
* 26. AUF DER MEKONG—SALWIN-KETfE GEGEN DIE TIBET-GRENZE
gefüllt und dieses mit der Hand geknetet und daraus gegessen. Eine herrliche
Nacht folgte, an einem Meerauge, einem klaren, talseits von einem
Moränen wall, der noch einzelne Tannenkrüppel trägt, umgebenen Karsee,
an dem wir schließlich das Zelt aufschlugen. Der Vollmond glänzte hinter
einem mächtigen Felshorn zu Häupten des Sees hervor, das sich in der
glatten Flut haarscharf spiegelte,' zeichnete seinen Lichtkegel darin und erhellte
die Schutthalden, die von den noch höheren Kämmen der Doker-la-
Kette in den See herabziehen. Noch lange spazierte ich bewundernd auf
dem Kies und den Polytrichum-Matten vor dem Zelte in der Stille der
nächtlichen Hochgebirgsnatur, bis die Sterne und die Lagerfeuer meiner
Tibeter schwächer, aber ebenso stimmungsvoll, den Mondschein ersetzten.
Ein kurzer Marsch brachte uns am 6. auf den 4315 m hohen Paß
Yigöru, der aus dem fünften, dem südlichsten Aste des Doyon-lumba in
das fiochtal S c h id s a ru hinüberführt, das sich in der entgegengesetzten
Richtung, nach Nordwesten, über B o n g a nach Aben wendet, sich dort
mit dem an dieser Seite vom Doker-la herabkommenden vereinigt und
unweit darunter bei Lakonra im tibetischen T s a ro n g in den Salwin
mündet. Im oberen Teile ist seine Sohle flach, die waldbedeckten Seitenhänge
steigen allmählich an und die schönen Gipfel der Umgebung treten
ziemlich zurück. Ich hätte es gerne unternommen, einen Fünftausender
im Norden zu ersteigen, aber nach der wundervollen Nacht hatte sich das
Wetter jetzt wieder zu unsicher .gestaltet. Nach einer guten Aufsammlung
in der obersten Mulde, die hier auch wieder das Cirsium bolocephalum, der
Lage von nur 3950 m Höhe entsprechend, in einer höheren (1 m), lockereren,
bis zu 40köpfigen Form, beherbergt, mußten wir uns auch wirklich mittags
in einer hochwüchsigen Wiese unter unsere Zeltplachen und Decken verkriechen
und einen heftigen Hagel und krachendes Donnerwetter über uns
ergehen lassen. Ein Ludse, der gegenüber sich ein Rindendach gebaut
hatte und auch die Botanik, aber nur nach Medizinwurzeln, pflegte, taüschte
mit meinen Leuten einige Rufe; er war der einzige Mensch, den wir vom
Schöndsu-la bis gegen Tjionatong begegneten. Das Tal wird enger und
gänzlich wald- und dschungelerfüllt, wir mußten wieder den Bach als Weg
.benutzen und lagerten im Dickicht an der Mündung des kurzen rechten
Seitentales Sandü, das, vom Aufstieg am nächsten Tage gesehen, einen
von Wald und Dschungel in struppigster Ursprünglichkeit erfüllten Kessel
am Fuße dunkler, Bergklötze bildet. Noch das nächste Tal jenseits dieser
Seitenkette, Lungdyä, gehört zu einer Ludse-Gemeinde der chinesischen
Oberhoheit und nicht zu Tibet. Blütenpflanzenunterwuchs gab es hier im
Walde nur an Bächlein, grünblütiges Aconitum Souliei und auch an Weidenstämmen
kriechende Myricaria rosea, aber Hutpilze hatten sich überall
schon entwickelt, mit denen ich mein Alkoholglas füllte. Steil führte eine