
größten Dank schuldig. Auch Herr R. P aul und Schwester E. Gramenz
waren mir wiederholt behilflich. Die Liebenzeller Missionäre gehören zu
jener ganz extremen Richtung, welche die Bibel wörtlich genau nimmt.
Herrn Jensen weiß ich es sehr hoch anzurechnen, daß er, einm al von
meiner anderen Überzeugung unterrichtet, es nicht mehr versuchte, an
dieser zu rütteln. Unverständlich ist mir, wie der gut ausgebildete Missionsarzt,
Dr. E. W it t , dem ich auch sehr verpflichtet bin, die Ursache der
Naturgesetze außerhalb der Natur suchen kann.' Und als mehrmals nacheinander
tiefes Abendrot den Himmel färbte, nachdem die immer wieder in
gleicher Form von den Wolken am Himmel aufgetürmten Berge und
Drachengestalten verschwunden waren, war einer nicht abgeneigt, darin , ein
Himmelszeichen zu sehen: in Frankreich werde die Entscheidungsschlacht
geschlagen.
Nur wenig hörte man sonst aus dem Lande.'' Der General der Südtruppen
in Wukang hatte die Räuber im Westen und Südwesten zum
Kampfe gegen die Nordtruppen aufgeboten und Mitte Juni kamen deren
2000 mit ihren Weibern, wurden in Uniformen gekleidet und erst später
gegen Baotjing geschickt. Sie haben sich in Wukang viel besser betragen,
als es Soldaten, besonders nördliche, zu tun pflegen. Die Nordtruppen hatten
inzwischen Hsinhwa und die Straße von dort nach Baotjing besetzt, auch
in Hsikwangschan war eine kleine Besatzung erschienen, aber es blieb dort
alles ruhig, während sie in Baotjing und Hsinhwa selbst arg gehaust hatten.
Die einzige Flagge, die sie achteten, war die deutsche, die des Feindeslandes.
Nach ihrem Einzug in Baotjing bekam die deutsche Mission dort gleich
morgens eine Wache gestellt, dem englischen Missionär dagegen kletterten
sie über die Mauer und beschimpften ihn, und der Posten, der ihm im
Laufe des Nachmittags auf Einschreiten der Deutschen geschickt wurde, lief
sehr bald wieder davon. Herrn P aul, der auf dem Tsi-djiang die schon sehr
lange aufgehaltenen Mundvorräte der Mission zu holen ging, rieten sowohl
Nördliche als Südliche, die deutsche Flagge, àie von amtswegen schon
lange verboten war," auf seinen Booten zu hissen, dann komme er sicher
durch, und .Tolkmitt hörte auf einer Reise, -als man ihn für einen
Engländer hielt, die Soldaten schimpfen: Warum geht der nicht nach Hause
zu kämpfen? Die sind gerade so schlecht wie die Japaner, und dergleichen,
bis sein Diener ihnen klarmachte, daß er ein Deutscher sei.
Und das bezeichnendste war, daß alliierte Untertanen überhaupt nicht reisen
konnten; sie brauchten Pässe, bekamen aber keine wegen der Unsicherheit
im Lande.
Einmal war in Lanhsingwan am Südfuße des Yün-schan eine Bande
von 20 Räubern erschienen, .zehn davon wurden dort gleich niedergemacht,
die anderen wurden zersprengt, vier flohen auf den Berg, warfen
unterwegs ihre Gewehre weg und stiegen den Weg nach Wukang hinunter,
wurden aber unten bereits erwartet, imd nur einem gelang es, wieder
zurückzufliehen. Am 14. August kamen wieder 1000 Räuber von Westen
nach Wukang, die der General dorthin gelockt hatte. Da ließ er sie in der
inneren Stadt umzingeln, erklärte, sie seien ihm zu wenig verläßlich, nahm
ihnen nach kurzem Verhandeln die Gewehre ab, schenkte jedem einen
Dollar und entließ sie in Gnaden.
Am 20. August stieg ich durch ein langes und weniger steiles Tal
vom Yün-schan nach Osten herab und erreichte abends über den Hsinnig-
Weg Wukang. Hohe Buschwiese erfüllt das ganze Tal, nur am Bache findet
sich noch Gesträuch, in dem die umfangreichen weißen Rispen der Hydrangea
paniculata auffallen. Seit sehr langem wieder einmal fand ich dort ein Torfmoos
(Sphagnum palustre). Im untersten Teile des Tales zieren reine
Cunninghamia-Wäldchen einzelne Hänge. Ein Wasserfall stürzt über eine
Felswand, so daß das Tal trotz seiner sonstigen Waldlosigkeit recht
sehenswert ist.
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Hflgelwälder. — Zypressenhaine. | l i | | Granitgebirge. — I,ududsai. — Ein zerfließender
Tropenhut. — Subtropenflora bei Lengschuidjiang. — Der Dungtai-schan bei Hsianghsiang.
Nach eintägigem Aufenthalte, den "ein Hufschmied dazu benützte, mein
Pony gründlich zu vernageln, reiste ich, vom General der Südlichen ganz
gegen die Pekinger Erlässe mit einem großen Paß versehen, von Wukang
ab, der Abwechslung halber und, weil auf meinem Herwege jetzt Nordsoldaten
hausten, nach Norden, dann Nordosten, zunächst über Gaoscha-se
und Sihsiadjiangpu bis Hwangbetjiao durch Hügelland vom Baoljinger
Typus, Die Hügel bestehen auch' hier größtenteils aus Kalk, die Schichten
liegen gewellt, aber im allgemeinen gegen Westen aufsteigend, im ersten
Teile des Weges bis zu senkrechter Stellung parallel mit der das. weite
Tal von Wukang links begleitenden Bergkette, die wohl ebenso wie der Yün-
schan darunter auftaucht. Mit ihr mehr oder weniger gleichgerichtet sieht man
weiter nördlich mehrere Ketten, zwischen denen die drei bei den genannten
Orten vorbeikommenden Plüsse. herankommen. Die mit unzähligen gelben
Blüten übersäten Kronen der Koelreuteria integrifoliola schmücken die außerdem
mit Eichen, Kiefern, Cunninghamia, Kastanien, Platycarya und Celtis
recht hübsch bewaldeten Hügel. Von Hwangbetjiao, das schon 60 m tiefer
liegt als Wukang, geht es nach Norden über einen kleinen Sattel (395 m)
und dann durch ein Seitental hinab. Cupressus funehris bildet oft ohne
andere Beimischung ausgedehnte Wäldchen auf dem Kamme, der das Tal
östlich begleitet. Graugrün, wie verstaubt, von pyramidenförmigem Wuchs, die