
108. Waldwiese im Saoa-lumba, 3450 m. Eutrema lancifolium, Cardamine polyphylla,
1. Ribes sp., Prunus cornuta, Betula utilis mit TJsnea longissima. Rückw. Tannen^,
Lärchen-, Birken- und Weidenmischwald.
pseudointegrifolia, Heracleum und anderem; aber drinnen hausen Millionen
von Kriebelmücken, winzige nicht millimeterlange Tiere, wahrscheinlich
Simulium-Arten, die eine einfarbig schwarz und die andere mit schwarz und
weiß quergestreiften Flügeln, die schmerzhafter als Mücken stechen und
ebensogroße Pusteln erzeugen. Sie dringen ins bestgeschlossene Zelt und hier
war der Giebel ganz schwarz davon. Der nächste Tagemarsch brachte mich
viel durch das Kirschenkrummholz, das um den Paß N is s e la k a besonders
häufig ist. In Menge hingen seine zierlichen weißen Glöckchen auf den roten
Kelchen oft reihenweise von den wagerecht geneigten, braunrindigen, mit
noch kleinen, frischgrünen, zackig eingeschnittenen Blättern besetzten
Zweigen. Die kleine, weiße Primula vernicosa und die große calliantha
blühten unter dem Krummholz, und vieles andere, das mich trotz des
Regens wohlgelungene Bilder aufzunehmen lockte. In B ah an wurde
ich, als ich am selben Nachmittage (18. Juni) eintraf, vom Pater O u v r a r d
und dem alten P. G e n e s t ie r , der gerade aus Tjionatong auf Besuch war,
ebenso freundlich empfangen, wie ich sie im Vorjahre gefunden hatte. Es
gab doch noch Leute, denen Menschlichkeit und Wissenschaft über die
damals und heute noch üblichen Interessen gingen.
Sie verschafften mir Unterkunft im Hause des Dorfältesten, kaum 20 m
unter der Mission. Nach einem Rasttage untersuchte ich zunächst die
Schlucht daneben, indem ich mich von einem in ihren oberen Teil zu.
den Mühlen des Dorfes führenden Wege in ihre Wälder sinken ließ.
Kletternd, kriechend und hinabrutschend, stand ich plötzlich im Waldesdunkel
am oberen Rande einer bewachsenen Felswand und mußte etwas
zurück, um den weiteren Abstieg zu finden. In fortwährendem Nebelregen
sammelte ich sehr viel, besonders die Schattenkräuter, dieselben wie in den
nassen Laubwäldern des Doyon-lumba, aber jetzt in Blüte, mehrere Farne,
dann Eria graminifolia, eine unscheinbar weißblütige, epiphytische Orchidee
von tropischem Typus. Die Sammler schickte ich auf verschiedene
Bäume nach den Blüten und Früchten, so schon am Waldrand um jene
der sehr großen, fast baumartigen neuen Corylopsis glaucesceus, und den
vielen Lianen, unter denen ein kleiner Pfeffer (Piper aurantiacum) die
Stämme beinahe polsterartig überzieht. Schließlich war ich am Bächlein
und watend erreichte ich in einer kleinen Lichtung den Steig, der mich
im Vorjahre zu meiner Basis, geführt hatte. Eine dem Umfallen nahe,,
vielleicht ursprünglich ihrer unteren Zweige beraubten Erle ragt dort
schräg in die Luft, ihr Stamm ist bis zum Wipfel mit Ranken einer Brom-
beerart umsponnen, die seinen unteren Teil dicht und immer breiter, wie
ein Sack, umgeben, ganz oben aber schwanken die großen runden Blätter
eines weichen Epiphytensträuchleins mit großen Ebensträußen an sich
unansehnlicher, weißer Blüten, des neuen Schizophragma crassum, die