
honigduftender Blüten bedeckter großer Baum aus der tropischen Familie
der Flacourtiazeen. Wenig weiter liegen Wiesentnoore am Wege, die reiche
Ausbeute gaben in den ansehnlichen Beständen von Rohrkolben (Typha
orientalis), in deren Grund unser Sumpfmoos Acrocladmm cuspidatum gedeiht.
Zwischen den dornblätterigen Zweigen der Cunninghamia windet, reichverzweigt,
hoch hinauf die Bäumchen überdeckend, ein Bärlapp mit krummen,
haarfeinen, aber starren Blättern, Lycopodium cctsuarinoides. Kiefern und
sommergrüne Eichen, zwischen denen Clethra Cavaleriei und Vacdnium
iteophyllum als Sträucher gedeihen, gehören mit zum Waldbestand der
Hänge. Die Zeit der Mittagsrast im Dorfe Lungdsu benützte ich, um einen
buscherfüllten Graben genauer zu untersuchen. Da fand sich schlingend
die zottige, schmalblätterige, weißblütige Actinidia' fulvicoma var. hirsuta und
tief im Grunde der schmale, weiche Farn Nephrodium decursivopinnatum
mit laubig , verbreiterter Wedelspindel. Viele von diesen neu dazu gekommenen
Arten begleiten uns weiterhin ununterbrochen, andere treten nur hie
und da auf, wie das krautige, aber weit über 2 m hohe Mohngewächs Macleaya
cordata mit dicken, seegrünen, runden Blättern und umfangreichen Rispen
rosafarbener Wiesenrautenblüten.
Wie Schritt für Schritt mit der sehr unangenehm zunehmenden Wärme
die Flora, so werden auch die Gepflogenheiten andere. Ich hatte mir einen
Fächer gekauft, den ich fleißig zu benützen nicht umhin konnte. In den
Herbergen pflegen sich die Träger und Wanderer allabendlich mindestens
die Füße und den Oberkörper heiß zu waschen, und von Zeit zu Zeit
trifft, man an den Straßen Rasthäuser, nicht Herbergen, sondern feste
Steinhallen, oft mit kleinen Tempeln verbunden, die den halben Weg
überdecken. Dort ist Wasser in tönernen Krügen für den Wanderer bereitgestellt
und bieten oft Händler Eßwaren feil. Für meine Karawane gab es
da natürlich keine Aufenthalte. Ich mußte meinen Leuten strenge untersagen,
Rindfleisch zu kaufen, denn eine Rinderpest, hauste arg unter dem
Vieh. Überall sah man Rinder in den letzten Zügen und frisch abgezogene
Häute zum Trocknen ausgespannt. Der Rücken zwischen Wongtscheng-
tjiao und G uiding („Kweiting“) ist eine Antiklinale einer Kalkschicht; der
Weg führt dort durch eine kleine Schlucht mit Wasserfällchen und Höhlen^
sonst ist das Land eintönig, und die Formen Sind viel großzügiger als westlich
von Guiyang, so daß ich bald wieder bereute, die Kartenaufnahme, die
sich hier viel leichter und mit geringer Inanspruchnahme meiner Aufmerksamkeit
hätte durchführen lassen, aufgegeben zu haben. Aber der
Anschluß fehlte schon, und, irgendwo in der Mitte anzufangen, hätte kein
sicheres Ergebnis gebracht. Guiding liegt etwas tiefer als Guiyang, 1020 m.
Mittags des dritten Reisetages kam dort bald der eine „Soldat“ der Ablösung,
der andere mit dem Geleitbriefe erst etwas später, und dieser
wurde von der mir beim Essen zuglotzenden Menge mit Halloh-Gelächter
begrüßt, er war nämlich ein Prachtmensch, dem der Mund auf der einen
Seite bis zum Kinn herunterhing.
NACH SANDJIO IN SÜDOST-GUIDSCHOU
Quarzitgebirge. — Die Waldschluchten von Madjiadwen. — Heidewiesen. — Riesen-
salamander. — Duyfln, Maotsaoping und Badschai. — Miao-Dörfer.
Ein Paß von 1300 m Höhe führt nach Südost ab über ein Gebirge
aus Quarzit. Die Formen sind viel sanftere, als wir sie bis Guiyang gewohnt
wurden, aber tiefe steilhangige Täler fehlen trotzdem nicht. Der
Abstieg bringt in ein nach Osten gewendetes Tal, das zum System des
Yüen-djiang gehört, der in Hunan in den Dungting-hai mündet, und nicht
mehr, wie noch jenes von Guiding, zum Einzugsgebiete des in Setschwan
in den Yangdse mündenden Wu-djiang. Neben dem Steilabstiege erfüllt ein
ganz merkwürdiges Wäldchen eine kleine Bachschlucht; das Araliazeen-
Bäumchen Schefflera Delavayi herrscht darin beinahe vor und seine, Palmenkronen
vergleichbaren, die wenig verzweigten Stämme abschließenden
Quirle aus großen, dicken, graugrünen, handteiligen Blättern, deren jede
Fieder dreiviertel Meter Länge hat, nehmen sich so sonderbar aus, und
nicht viel weniger auch die dicken zottig-weichstacheligen Fruchtähren des
Euphorbiazeen-Bäumchens Mallotus Nepalensis. Auf den Höhen sieht man
Eichenwälder, an den Hängen darunter Cunninghamia, und die Steilhänge
des schmalen, bebauten Talweges und der Seitenschluchten bedeckt schon
auf den ersten Blick sehr abwechslungsreicher Busch und Wald. Das
Dörfchen M adjiadwen mitten in dieser Landschaft, 1080 m hoch gelegen,
war wie eigens für einen Sammelaufenthalt gebaut. Es war der 9. Juli,
den ich hier zubrachte. Überall an freien Hängen leuchten die dicken, oft
aus gefüllten Blüten bestehenden Ebensträuße der Hydrangea aspera in
verschiedenen Tönen von Blau und Violett aus dem Buschwerk. Mein Ziel
war aber besonders die kleine Waldschlucht gegenüber dem Dorfe. Dort
verfilzen kleinere Lianen alles, Schizandra Henryi, Jasminum lanceolarium
mit weißen und Trachelospermum axillare mit noch schwerer duftenden
kleinen roten Blüten, Rulus Swinhoei, dick mit schwarzen Früchten in purpurnen
Kelchen behängen, die wie unsere schönsten Brombeeren zum Naschen
winken, aber herb und scharf den Mund zusammenziehen, wenn man sie
versucht. Über Steilabris§e hängt der große feinzerschlitzte Farn Gleichenia
glauca herab. In nassen Felshöhlungen fand sich Gymnotheca Chinensis,
ein mit dem Pfeffer verwandtes Kraut von auffallendem Bärenklau-Geruch,
mit ausläuferartigen, wiederholt einwurzelnden, dünnen Stengeln und
lockeren Ähren weißer, blumenblattloser Blüten. Über dem Gebüsche, in