
Treppen in gewandten Sätzen über vier und fünf Stufen zugleich, daß ich
nur Zusehen mußte, im Sattel zu bleiben. Der Obermafu hatte sich in
seiner Faulheit, ehe ich mich’s versah, in ein Boot verfrachtet und seine
zwei Leute waren zu wenige, um die immer rechts und links ausbrechenden
Tiere auf dem Steige zu halten. Abends versperrte ein Erdrutsch den
Weg und mußte erst umgangen werden und ebenso eine nur aus einem
Balken bestehende Brücke, und so langte ich erst in der Dämmerung in
Schuising, dem Schifferdorfe am Flusse unter S a n d jia n g , an. Den ganzen
Tag hatten ich und meine beiden Sammler vollauf zu tun gehabt, denn
die Pflanzenwelt ist reich und abweichend von der, die ich bisher gesehen,
und bietet in ihrer ans Tropische erinnernden, von der schwülen, feuchten
Luft in dem abgeschlossenen Tale begünstigten Emeuerungsfähigkeit der
Zerstörung Trotz. Der giftige Croton Tiglium, ein Bäumchen mit hellgrünem
Laube, von dem ein einziger kleiner Same als heftiges Abführmittel wirkt,
ist in wildem Zustande häufig, die großblätterige goldig-borstige Ficus
hirta ebenfalls nicht selten. Meliosma Fordii, mit winzigen rötlichen
Blüten dicht übersät, verbreitet süßen Honigduft, Erdysanthera rosea
überdeckt als Liane mit ihren großen Rispen nicht unansehnlicher, rosafarbener
Blüten ganze Gesträuche, Mussaenda Wilsonii und puberula
aber machen sich mehr versteckt durch ihre dottergelben, von einzelnen
vergrößerten weißen Kelchblättern umkränzten Blüten bemerkbar. Leider
immer gerade am entgegengesetzten Flußufer, unerreichbar, sah ich öfter
eine kleine dunkelfarbige Palme, die von Trachycarpus excelsa sicher verschieden
ist. Auf ebenem Boden im Flugsande nächst dem Flusse bilden
getrennt stehende Büschel des Saccharum arundinaceum ausgedehnte Hochgrasfluren,
die schon mit den - Blättern den Reiter überdecken, in den
silberigen Blütenrispen aber noch weit höher sind. Darunter ist ein Farn
häufig, dessen Wedelspitzen, im Bogen zum Boden geneigt, einwurzeln
und dann, weiterkriechend, wieder einen neuen Wedel entsenden (Ne-
phrodium proliferum), selten aber ist das mächtige Crinum latifolium, eine
Amaryllidazee mit' 10 cm breiten Blättern und schneeweißen Blüten. Der
Wasserstand war nicht hoch, aber deutlich läßt sich an den Ufern die
Grenze erkennen, bis wohin er steigt und sicher alljährlich lange Zeit
hindurch bleibt. Sie liegt an engen Stellen des Tales gewiß 7 m über dem
jetzigen Tiefstand. Dieser hohe, an flachen Stellen aber wieder seitlich weit
ausgedehnte Streif dazwischen ist aber keinswegs kahl, sondern eine ganze
Reihe von Sträuchem aus verschiedenen Familien, deren biegsame Äste
den Fluten nachgeben und durch sie nicht -geschädigt werden, bildet oft
über mannshohes Gebüsch, in dessen Wipfeln man vom Hochwasser angeschwemmtes
Laub und Stroh hängen sieht. Weiden, Feigen (Ficus
piriformis), Ölweiden (Elaeagnus lanceolataj, Myrten- und Lorbeergewächse
(Syzygium odoratum, Machilus salicina mit saftigen, blauschwarzen Früchten),
Distylium Chinense, Cornus paucinervis und die hübsche Rubiazee Adina
globiflora mit weiß und rosafarbigen, zarten, kugeligen Blütenköpfen findet
man hier, und auf nacktem Fels den ganz niedrigen Buxus Harlandii.
Sonst gedeihen nur Gräser und Flechten in dieser Zone, die neuen Arundi-
nella fluviutilis in sandigen Felsritzen in Menge und schwarze Heppia oppln-
nata und eine weiße Flechte, die ich in der Eile nicht abschlagen konnte.
Mit dem Einlegen solcher Ausbeute hatte ich bis spät in die Nacht zu
tun, um so mehr als mich der Besuch eines Beamten lange aufhielt, der mit
zwei Polizisten gekommen war, die Spielhöllen auf -den vielen hier verankerten
Booten aufzuheben, und mich dann noch zu .sich hinauf ins
Städtchen laden wollte.
Für den nächsten Tag hielt ich es für besser, mir die gründlichere
Untersuchung einzelner geeigneter Punkte am Flusse und an der Mündung
seiner Seitenschluchten vorzunehmen, und bestieg daher das Boot.
Da es viele Flußräuber geben soll, erhielt ich vier Polizisten als Bedeckung
mit, deren einen ich auf mein Boot nahm, die drei übrigen auf dem
anderen ließ. An den Mündungen von dunklem Walde ausgefüllter Gräben
huschen wir vorbei, ohne leider Landeplätze zu finden. Gestern waren sie
just gerade immer an der Talseite gegenüber gewesen und die wilden
Bananen — sicher eine interessante Art, da es mehrere in Südchina
geben soll —, die Riesenblätter der Alocasia und, was darunter noch
Schönes versteckt gewesen sein mag, blieben mir unzugänglich. Von dem
hiesigen Banyan, Ficus parvifolia, dem auch tief in den Schluchten
stehenden Feigenbäume, dessen Bretterwurzelwerk freiliegt, wo er seiner
riesenhaften dunklen Kronen halber zum Beschatten der Dörfer gepflanzt
ist, hatte ich Blütenzweige erreicht. Der Wasserstand ist günstig für die
Fahrt. Oft rauscht das Wasser ganz tüchtig über Geröllboden hinab und
das Boot schwankt, stampft und hüpft, während der Schaum über das
Deck spritzt, stellenweise wieder ist der breite flache Fluß gestaut
und nur in der Mitte des Steinriegels eine Öffnung, zu der die Boote
gelenkt werden müssen; dann fahren sie mit dem Bug über dem Wasserschwall
in die Luft hinaus, bis sie im Bogen hinabschießen und ihn wieder
tief eintauchen. Es ist eine lustige und sichere Fahrt, denn die Schiffer,
Miao, deren Sprache mit den vielen End-A mich an jene der Mindjia
erinnerte, sind ihrer Sache vollkommen gewachsen. Sie wissen jedes
Grübchen im Fels, in das sie ihre langen Stangen einsetzen müssen, wenn
das Boot an einem scharfen Buge auf eine überhängende Wand losschießt,
unter der das Wasser Wirbel bildet. Da heißt es, sich mit aller Kraft anstemmen,
bis die Gefahr des Zerschellens vorbei ist und lustige Lieder
wieder angestimmt werden. Endlich fand sich an der Mündung eines