
112. Das Taron(Irrawadi)-Tal, oberhalb Nitscheluang nach aufwärts gesehen.
113. Djioudse in der Seitenschlucht des Taron unter
Schutsche. Riickw. Älnus Nepalemis, 1. GlHchenia glauca
und Brasmiopsis Hoökeri.
ganze Baumgruppen und bildete brausende Kaskaden. Nur selten kommt
der Weg an den senkrechten Rand seines tiefeingeschnittenen Bettes
heran, dann sieht man ihn zwischen Bambussen Und moosbebangenen
Ästen hindurch und kann sich in dem so verschleierten Gewirre von
Gischt und Wasserstaub gar nicht auskennen. In dieser Höhe treten die
Laubbäume, zu denen Evonymus tingens mit weißen, purpurn geaderten
Blüten, der neue Malus ombrophila, Rhododendron sinonuttallii, Styrax
Slnveliensis gehören, etwas zurück und Nadelhölzer mis'chen sich in die
Wälder, die neue Tsuga intermedia, auch Lärche ünd Tanne kommen dazu,
während die Föhren ausklingen. Wieder findet sich Lilium, giganteüm in
Menge in den Hochkrautfluren, und zu seinen Zwiebeln bildeten noch ein
besonders wichtiges Nahrungsmittel die jungen Sprossen einer ziemlich großen
Bambusee mit vollen Stengeln, die hier und an ähnlichen Stellen der Salwin-
Wälder häufig ist; in Yünnanfu werden sie als Delikatesse teuer bezahlt.
Sie schmecken vorzüglich und waren auch mir eine willkommene
Abwechslung, da auch die Kunst meines Koches sie nicht verderben
konnte. Wenn uns ausnahmsweise nicht ununterbrochener Regen von
oben durchnäßte, so besorgte es von allen Seiten dieses hohe
immer nasse Krautwerk. Um Erkältimgen zu vermeiden, mußte ich allabendlich,
sobald das Zelt aufgeschlagen war, alles bis auf die Haut
wechseln und Kleider und Schuhe am Feuer trocknen lassen. Wie diese
größtenteils yünnanesisehen Kunstwerke dabei zugerichtet würden, läßt
sich schwer schildern. Ich hätte am liebsten sehr bald alles weggeworfen,
wenn nur Ersatz vorhanden gewesen wäre, aber aufs Barfußgehen konnte ich
mich doch nicht verlegen. Die Preßpapiere mußten immer am Feuer getrocknet
werden, Blatt für Blatt, unter den mangelhaften Lappen, d ie ' sich die
Tibeter als Schutzdächer zwischen den Bäumen ausspannten, und oft
genug regnete es von oben wieder darauf, während sie von unten anbrannten.
Zum Unterzünden benützen die Leute harzige Kienspäne, die
sie von tief unten mit ihrem Gepäck mitschleppen. Sie sind wunderbar
an die Schwierigkeiten ihrer Berge und die Unbilden ihres Wetters
gewöhnt, finden sich überall hinein und werden nie mürrisch. Im dicksten
Regen singen sie und rufen sich ihre Witze von einem Unterschlupf zum
anderen zu. Auch kam’en sie bald auf das Lieblingswoi’t meines Dieners,
das er anstatt der unbeschreiblich schmutzigen chinesischen Flüche immer
im Munde führte, „lungtentio“, dessen Bedeutung ich nie erfahren konnte,
und riefen es von früh bis abends hin und her; er aber gebrauchte es
sehr bald nicht mehr. Nur mit europäischen Dingen können sie nicht
umgehen, so lehnte sich ein Träger immer auf meinen bei dunklem
Wetter auf seine . Last gelegten Tropenhut. und machte daraus bald eine
gänzlich unförmliche Masse.