
waren morgens ganz voll Blut, ins Zelt waren glücklicherweise keine gekommen.
Morgens hatte sich ein Pferd verlaufen und konnte trotz langen
Suchens nicht gefunden werden, es war wohl in der felsigen Gegend abgestürzt
und vielleicht in den Fluß gefallen. Ich ließ daher zwei Kisten
mit dem überflüssig gewordenen Papier, da ich an Sammeln schon in
meiner Gemütsstimmung, die für alles geeigneter war, und auf der nun
nötigen ununterbrochenen Reise nicht mehr denken konnte, zurück. Zu
diesem Trubel kam gerade noch S chneiders Bote mit der Einberufungsdepesche
des deutschen Konsuls in Yünnanfu und den ersten Hiobsnachrichten.
Als ich aufbrach, waren der Bote, der auf Antwort und
Bezahlung hätte warten sollen, und mein Führer aus Hsiao-Dschungdien,
nachdem er sich einen kleinen Vorschuß hatte geben lassen, verschwunden.
Sie werden sich wohl über die Kisten gemacht haben und sehr enttäuscht
gewesen sein, nur Papier darin zu finden. Später wurden diese und das
Pferd von zwei Sammlern F o r r est s , die ich im Gebirge Piepun getroffen
hatte, gefunden und Herrn S chneider abgeliefert. Der Weg geht an der Höhe
weiter, hier und durchs ganze Tal hinaus fast durchwegs auf Glimmerschiefer.
Wald, soweit man sieht; unten fast senkrecht einige 100 m tiefer
tobt der Bergstrom in dunkler Schlucht. Von einem Genießen des wunderschönen
Landes konnte aber unter den eingetretenen Umständen keine
Rede sein. Der Weg steigt zum Lolo-Dörfchen D u gw an tsu n , im Tale
von Alo nahe seiner Mündung, ab, dann wieder hinauf und wird erbärmlich
schlecht, besteht nur aus Wasserlöchem, getrennt durch quergestellte
schmale und hohe Lehmrippen. Die Tiere wollen immer auf den Rippen
bleiben und rutschen dabei unfehlbar in die Gruben dazwischen, den
Schlamm hoch aufspritzend, und wiederholt stürzten dabei Tragtiere, ohne
aber Schaden zu nehmen. Von einem Sattel (Hungschischao) war guter
Überblick über den unteren Teil des noch unaufgenommenen Tales, dann
steiler Abstieg 800 m tief nach dem winzigen Chinesendörfchen Losiwan.
Neben dem brausenden Bergstrom geht es einen Tag weiter bis zur
Mündung in den Yangdse. Die große Fähre liegt etwas aufwärts bei Yulo;
über dem Dorfe blickt hie und da der hier enorm steile Satseto durch
den Nebel. Den nächsten Tag geht es zunächst durch trockene Föhrenwälder
an der Tallehne hinan, dann durch ein schönes Tälchen mit
Dschungel und Mischwald, in dem gelbe Gesnerazeen (Oreocharis Forrestii)
zwischen Famen hoch auf den Ästen der Eichen sich angesiedelt haben,
wie unten blaue (Didissandra cordatula) in Mengen auf den Ziegeldächern
der Häuser, im ganzen 1400 m hinauf zum Sattel von Ganhaidse. Es
war heiß und nahm die Pferde arg her, ich mußte zwei abladen, rasten
und mit Reis füttern und dann nachkommen lassen, erreichte aber die
beabsichtigte Nachtstation Ganhaidse. Am nächsten Tage aß ich mittags
54. Im alten Seeboden des Dschungdien-Hochlandes, von Hsiao-Dschungdien
nach SSE gesehen.
55. Baumgrenze am W-Hang des Piepun, 4250 m. Larix Potaninii, Rhododendron
adenogynum. Eiszeitlicher Gletscherböden.