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das Buch zur Verfügung. Mein größter Dank aber gebührt der Akademie
d e r W is s e n s c h a fte n in Wien, auf deren Kosten die Reise ausgeführt
wurde, und Hofrat Dr. R. W e t t s t e i n , der sie nicht nur als Referent befürwortete,
sondern auch als mein Vorstand ermöglichte und mir dadurch
zweifellos Leben und Gesundheit erhalten hat.
So übergebe ich diese Reiseschilderung der Öffentlichkeit mit dem
Wunsche, es möge bei den Lesern Liebe und Verständnis für die Natur
die Schwächen in Darstellung und Bildern milde beurteilen.
Wien, im Mai 1926.
HEINRICH HANDEL-MAZZETTI
Titelbild: Im Salwintal.
Blick vom Alülaka, 2850 m, über das Becken von Tschamutong (rechts) auf den Gomba-la,
gegen 5500 m, in der Salwin—Irrawadi-Scheidekette. Links das Tjiontson-lumbä. Von 1.
nach r.: Pinus insularis, Quer aus dentata, Buddlea Asiat i ca, Deutz ia corymbosa, Leontopodium
Sinense, Bletilla Yunnanensis, Pteridium aquüinutn, Carex cruci-ata. ijAo-i.T,
Tibeter aus Londjre, Kau (rückw.), L i t e r e (rechts). Auf mehreren Aufnahmen des Verfassers
beruhendes Ölbild von E d u a rd H a n d e l -Ma z z e t t i .
HOCHLAND UND HOCHGEBJRGE VON
YÜNNAN UND SÜDWEST-SETSCHWAN
1914
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HINREISE UND AUSFLÜGE UM YÜNNANFU
Im tropischen Tonkin. — Die Yünnan-Eisenbahn. — Pie Provinzhauptstadt. — Europäer.
__ Provinzregierung. — Anwerbung der Karawane. — Pflanzenwucbs und Ackerbau. _
Düngergewinnung.
NACH einer schönen Seefahrt vom 21. Dezember 1913 bis 28. Jänner
1914, von Triest nach Alexandrien mit dem Österreichischen Lloyd,
dann mit dem Norddeutschen Lloyd von Port Said nach Singapore,
weiter mit der Messagerie maritime —' mit Schiffwechsel in Saigon —,
waren wir in Haiphong ans Land gestiegen, und in einer in der Hauptstadt
von Tonkin, Hanoi, unterbrochenen Eisenbahnfahrt hatten wir am
1. Februar 1914 die Grenze unseres Arbeitsgebietes, der chinesischen
Provinz Yünnan, erreicht. Noch in echt tropischer Landschaft liegen am
Roten Flusse in nur 90 m Seehöhe die beiden Orte Laokay und Hokou,
nur durch den linksseitigen Zufluß Namdi getrennt. Um die Tropenflora
hier kennen zu lernen, unterbrachen wir unsere Reise in dem französischen
L ao k ay für einen Tag. Wir waren auf diplomatischem Wege an die
Kolonialregierung bestens empfohlen worden und dann verschaffte uns
eine Empfehlung die andere. Hier erfreuten wir uns der Gastfreundschaft
des Regierungsbeamten, und der Förster führte uns am nächsten Tage in
ein Tälchen, Ngoi-ko-den, beim nahe gelegenen Phomoi, wo die Pflanzenwelt
ungeschmälert erhalten ist. Meist erfüllen wilde Bananen die Tiefen der
Seitengräben des recht weiten Flußtales und ziehen sich noch etwas an
den Hängen hinauf; daran schließt Dschungel mächtiger heller Bambusen,
die Rücken aber bedeckt tropischer Laubwald, oft mit diesen gemischt,
mit ungleichmäßigen Baumkronen, darunter auch Palmen (Caryota mitis).
Durch unser Tälchen führt ein kleiner Fußsteig, bald von gestürzten
Bambusstämmen verlegt, bald vom Bächlein überflutet. Es ist unmöglich,
einige Schritte abseits zu machen, so dicht ist der Pflanzenwuchs,
Bananen und andere Laubbäume sind hier nur spärlich, dafür gibt es viele
große Farne und interessante Sträucher, und gleich zwei Kräuter waren
für die Wissenschaft neu, ein schmalblättriges Nesselgewächs, das in
zahlreichen Büschen, zwischen den Rollsteinen wurzelnd, den Bach beschattet
(Elatostema longistipulum), und die stengellose Begonia Handeln mit rosen-
farbenen, bis zu 11 cm im Durchmesser haltenden, wie aus Wachs
gegossenen Blüten, den größten aller asiatischen Arten; in Anbetracht
dessen, daß die Franzosen dieses Gebiet als schon erforscht verzeichnen,