
konnte es ihn nicht wundern, wenn auch ich ihn beiseite ließ. Ich gab
an, über Sommer in Ngulukö zu bleiben, meine Karawane aber noch
zu behalten, da ich nicht wisse, ob ich nicht sehr bald wieder nach
Yünnanfu zurück müsse. Zunächst entledigte ich mich nun des jämmerlichen
Menschen, der bisher ein Sammelkuli hätte sein sollen, indem ich
ihn mit fürstlicher Entlohnung nach Yünnanfu zurück abfertigte. Da wäre
mir aber beinahe mein Koch mit umgekehrt, denn der sei sein Freund,
und es bedurfte K ok« ganzer Überredungskunst, um ihn zurückzuhalten.
DEN YANGDSE AUFWÄRTS ÜBER DEN LENAGO-PASS
AN DEN MEKONG
Die Pflanzensanimler. — Geheime Abreise. —- Das obere Yangdse-Tal. — Orchideen. —
Durchs Seitental von Ronscha. — Zwischenfall bei den Lissu in Schuba. — Blüten und
Aussicht des Lenago (4050 m). — Im Lissu-Dorf Aoalo. — Schlechte Eindrücke.
Um die Behörden in Sicherheit zu wiegen, blieb ich in Ngulukö, das
sie schon seit langem als das Botanikerdorf kennen, durch vier Tage, die
mit weiteren Reisevorbereitungen rasch vergingen. Nebst L a o - L i beschäftigte
ich gleich die beiden anderen Sammler, die mir K ok verschafft
hatte, meinen Hausherrn Ho und den Landesherm Lü, mit
dem Heften des neu gekauften Preßpapieres. Die beiden waren ältere,
gesetzte Leute, gute Kenner der Pflanzen des Yülung-schan, verstanden
nur wenig chinesisch und waren etwas schwer von Begriffen, Ho offenbar
auch kurzsichtig, Lü aber der einzige meiner Leute, der etwas
chinesisch schreiben konnte, denn mein Diener konnte wohl etwas lesen
— auch französische Aufschriften —, aber kein chinesisches Zeichen
malen. F o r r e s t s bester Sammler hieß D s c h a o , ein außerordentlich sympathischer
Mensch, den ich beauftragte, durch drei Monate mir die Seltenheiten
des Yülung-schan zu sammeln, da ich mich diesem am besten
durchforschten Gebirge nicht widmen wollte, aber zu sehen begann, daß
S chneider« Sammlungen von dort unseren heimischen Anstalten nicht zugute
kommen werden. Diese Sammlung war mir nachher um so wichtiger,
als sich zeigte, daß mir 1914 in eine Kiste Wasser gedrungen war und
einen guten Teil meiner eigenen Aufsammlung von dort verdorben hatte.
Ihre Dienste trugen mir viele Leute an, ein Taugenichts nannte sich falsch,
heute so und morgen anders, denn er merkte sehr wohl, daß ich die
Namen der brauchbaren Leute im Dorfe sehr gut kenne, ein anderer
machte sich erbötig, mir die Pferde zu füttern, was ihm offenbar wie
allen seinen Landsleuten das Um und Auf der Pferdepflege ist, und dergleichen
mehr. Ich hatte aber mit meinen drei Sammlern genug, der eine
davon konnte leicht das Trocknen der Pflanzen und die Pferde besorgen.
wenn ich mit den anderen auf längere Zeit abwesend war. Das Schneegebirge
hatte ich diesmal nicht für einen Augenblick zu sehen bekommen,
als ich am 28. Mai abreiste.
Als Ziel gab ich Bödö an, denn, erhielten die Behörden den Auftrag,
mich nicht Weiterreisen zu lassen, so konnten sich Soldaten zwei Tage
lang am Wege dorthin durch unbewohntes Land die Füße ablaufen, bis
sie merkten, daß sie auf falscher Fährte seien, und mir blieb der nötige
Vorsprung. Ich verließ Ngulukö auf dem Wege zum Beschui, sagte dann
außerhalb des Dorfes, diesen Weg nehme ich nicht, denn dort könne es
Räuber geben, umging Bescha, erzählte dann wieder, ich wolle über
Ganhaidse gehen, und schließlich, auch dort werde geraubt, ich gehe über
Ahsi; so sah man mich überall nach einer anderen Richtung abziehen.
L ao- L i verstand mich wohl, der Diener hatte bald vergessen, was er für
Auskünfte geben solle, oder wollte es besser wissen, da er aber auch nur
eine sehr ungenaue Vorstellung von meinem wirklichen Ziele hatte, richtete
er um so weniger Schaden an, als sich in Wirklichkeit niemand um mich
kümmerte. Die Soldaten mit den roten Mützenbändem der Revolutionsarmee,
die auf dem 2875 m hohen Sattel von Muhsie zwischen dem
Laschi-ba und Ahsi den Weg bewachten, fragten nicht einmal nach dem
Wohin. Hier erschienen die Föhren wieder rot vom schmarotzenden Loranthus
caloreas, aber jetzt nicht den Blüten, sondern den Beeren vom vorigen
Jahre, die in der gleichen Farbe leuchten. Ahsi streckt sich auf einer alten,
ziemlich hoch gelegenen Flußterrasse nach rechts (talabwärts) lang hin.
Erst an seinem unteren Ende findet sich die Fähre, die mich hinüber
brachte an das linke Ufer des Djinscha-djiang, an dem ich aufwärts reisen
wollte, denn herüben auf dem großen Wege von Weihsi hätten mich
reisende Beamte, Soldaten und Postboten zu leicht verraten können. Bei
der Fähre vorzutäuschen, daß ich flußabwärts reise, mißlang mir wegen
der Neugierde der Fährleute und der Dummheit der meinen. Weiters gab
ich Bann überall ein anderes, rechts gelegenes Ziel an, Vorsichtsmaßnahmen,
die glücklicherweise alle überflüssig waren. Der Strom hatte
Niederwasser und breite Sandbänke lagen an seinen Ufern bloß, besonders
bei Djütien, wo er in mehreren Armen sich in seinem auf 2 km
verbreiterten Bette dahinschlängelt. Dort wird das gegenüberliegende Bergland,
das zur hohen Gruppe des Labako oder Lotue-schan vom Flusse
steil aufgestiegen ist, niedriger und sanfter, während diesseits die Kante
des Dschungdien-Hochlandes gleichmäßig an Höhe zunimmt. Es war
immer dürr und heiß, nur hie und da gab es kurze Gewittergüsse, einmal
einen Staubsturm, der das ganze Tal unsichtig machte. Traurig ist auch
der Eindruck der Vegetation, und von den Trockenheitsbewohnem scheinen
auch die interessanteren zu fehlen. Gleich ober Djütien endet die gerade