
sind. Der Weg biegt links über eine Schulter an seine Lehne und gestattet
von der Höhe aus dem Walde kurze Durchblicke auf das Gipfelgewirre
gegen den Doker-la, aber ohne eine günstige Übersicht zu bieten. Es gibt
wieder, wenn auch nicht lange, Kletterei, die mich aber in meinem geschwächten
Zustande recht anstrengte. Über lawinengescheuerte Platten
erreicht der Steig schließlich die Talsohle an einer Stelle, wo der ganze
aus dunklen, steilen, aber sonst doch baumbewachsenen Granitplatten
gebildete Talhang links entblößt ist und nur von biegsamen Sträuehern
bestanden, welche den zur Winterszeit von den hoch oben blinkenden
Gletschern des Gomba-la wohl immer herabkommenden Schnee- und Eismassen
standhalten. Fürs Zelt konnte man abends keinen Platz finden,
darum mußte ich das Bett unter dem Dache eines Riesenblockes im Walde
aufschlagen, das gegen den natürlich nicht lange ausbleibenden Regen nur
notdürftig Schutz bot, denn an seiner Innenfläche und herabhängenden
Wurzeln glitten die Tropfen bis übers Bett. Ein grellroter Pilz fiel mir im
Walde auf. Ich gab mich zwar mit solchen wegen der Schwierigkeit des
Aufbewahrens nicht viel ab, diesen aber hieß ich meine Sammler doch
nehmen, Wurzel habe er keine, bemerkte ich dazu; sie fanden aber an
ihm doch eine ganz unangenehm große, und als ich ihn näher besah,
erkannte ich darin eine schmarotzende Blütenpflanze, Balanophora in-
volucrata, die ich später an ähnlichen Stellen der Salwin-Wälder noch
öfter fand. Das Tal biegt allmählich etwas mehr nach rechts, immer eng
und steilwandig. Immer wieder glaubt man, sein Ende zu sehen, da waren
es wieder nur Kanten der seitlichen Hänge und weit vorne erschienen
neue Verschneidungen. In derselben Höhe wie drüben am Aufstiege von
Tjiontson aus tritt wieder der rätselhafte Nadelbaum auf, auch hier dieselben
unnahbaren Riesen, in deren Wipfeln sich nichts mehr deutlich
unterscheiden läßt. Es wurde Abend und wir hatten nicht die Zeit, ihnen
ernstlich zu Leibe zu rücken. Aber mein Plan stand fest. Ohne bestimmbares
Material einer solchen Konifere durfte ich nicht abziehen. Da die
Hochgebirgsflora in der Salwin—Irrawadi-Scheidekette noch recht frühjährlich
war, mußte ich ohnedies meine Sammler im Spätsommer noch
einmal dorthin schicken, dann werden sie' auch Zeit haben, mir auf irgend
eine Weise Zapfen zu verschaffen. Abends erreichte ich Niualo, wie schon
der Name erkennen läßt, ein Lissu-Dorf, das nördlichste von allen, und
wurde mit Gastgeschenken freundlich aufgenommen.
Von da war es endlich wirklich nicht mehr weit zum Salwiü. Wir
steigen hinab und treten gleich unter 2200 m Höhe in den subtropischen
Regenwald. Der Rotbuche im Laub und in den bestachelten Fruchtklappen
nicht unähnlich erscheint einer seiner Hauptbestandteile, Sloanea Forrestü,
ebenso mächtige Bäume bildet Schima Khasiana. Von den höchsten Zweig-
115. Der Gomba-la (gegen 5500 m) in der Salwin—Irrawadi-Kettevon SWS
(Buschao, 4125 m).
116. Das Djioudse-Dorf Schutsclie, Irrawadi-abwärLs gesehen. Kultur von
Tabak (1.), Dioscarea Batatas (an Stangen), Mais. Rückwärts meist Ainus
Nepaleiisis.