
Leuten getragen werden. Die Sammelarbeit hält uns weit rückwärts, und
wie wir der Karawane nacheilen, finden wir sie auf einer windigen kalten
Schulter des Hanges, fern vom Wasser, die Lasten abgeladen, die Pferde
zerstreut grasend. Es habe zu dämmern begonnen und er habe nicht gewußt,
wie weit das Dorf sei, erklärte der Mafu, zur Rede gestellt, und es bedurfte
des Beginnes einer Tracht Prügel, um ihn zum Aufladen und Weitergehen
zu bewegen.
H s in lu n g erreichten war daher erst in der Dunkelheit; den nächsten
Tag blieben wir aber dort, denn es schien zwischen Wäldern und