
einigen schönen Vegetationsbildern zurück. Der nächste Tagemarsch führte
von unserer Lehne in ein schönes .Waldtal etwas hinab, wo die Leute,
gerade für mich zurecht, mit dem Wiederherstellen einer weggerissenen
Brücke fertig geworden waren. So üppig wie der Mischwald, in dem in der
Nähe der Bäche die großblättrige Populus Szechuanica besonders auffällt, sind
auch die Wiesen, die seine Lichtungen erfüllen; die Maultiere einer kleinen
Karaw ane, die dort weideten, konnte man nur hie und da gerade mit
dem Rücken zwischen dem hohen Kräuterwuchs, dem Gräser beinahe
ganz fehlen, auftaucheri sehen. An der Lehne des Waldtales geht es
weiter gegen Südsüdwest. Bis zum Passe Döko, der die Wasserscheide
vom Litang-Fluß gegen den am Nordende der großen Schleife in den
Yangdse mündenden Dou-tschu bildet, stehen noch vereinzelte Bäume,
und doch liegt er schon 4350 m hoch; zwischen ihnen freilich gedeiht
Hochgebirgsflora. Mit den silberigen Klümpchen der halbstrauchigen
Anaphalis Ytmnanenm, -die mit ihren Wurzelstockästen den Tonschiefer-
schutt festigt, sind die Hänge übersät, wo- aber feiner Grus freiliegt,
findet man tief darin vergraben an feuchten Stellen die neue Lagotis
micrantka mit an den Boden angedrückten, lederigen Blättern und ebenfalls
auf dem Schlammgrus liegenden Ähren violetter Blüten, imd sonst
Crepis Hoolceriana, den kurzen, kugelig aufgeblasenen Stengel gänzlich
in der Erde vergraben, eine Rosette aus zahlreichen fiederspaltigen
Blättern der Oberfläche angedrückt, und in der Mitte eine breite Scheibe
aus zahllosen schmalen gelben Blütenkörben, die in der Höhe des Erd-
' bodens zu liegen kommt. Ähnlich ist die kleine blaue Lactuca Souliei. .
Saussurea Stella wiederum hat bei gleichem Wüchse ganz schmale gras-
ahnliche Blätter und findet sich in der Jakweide, die besonders an der
Sudseite des Basses größere Flächen einnimmt. Gelber Cgananthusmacrocalyx,
Anemone rupestris, Tanacetum Delavayi, nur i y s bis 5 cm hoch, gedeihen '
darin, und dazwischen bildet hier und da ein kleineres Widertonmoos
(Polytrichum) niedrige Blüten. Vom Lager, das bald jenseits aufgeschlagen
wurde, besuchte ich den Paß am nächsten Morgen noch einmal, denn
sein Pflanzenreichtum schien mir noch nicht erschöpft und für Aufnahmen
war das Wetter günstiger geworden. Der Weg ersteigt wieder
den Kamm, jenen Ast, der zwischen der Talschaft von Yungning und
dem Dou-tschu nach Süden zum Waha und. Alo führt, und folgt seiner
Kante fortwährend in weit über 4000 m Höhe. Es ist ein guter großer
Weg, derselbe, den Da v ie s genommen hatte, doch zeichnete er den
Kammverlauf nicht richtig; er war im Schneesturm gereist und hatte
offenbar den Zusammenhang aus dem Auge verloren. Prächtig war wieder
die Pflanzenwelt. Das duftende, gelbblütige neue Cremanthodium cyclami-
nanthüm bewohnt kleine Matten, in schlammigen Quellsümpfen wächst die
88. Tempel und Räucheröfen in Muli.
89. Waldwiese Gumadi sw. von Muli, 3500 m. Dipsums Chinensis, Dracocephalum
Wilsonii (r.), Phlomis mdmantha. Rückw. Populus Szechuanica, Picea Likiangensis,
Cerasus, Lonicera, Berberis.