
doch gibt es nur wenige im eigentlichen immergrünen Hartlaubwald, sie
finden sich mehr in den Schluchten, die von Liquidambar und einigen
wenigen arideren dünnblättrigen sommergrünen Laubbäumen .erfüllt werden.
Bächlein springen dort über die Sandsteinfelsen herab. Farne und Lebermoose
überziehen alle feuchten Wände und Nischen mit lebhaftem Grün.
Ein kleiner Chloranthus mit weißen Ähren (Fortunei), zwei Veilchen, Lärchensporn,
Ansaema ambiguum, Mazus saltuarius (neu) blühen, auch die kleine
Thea fraterna mit weißen und rosa angehauchten duftenden Blüten findet
sich dort unter den ersten Frühjalirsblütlern. Am schönsten ist der Yolu-
schan im März, wenn seine Lehnen von den purpurnen Azaleen (Rhododendron
Simsii'■), obwohl sie nur Sträucher des Walduntergrundes und nur
ausnahmsweise 4 m hohe Bäumchen bilden, weithin rot leuchten und die
zarten weißblütigen Träubchen des Symplocos caudata und die grünen und
gelblichen Blüten anderer Arten derselben Baumgattung gleichzeitig ihren
wundervollen Duft verbreiten. Im Frühherbst aber öffnet die niedrige,
ausläufertreibende, neue Hemiboea subacaulis ihre großen Blüten an Felsen,
die von anderen Kräutern und Gräsern überdeckt sind. Weiter entfernt,
etwa zwei Stunden guten Marsches, ist der um 100 m höhere Gu-schan,
der nur Büsch trägt, aber einige Besonderheiten lieferte.
Beide Berge bieten weite Aussicht über das Land. Im Nordost sieht
man bei klarem Wetter die höheren Gebirge der Gegend von Pingdjiang,
im Südwest ein Gewirre unzusammenhängender kürzerer und längerer
Bergketten, die erst in weiterer Ferne zu wesentlich größerer Höhe als
unsere Standpunkte aufsteigen, im fernen Osten und Südosten einige lange
und ebenfalls niedrige Ketten, deren nächste mit dem spitzigen Dschao-
s c h a n zum Hsiang-djiang an dessen Buge unterhalb Hsiangtan abfällt.
Träge fließt der weit über 1 b n breite H s ia n g -d jia n g dahin, belebt von
Dampfbooten und zahllosen Segeldschunken. Das Null-Pegel in Tschangscha
liegt nur 23 m über dem Meer; wenn der Yangdse-djiang Hochwasser
hat, füllt sich der große Dungting-See von ihm aus und der Hsiang-
djiang wird von dort aus bis Tschangscha mitunter derart gestaut, daß
der tiefer gelegene Streif der Stadt überschwemmt wird. Das niedrige
Land besteht — außerhalb der anstehenden Gesteine, die in ganz Hunan
südwest-nordöstliches Streichen zeigen, und der Flußschotter — aus
Laterit, nach R ichthofen dem nördlichsten Vorkommen desselben in
China, doch sah ich ihn später ganz ebenso noch bei Yodschou am
Yangdse. An Aufschlüssen zeigt er sich als rotbraune lehmartige
Masse, dicht mit weißgrauen, wurmförmigen, unregelmäßig angeordneten
Bändchen durchsetzt, die reiner Ton sein sollen. Etwa 50 m über dem
Flusse bildet er im ganzen eine Hochebene, die aber, von zahllosen schmalen
und breiteren Tälchen und kleineren Mulden durchfurcht ist und überall
gerundete Formen zeigt. Die Sohlen der Täler sind mit Reis bepflanzt,
an den Rändern liegen, stets einzeln, die Bauernhöfe, umgeben von Wäldchen
der schon früher beschriebenen Art, die durch Erdwälle abgeschlossen
sind. Rücken und Hänge sind mit Kiefern (Finus Massoniana) bepflanzt. Auch
Cunninghamia lanceolata sieht man oft; junge Anpflanzungen sehen aus, als
wären sie eigens für die schönsten, regelmäßigsten Weihnachtsbäume gedacht.
Dazwischen steht Ilex cornuta, ein Strauch mit ornamentalen,
stachelstarrenden Blättern, im Spätherbst sind die Teeölsträucher (Thea
oleifera) mit großen weißen Blüten übersät, im Frühjahr Loropetalum
143. Ein Laterit-Aufschluß bei Tschangscha.
Sinense, ein Hamamelidazeen-Strauch, dessen dichtgedrängte Blüten wie
ein Schleier aus gefranstem Papier sein Laubwerk überdecken, hie und da
leuchten die großen orangegelben Blüten des Rhododendron molle hervor,
später öffnet sich Gardenia augusta.' Alles gibt der Umgebung von
Tschangscha, sobald man über die stinkende Gemüsegärtenzone hinaus
ist, ein so anmutiges Aussehen, wie es wohl keine andere Großstadt Chinas
aufzuweisen hat. Vorzüglich reitbare Wege führen nach allen Richtungen,
und es war nicht nur schöne Sammelarbeit, sondern auch hoher Genuß,
wenn ich so, die Sammeltasche und manchmal auch den photographischen
Apparat umgehängt, mitunter in netter Gesellschaft, auf meinem prächtigen
Setschwan-Pony durch die Gegend jagte. Auch der keineswegs spärliche
Blütenflor der Steppe gab Arbeit. Die schmalblättrige Viola betoniäfolia
beginnt sehr früh zu blühen, gleichzeitig der wegen s'einer dem ganzen