
H s ikw a n g s c h a n ist das größte der Antimonbergwerke in Hunan, und,
da Hunan mehr als die Hälfte der Welterzeugung dieses Metalles hat,
vielleicht das größte der Erde. Diese Bedeutung hat es allerdings erst
während des Krieges erreicht; vorher gab es dort zwei Schornsteine,
jetzt sind es' 40. Da Kohlenlager in der Nähe sind, wird das Erz in
Hsikwangschan selbst verhüttet, dann durch Träger teils nach Landen,
teils nach Lengschui-djiang gebracht und durch Boote von hier auf dem
Tsi-djiang, von dort auf dem Lien-djiang nach Tschangscha befördert. Die
Produkte werden als das 60 bis 70°/0ige Crude und der 96%ige Regulus
unterschieden. Das Erz liegt zwischen nicht sehr steil ostnordöstlich einfallenden
Kalkschichten, das beste Vorkommen ist an Dolomit gebunden. Es
tritt an einer Kante zwischen zwei gleichlaufenden Ästen eines Tales zutage,
die der ganzen Länge nach in Tagbau und Stollen abgebaut wird. Der
Ort füllt in einer Höhenerstreckung von ungefähr 530 bis 650 m den
östlichen höheren Talast gänzlich mid von dem tiefer gelegenen die untere
Hälfte aus und soll zur Zeit der Hochkonjunktur gegen 50.000 Einwohner
gehabt haben. Mit Ausnahme der Betriebe und ganz weniger besserer
Wohnhäuser besteht er aus elenden Hütten. Die europäischen Betriebe
und einige chinesische sind modern eingerichtet, andere Chinesen aber
machen diese „tsabudo“ („so ungefähr“) nach, indem sie die Ventilatorenwelle,
statt durch eine Dampfmaschine, von vier Kulis durch Treten drehen
lassen. Daß dadurch kein richtiger Zug ensteht und ein guter Teil des
Erzes in die Luft verpafft wird, macht nichts; der Betrieb ist billig, und
etwas trägt er auch. Meine Unterkunft war im Wohnhaus der Angestellten
der Kai-Li-gungdse S chnabel, Gaumer & Co., wofür ich denselben, besonders
Herrn A. B r a u e r , zu Dank verpflichtet bin. Der Schwefeldunst, der aus
den Schmelzwerken strömt und bei dem meist wehenden Nordwind gerade
auch in die Wohnhäuser der Deutschen dringt .und den Lack der Tische
verdirbt, macht aber den Aufenthalt nicht übermäßig angenehm.
Die nächste Umgebung von Hsikwangschan ist völlig kahlgeschlagen,
aber ein dreitägiger Ausflug, den ich bald im Anschlüsse an die Rückreise
meines Tschangschaer Freundes Herrn W o l f ausführte, brachte mich
durch die schönsten Teile der Umgebung, nach N g an d jiap u , wo Pseudolarix
Kaempferi eine große Rolle in den sonst aus Kiefern, Cunning-
hamia, Liquidambar, Aleurites und anderem zusammengesetzten Wäldern
spielt. Ich hatte den Baum in Tschangscha einmal als Krüppelbäumchen
im Topfe gepflanzt gesehen, aber der Angabe des Besitzers, daß er in
den weätlichen Bergen wild sein soll, keinen Glauben geschenkt, da er
weiter westlich als Kuling in Kianghsi bisher nicht bekannt war. Hier ist
der in Farbe und Wuchs unserer Lärche sehr ähnliche Baum eine Zierde
der Gegend. Auch Sassafras Tzumu, ein ebenso regelmäßiger als schlanker
Baum amerikanischer Verwandtschaft mit dreilappigen Blättern, findet sich
in di,esen Wäldern nebst einem interessanten Unterwuchs vieler Sträucher,
unter denen die große Diervilla Japónica und der kleine Malus Sieboldii
mit duftendem Laube vorherrscht. In Ngandjiapu sind große Kohlengruben;
die Kohle wird gleich hier verkokt, sie wird dazu'einfach innerhalb eines
Ziegelrahmens mit Erde zugedeckt und verbrannt; die Flammen haben durch
einige aus wenigen Ziegeln bestehende Schornsteine Abzug.
Am zweiten Tage reisten wir nach Lantien. Mit Ausnahme einer eichenwalderfüllten
Schlucht ist die Gegend wieder kahl, doch wird viel Tee gebaut,
der jetzt gerade verpackt wurde. Es ist der schwarze Tee, jener, der durch
Auspressen der Teeblätter und Dörren am Feuer entsteht, während bloßes
Trocknen an der Sonne den grünen, den die Chinesen trinken, ergibt.
Das Auspressen geschieht auf dem Straßenpflaster mit den bloßen Füßen
und ist natürlich keineswegs appetitlich. Dieser Tee wird nach Hankou
verkauft und gehört zu den besten Sorten, die von dort ausgeführt werden.
Von Lantien fuhr W olf mit den beladenen Antimönbooten ab. Diese
hatten etwas flußabwärts seit Wochen gewartet, weil sich die Bootsleute
nicht durch die Sperre der Nordtruppen trauten, deren Haupttätigkeit darin
bestand, jeden Verkehr im Lande zu hemmen. B rauer und ich kehrten am
nächsten Tage auf dem Hauptwege nach Hsikwangschan zurück.
Anderweitig lieferten gute Ausbeute ein Wald von geringer Ausdehnung
an einem sehr steilen Hange der Sandsteinkante ober dem Dorfe Tung-
d jia p a i, den ich von oben nach unten nur unter fortgesetztem Zerschneiden
von Brombeerranken durchklettern konnte, und ein hochstämmiger
Waldrest auf Kalk in der Bachschlucht darunter, dann etwas weiter
weg die feuchten Gebüsche um Kohlenflöze am Wege nach Hsinhwa. Die
ganze Gegend aber ist geschmückt durch die Rosen, drei verschiedene
Arten (R. microcarpa, Cathayensis und levigata), die ihre weißen und rosafarbenen
Blüten weithin leuchten lassen und mit ihrem Dufte die Luft
schwängern. Interessant war auch ein Ausflug in eine Höhle bei
T jilid ja n g , der südlichen Fortsetzung des im ganzen also 4 fern
langen Antimonvorkommens. Sie bildet einen mächtigen Dom mit einer
Öffnung an der Decke, durch die etwas Tageslicht eindringt, und einem
künstlichen Zugangsschacht, der auf rutschigen Felsstufen und einer Leiter
begangen wird. Die Wände von Klüften darin sind mit Drusen von
Kalzitkristallen bedeckt, äußerst zierlichen glashellen Nadeln, gemischt
mit weißen, körneligen stalaktitenähnlichen Säulchen. In den Gebirgen der
weiteren Umgebung haben weitverzweigte und wohlorganisierte Räuberbanden
ihren Sitz. Einmal fing man in Hsikwangschan vier Räuber, einen
davon hoch zu Roß, die geraubte Sachen bei sich hatten. Die Ortsältesten
hatten das Todesurteil für sie schön unterschrieben, da Heß sich aber