
Kadsura Chinensis, verschiedene Actinidia-Arten (Chinensis, arguta, purpur ea),
auch ein in die höchsten Baumwipfel kletternder ganzblättriger Bubus
(malifolius) mit 5 an dicken Rankenstämmen. Von den vier Bambussen des
Berges konnte ich drei blühend finden. Von Kräutern .blühten noch nicht
. viele, gelbbrauner Impatiens siculifer, ein großblütiges Salomonssiegel
(Disporopsis fusco-picta), eine'zarte violette Wiesenraute (Thalictrum clavatum)
in Mengen, die niedrige Lysimachia trientaloides mit goldgelben Sternblüten
gehäuft inmitten eines Quirles schmaler dunkelgrüner Blätter,
die neue kleine Orchidee Liparis Pauliana mit flacher brauner Lippe und
fadenförmigen übrigen Tepalen im Moose über Felsen, die zur Blütezeit
hübsch weiß und rosa gefärbte Carex scaposa mit breiten Blättern u. a.
Erst spät kommen manche Schattenkräuter dazu, die S. 320 genannten,
dann das neue Fordiophyton gracile und Sareopyramis Nepalensis, zwei
Melastomazeen, und viele unscheinbare Lecanthus-, Elatostema- und Pilea-
Arten, zuletzt auch die saftstrotzenden Gesnerazeen Hemiboea Henryi
u n d " subcapitata, deren große violettliche, orangegelb gezeichnete und
weiß behaarte Glockenblüten aus bis auf eine Pore an der Spitze gänzlich
geschlossenen wassergefüllten Deckblättern hervorbrechen. Andere, rosettenblättrige
Gesnerazeen (Oreocharisprimulina und die neue Chirita fimbrisepala)
zieren feuchte Stellen der Felsen, wieder andere (Lysionotus pauciflorus)
lassen ihre Blüten an haardünnen Stielen zwischen den die Baumstämme
bedeckenden Famen, u.a. Oyclophorus Sheareri mit zungenförmigen, unterseits
goldbraunen Wedeln, herabhängen. An erdbewohnenden Farnen lassen sich
auch mehrere Dutzende zählen, vom gemeinen Adlerfarn und dem Diplazium
orientalemit 1 */2ot langem, breit dreieckigem Laub bis zu dem als Polster Felsen
überziehenden, nicht zentimeterhohen Trichomanes parvulum. Artenreich genug
ist auch die Moosflora; Aerobryum speciosum, das ich auch einmal mit Kapseln
fand, Floribundaria intermedia und andere Neckerazeen hängen da und dort
reichlich von den Bäumen, auch anderes findet sich an Zweigen und
Blättern und im und am Wasser, aber schwellende Moospolster bedecken
höchstens Felsen, nicht aber, wie bei uns, den Waldgrund. Flechten
sind reichlich vertreten, von Pilzen sowohl parasitische als im Spätsommer
nicht spärliche Hutpilze, auch den Fruchtkörper des Myzels, welches Holz
und Bambus leuchten macht, glaube ich gefunden zu haben; der neue
Cordyceps aurantiacus treibt seine Keulen aus einer im morschen Holz
befallenen Raupe. C. Sinensis ist ja eine bekannte, besonders in den Hochgebirgen
vorkommende Medizin. Schleimpilze brechen in mannigfachen
Arten unter der Rinde gewisser Baumstämme hervor. Algen aber sind
wenig vertreten.
Meine Unterkunft war ein Zimmer des großen Tempels Gwanyin-go.
Da es nur an einer Seite Fenster und Tür hatte, wurde es in feuchtem
Wetter recht dumpfig und die Arbeit, das reichlich gesammelte Material
schimmelfrei zu erhalten, war groß. Obwohl das Zimmer einen Bretterboden
hatte und nicht eigentlich feucht wurde, schimmelte sogar mein guter
deutscher Sattel wiederholt an, was mir bisher nie, auch im Salwingebiet
nicht, vorgekommen war. Auch sonst war das Wetter der Arbeit oft recht
hinderlich, von 74 Tagen, die ich auf dem Berge verlebte, waren nur
18 regenfrei. Mitunter gab es arge Gewittergüsse, die Hänge abrutschen
machten und die Bohnenfelder um den Tempel zerrissen, und einmal
sauste ein Bach durch den Eßraum des Tempels und im Hofe konnte man
floßfahren. Trotzdem war mein im Sommer l916 erworbener Rheumatismus
mit dem ersten Tage dieser Anwesenheit auf dem Yün-schan völlig verschwunden.
In einem Standquartiere läßt sich aber leichter arbeiten als
während der Reise und, da ich Holzkohlen bekommen und das Papier an
deren Feuer trocknen konnte, wurden die Pflanzen recht schön. Eine 6 m
lange Stange mit Haken gehörte zur Ausrüstung und erübrigte meistens
das Baumklettern, läßt sich aber auf Reisen nicht gut mitführen, auch nicht
an jeder Stelle wieder finden. Auch zoologisch konnte ich mich betätigen,
Insekten verschiedenster Gruppen gibt es reichlich, im Bergbache Salamander,
Pachytriton brevipes, der erst zweimal gefunden worden war, und — merkwürdigerweise
— Krabben, im Walde viele verschiedene Schlangen, besonders
häufig die meist schwarze, nie unter 2 m lange harmlose Zaocys
dhumnades; Ablabes maior, von blattgrüner Schutzfarbe, ist giftig. Eine Wildkatze
' hatte knapp am Hause ein Huhn einmal schon erwischt, doch wurde
es ihr wieder abgejagt. Wildschweinspuren sah man sehr viele, und einmal
wurde ein Muntjak in einer Falle gefangen. In großer Menge leben auf
den Bäumen kleine Eichhörnchen mit zwei hellen Streifen auf dem Rücken
und dünnem, wenig behaartem Schwänze.
Da es besonders im August gar nicht zu regnen aufhören wollte, mußte
ich auf den Ausflug in das Gebirge südwestlich von hier, dessen Kämme
um etwa 200 m höher sind, verzichten. Ich hätte ihn gerne in jener Zeit gemacht,
in der ich im Vorjahre hier war. Vom Gipfel des Yün-schan aus
hat man guten Überblick über die diesseitigen Täler dieses grünen Gebirges.
Es ist alles mit den Buschwiesen bedeckt, nur in einzelnen Furchen findet
sich Hochwald, der wohl sicher von derselben Zusammensetzung ist wie
jener des Yün-schan, aber besonders interessiert hätte mich ein Wald, der
eine ausgedehnte verzweigte Schlucht ausfüllt, weil er tiefer liegt als jener.
Im Nebel ist der Platz aber nicht zu finden, zumal da die Lastträger, die
man für den drei- bis viertägigen Ausflug doch nötig gehabt hätte, alle Auswege
gesucht hätten, um nicht ins Gebirge zu gehen.
Ich aß mit den deutschen Missionären und bin dafür, sowie überhaupt
für die Ermöglichung meines Sommeraufenthaltes hier, Herrn L. J e n s e n