
haltenden, dunkelgrünen, lederigen, fächerförmigen Blättern und Callicarpa
macrophylla, ein Yerbenazeen-Bäumchen, seine schön rosenroten, in den
Achseln großer gegenständiger Blätter gegen die Zweigenden dicht gehäuften
Blütenrispen. Etwa 10 m über dem miUlören Wasserstand, in nur 580 m
Seehöhe, ül»ersetzt eine eiserne Kettenbrücke den H w a tjiao -h o . Drüben,
eine Bresche in der Talwand benützend, führt der Treppenweg so ununterbrochen
steil hinauf, daß ich vom Maultier steigen mußte, als es vom
Verschnaufen nicht wieder in Schwimg kommen konnte. Flußaufwärts nach
Westnordwest und abwärts nach Ostnordost ist die Schlucht selbst 300 m
tief mit nahezu senkrechten Wänden in die wenig geneigten Kalkschichten
eingerissen. In dieser Höhe über dem Flusse bilden sie auch
hier eine schmale Stufe, die Platz für das Dorf Falang gibt. Einzelne noch
übrige Bäume und Sträucher des Savanneuwaldes lassen erkennen, daß
solcher einst den ganzen kahlen Hang bestanden hat und, um seine
Beziehungen zu dem aus übereinstimmenden Lagen in Yünnan mir bekannten
zu untersuchen, blieb ich den Nachmittag des 20. Juni hier. Die Tiefe der
Schlucht und die Richtung der Regenwinde muß größere Trockenheit dieser
Talseite hervorrufen als Ursache des auf meinem Reisewege letzten Auftretens
der Formation. Direkt beobachten konnte ich sie freilich nicht, denn
mein Fadenhygrometer zeigte nachmittags bei etwas bedecktem Himmel 64
und um acht Uhr abends bei etwas Wind 72 °/0 relativer Luftfeuchtigkeit.
Die Felskante neben dem Dorfe bot mir nun Nandina domestica, mit
Berberitzen und Malionici verwandt, aber mit Rispen weißer Blüten und
doppelt gefiederten Blättern, die kräftige und schöne neue Ficus caesia,
Premna anthopotamica, ebenfalls neu imd anderes. Prächtig ist der schwindelnde
Blick senkrecht hinab auf den Fluß, den innerhalb des grünen
Bandes der Hochgräser und Bäume noch ein schmaler Streif von gelblichweißem
Gerölle und Blockwerk einfaßt, auf den Weg, der sich als schmales
Band die Hänge hinunter windet, die Brücke und darunter den gewaltigen
Felsschlund, in welchem der Fluß dem Blicke entschwindet. Schräg gegenüber,
flußaufwärts, liegt noch ein Dörfchen am Steilhange hingeklebt, aber
man sieht nicht recht, von was die Leute, hier immer Chinesen, leben in
dieser Wildnis. Der Aufstieg von Falang zum Passe über die Zackenkette
führt durch beinahe ganz buschlose Steppe, doch fand ich dort zwei
ebenso schöne als interessante Stauden, Hibiscus sägittifoKus mit dickem,
holzigem Wurzelstock und großen, scharlachroten Blüten, der sich den
Steppenpflanzen des Orients an die Seite stellen kann, und den neuen
Phaius steppicola, eine große weißblühende Orchidee.
Die Bergkette besteht aus zwei gleichlaufenden Reihen von Zacken,
welche den 1270 m hohen Paß um ungefähr 100 m überragen, in Wolken
getaucht ihre Großartigkeit erhöhen, mit steil westlichem Schichteinfallen,
also ganz anders als unten in der Schlucht. Im verflachten Gelände, nur
5 0m tiefer, liegt das Städtchen Gwanling. Früher hat es Muyu oder
Muyusse geheißen und das nächste im Norden gelegene Gwanling, man
hat aber jetzt von Amts wegen die Namen vertauscht, sicher ein wenig
praktisches Unternehmen. Mit der Lagerung verflachen sich auch die
Formen. Eine breite Senkung zieht sich nach Norden, eine flache Mergelwelle,
die unter den beiderseitigen Kalkzügen freigelegt wurde. Der Weg
verläßt sie aber bald nach rechts. Oupressus funebris, hier, wie jetzt schon
öfter, zweifellos wild, bildet Haine auf den Spitzen mancher Kegel und
kommt auch mit Cunningliamia gemischt vor, aber die Kiefern fehlen
schon lange. Bald sind wir wieder mitten in der Felswüste, wenigstens
ist dies immer wieder der Eindruck, da sich die keineswegs spärliche
Busch- und Baumbedeckung zwischen den Felskanten, -stufen und Karren
verliert. Hier sind es kurze westsüdwest-ostnordöstlich gerichtete Kanten
von gewaltiger Größe, zwischen denen schmale tiefe Dolinen eingesenkt
sind, rechts unter dem Wege nebeneinander angeordnet. Die Formen
erinnerten mich lebhaft an jene auf dem Gebirge zwischen Möngdse und
Manhao in Yünnan, es ist auch offenbar dieselbe Formation, die sich bis
dorthin durchzieht. Bei der Mittagsrast in Djitschangping benützte ich .die
Gelegenheit, einen waldbedeckten Felskegel zu ersteigen. Es erinnerte mich
an die schönsten Wege im Salwin-Irrawadi-Gebiete, wie ich da über die
Stufen hinaufturnen mußte, und begann dazu ebenso schön zu regnen.
Wie überall in diesen Hügelwäldem ist Itea Yunnanensis die Hauptmasse,
schon von ferne zu erkennen an ihren spannenlangen, grünen Blütenkätzchen,
die in Reihen von den flach wegstehenden Zweigen herabhängen
und zusammen mit den aufrechten der Platycarya strobilacea eine senkrechte
Strichelung in das Bild bringen. Eriobotrya Japonica, deren Früchte
jetzt überall billig feilgeboten werden, und die in allen Dörfern gepflanzte
Fächerpalme Trachycarpus excelsa, deren Wipfel aber hier unter dem
geschlossenen Laubdach verborgen bleiben, werden auch von den Bewohnern
als einheimisch erklärt; Cinnamomum glanduliferum, Geltis Bion-
dii, Photinien, Albizzia Julibrissin, Evmymus, Pittosporum, Hellmngia, die
neue Andrachne attenuata sind hervorzuheben. Kräuterunterwuchs ist sehr
spärlich; hier fand ich die braunblütige Liparis acuminata. Einige im
Osten sich vereinigende Bäche querend, eilte ich nach getaner Arbeit der
Karawane nach. Zum ersten Male sali ich die einheimische Bevölkerung,
Hwa-Miao, die in großer Menge vom Markte kamen, jeder mit seiner Wage
auf der Schulter, denn zu denen der Chinesen, die beim Verkauf eine
andere benützen als beim Einkauf, haben sie mit Recht kein Vertrauen.
Die langen Faltenröcke der Weiber lassen auch sie sofort von den Chinesen
unterscheiden. Bis zum jetzigen Muyu verliert der Weg nur wenig an Höhe.