
microphyton mit großen, langröhrigen, gelblichweißen und nur an der Oberlippe
karminroten Blüten, dann die uns schon bekannte Fhlomis rotata,
das unserer Schlangenwurz ganz ähnliche Polygomm sphaerostachyum in
nur wenige Zentimeter hohen Stücken und Aster Likiangensis. Es lag
Nebel und jede Aussicht mangelte, so begnügte ich mich mit den
4500 m und verzichtete auf die Besteigung eines der umstehenden, wenig
besagenden Gipfelchen um so lieber, als. ich wohl infolge des langen
Aufenthaltes in dieser Höhe noch in der Luft des Gebirgsfrühlings schon
gewaltig den Kopf spürte. Morgens, beim Abstieg, sammelte ich noch die
zahlreichen Flechten und Moose im Moder und auf den morschen Stämmen
und Strünken, besonders des obersten, des Tannen-Waldes, dann machte
ich wieder eine Aufnahme des Beckens von Yungning, das man aus
einem verbrannten Waldteile heraus gut übersah; es waren schon viel
mehr Aufnahmen, als für die kartographische Ausarbeitung nötig, aber
jeder Blick schien mir wieder geeigneter, wenn es auch hier schwierig
war, den Apparat so aufzustellen, daß die verkohlten Stämme nicht gerade
wichtige Punkte verdeckten. Hier stand er wenigstens fest, aber es ist
mir ein andermal vorgekommen, daß ich den Eispickel, der 'den Stativkopf
trug, möglichst hoch in einen morschen, schwingenden Stamm stecken
mußte, dann hinaufsteigen und umstellen, dann aber wieder von unten,
achtend, ja nicht anzustoßen und ihn während der Aufnahme ins Wackeln zu
bringen, die Auslösung betätigen: die Freuden und Leiden des Photogrammeters
bei der Arbeit im Felde.
DAS LAND VON MULI
Der Paß Tschescha. — Das Klosterstädtchen Muli. • - Mißtrauen der Lamas. Das
Innere der Tempel, i— Gebetmühlen. Auf den Saganai (4525 m) im Regen. — P,äuber-
geschichten. — Das Tal des Li-tschu. f - Drei Tagereisen über 4000 m nach Südwesten.
— Besteigung des Gonschiga (4750 m). — Die Hsifan um den Dou-tschu. — Zum
Yangdse-Bug.
Dem Lama, der ja nur äußerlich in Freundschaft mit dem Beamten
lebt, war nun just daran gelegen, mir nach Muli zu verhelfen. Inzwischen
hatte er gleich einen Boten mit einem tibetischen Briefe vorausgeschickt,
der Beamte könne mich nicht hindern, meinte er. „Der ist überhaupt ein
Kind, und wenn er noch ernstlich dagegen redet, werde ich ihn anschreien,
dann wird er sicher aufhören“, erklärte ich unter seinem Beifall. Die Bevölkerung
erwies sich aber keineswegs als freundlich, sondern der herunten
gebliebene Mafu klagte, das er nichts kaufen konnte, die Leute haben überall
die Haustore zugeschlagen, wenn er mit seinem Sacke ankam. Erst als der
Lama meinem Diener einen Mann mitgab, konnte er die gewünschten
82. Ein BettelrLama in Yungning.
83. Die große Gebetmühle in Muli.