
YVindungen, meist als Treppe, führt der Weg hinab in ein blindes Seitental
des Roten Flusses, eine abflußlose Dolinenreihe, wo das Dorf Schuidien
liegt. Das Übernachten hier war kein Genuß; dem Korporal, der noch
nachts zu schimpfen hatte, mußte ich erst klarmachen, daß ich schlafen
wolle, und ein Wasserbüffel im Hofe, an sich sicher schon eine der
häßlichsten Tierarten, hatte die ganze Nase durch den Zügelring weggerissen,
und auch dieser abscheuliche Anblick konnte einem die Herberge
verleiden.
Hier beginn! in 1300 m Höhe in Südsüdwest-Exposition der tropische
Pflanzenwuchs. Die Luft war blau, von Dunst und Rauch erfüllt, da überall
die Dschungel verbrannt ward; keine Fernsicht, aber die Verhältnisse erschienen
dadurch an diesem ohnedies gegen 2000 m tiefen Abstieg noch
riesenhaft vergrößert. Der Pflasterweg verläßt unter Yaotou die Tiefenlinie
über einen kleinen Sattel nach Osten und führt am Hange direkt nach
Manhao hinab, streckenweise sehr steil und besser zu Fuß zurückzulegen.
In Manhao kam ich um 3 Uhr nachmittag an, wurde vom Beamten freundlich
empfangen und in der Polizeikaseme untergebracht. Ich hing sofort
mein Thermometer und Hygrometer an die Luft, Instrumente, die dem
Korporal wieder höchst staatsgefährlich vorkamen und ihn veranlaßten,
den Beamten zu ihrer Besichtigung herzuholen. Der war aber nicht so
dumm und zeigte mir gleich, was er derartiges besitze, ein Ding, das
wohl infolge dauernd verkehrter Aufhängung auf 50° G stand, bis ich
es durch geduldiges Schütteln in Ordnung brachte.
Manhao war, bevor die Bahn in Betrieb war, Hauptumschlagplatz für
den Handel von Tonkin nach Yünnan. Heute sind seine meist strohgedeckten
Hütten teilweise schon verfallen, nicht einmal mehr der Telegraph
berührt den Ort, man hat ihn aber nicht etwa abgenommen,
sondern seine Reste hängen noch in Gestalt zerbrochener Isolatoren und
abgerissener Drähte von Bäumen und Stangen. Ich blieb dort nun durch sechs
Tage und suchte die Reste der in der arg verwüsteten Gegend recht spärlichen
natürlichen Vegetation auf. Tropischer Regenwald hat sich in einigen
Seitenschluchten nur in ganz, geringer Ausdehnung erhalten, besonders
an der Schattenseite, am rechten Fiußufer. Dysoxylon procerum, Markhamia
stipulata var. Kerrii mit 80 cm langen, breiten, braunfilzigen Schoten,
Stereospermum chelonoides mit kürzeren und schmalen, holzigen, sind indische
Baumarten, die ich dort sammelte, Brassaiopsis papayoides ist neu;
das Arongewächs Alocasia odora mit fast meterlangen, blechartigen Herzblättern
steht darunter. Im Gegensätze zu . dem nur 80 km entfernten
Laokay gibt es keine hochstämmige Bambusdschungel, sondern die
allerdings dem Flusse entlang sehr verbreitete Dschungel' besteht aus
wildem Zuckerrohr. (Saccharum arundinaceum) mit silberhaarigen Rispen,