
Glück. Kalkkonglomerate, Sandstein und Kolilenmergel in sanft westlichem
bis fast senkrechtem Einfallen sind am Steilhange aufgeschlossen. Ein
hübsches Bild bietet, sich, wenn man unterwegs flußabwärts blickt. Dort
hat der Fluß eine steile Felswand angenagt, bis ein Segment ausbrach und
umfiel, ohne zu zerschellen; der Fluß, der wohl zunächst gestaut wurde,
trat in die Spalte ein und blieb auf diesem Wege, und der abgebrochene
Teil der Wand liegt jetzt auf dem anderen, östlichen Ufer, ein so klares Bild
des Vorganges, als ob er vorgestern geschehen wäre. Unter der scharf
abgeschnittenen, schwach westlich einfallenden, hohen, grauen Sandsteinbank
bei Gwanyilang, die, ebenso von Kalk überlagert, sich jenseits des
Flußes fortsetzt, sieht man sein Tal, hier wieder eine glattwandige Schlucht,
geradlinig von Norden kommen. Seine Wände sind jetzt dunkelgrün, denn
die Subtropenflora dort ist auf der Höhe ihrer Entwicklung. Am vierten
Tage mittags erreichteich Y ungbei und verbrachte mit Père M onbeig, mit
dem sich über alles reden ließ, einige angenehme Stunden. Auch hatte
ich Gelegenheit, preiswert eine hübsche Maultierstute zu kaufen, die ich
weiterhin zu meiner großen Zufriedenheit ritt und erst in Hunan ohne
Verlust wieder verkaufte.
Ich verließ hier den von 1914 bekannten Weg und behielt die Richtung
nach Osten bei, zunächst allerdings etwas gegen Süden ausbiegend.
Heute und durch die folgenden drei Tage fesselte meine Aufmerksamkeit
besonders eine kleine, stammlose Palme, die in verschiedenen Eichenbeständen
des wenig besiedelten Landes in großer Menge vorkommt. Ich
hatte sie schon einmal an der großen Dali-Straßo bei Schödse einzeln
gesehen, aber sie, obwohl blühend, für verwilderte Kümmerexemplare der
in den Dörfern überall gepflanzten Trachycarpus excelsa gehalten. Beim
massenhaften und reichlich fruchtenden Auftreten hier Verging mir natürlich
dieser Gedanke und die Pflanze erwies sich als die erst 1910 nach altem
DELAVAï’schem Material beschriebene Trachycarpus nana. Erst gibt es noch
beinahe senkrecht gestellte, gegen Westen einfallende Sandsteinschichten,
die das Bächlein, dem wir folgen, zu vielen kleinen Mäandern veranlassen,
dann aber sieht man die Kalke und Sandsteine, Mergel und Tonschiefer
nur mehr wenig gestört, so besonders um das nach Südsüdost übersichtliche
Tal und jenes nach Ost führende, dessen Seitenbäche wir am
dritten, kurzen Marschtage erreichen. Dort bilden sie an der Nordseite
sanft östlich geneigte bebaute und besiedelte Flächen, die von den Seitentälern
scharf dürchrissen sind. Wären diese Geländeformen etwas deutlicher
ausgedrückt, so wäre die Darstellung dieser Strecke nach R yder einer der
besten Teile der DAViESSchen Karte. Wenngleich wir es hier mit wenig gestörter
Lagerung in einem vielleicht spät ausgefüllten Becken zu tun haben,
ist die Oberflächenform der Landschaft, ganz jene des starkgefalteten Yünnan-
Hochlandes, wozu die übereinstimmende Pflanzendecke—Kiefern- und Eichenwälder
— beiträgt. Ganz oben in der eben erreichten Talschaft führt der Weg
durch öine hübsche Lithocarpus-Waldschlucht mit einem Wasserfällchen,
in der die große, strauchige seidelbastähnliche Edgeworthia Gardneri jetzt
schön weiß blühte.
Unten in der Sohle erinnert sowohl die subtropische Pflanzenwelt
als auch die alten Tropfsteinbildungen an den Kalkfelsen ganz' an das
Tal von Siwanho im Yalunggebiet zwischen Huili und Yenyüen. In
besonders < größer Menge fand sich hier in Felsnischen und Ritzen
Remusatia vivipara, ein bisher nur aüs dem Himalaya bekanntes Arongewächs,
das keine Früchte, sondern an verbogenen und stark verlängerten
Kolbenspindeln goldbraune, borstig-mehrzipfelige Brutknospen
entwickelt. Eine ganz kurze steinerne Bogenbrücke führt über die tiefe
Klamm eines Seitenbaches, deren Boden man von ihr aus gar nicht
erblicken kann, genau wie der Ponte alto bei Ampezzo. Von hier
folgt der jetzt übliche Weg nicht mehr dem Flüßchen, sondern führt
geradeaus über einen Sattel nach dem Städtchen Hwaping, wie das
frühere Djiuyaping jetzt heißt. Hier, am 31., erhielt ich in der Herberge
außerhalb der Stadtmauer den Besuch des Beamten, der mit großem
Anhang spät abends geduldig und meine Geduld auf die Probe setzend
i y 2 Stunden lang auf die Rückkehr meines Koch-Dolmetsches aus der
Stadt wartete, um mich dann im Gespräche noch eine weitere Stunde
von der Arbeit abzuhalten. Weiter wechseln wieder verschiedene Schichten,
auch bis zu mindestens 150 m mächtige Sande, und den Hang des
Tales bilden streckenweise die Schichtflächen des roten Arkosesand-
steins selbst. Wässerchen entlang, die über sie, kaum eingeschnitten,
herunterlaufen, gedeihen in kleinen Tümpeln zwei, im Gegensatz zu unseren,
nicht schwimmende, sondern aus zur Blütezeit welken Blattroset/en aufrechte
Utricularia-Arten, rosa blühend ü. racemosa und gelb U. bifida.
Etwas vor Matschang, kommt der Djinscha-djiang von Süden heran,
und in seinem wenig anmutigen Tale führt der Weg weiter nach Osten.
Wieder gibt es senkrecht quer darüber gestellte Konglomerate und andere
Schichten und darüber liegt diskordant Kalk und die eben in der Höhe
angetroffenen Ablagerungen. In Matschang drängte es mich, Pere > S alvat
zu besuchen, der mit S chneider und mir gute Freundschaft gehalten hatte.
Ohne Bart hätte ich. ihn kaum erkannt, denn einen solchen Anblick eines
französischen Missionärs war ich nicht gewohnt. Am jenseitigen Flußufer
wird viel Kohle geschürft, und Boote besorgen die Beförderung abwärts,
aber sicher nicht weiter als bis Lunggai. Trotzdem das Tal ziemlich weit
ist, ist es sehr trocken, die Häuser brauchen keine Giebeldächer, und auch
die flachen sind anscheinend überflüssig, denn man läßt sie einfallen,