
besonders verdächtigen Blechkisten öffnen lassen, was ich ablehnte; dann
kam sie mir dazu in mein Haus nach, fand aber nur mehr die leeren
Tragsättel im Hofe und zog mit langen Gesichtern wieder ab.
Es war eine Wohnung bei Herrn P a w e l k a im unteren Teile der
Stadt, die ich bezog, nachdem Herr A ndersen und Familie S choch
schon vor einiger Zeit von dort abgereist waren. Auch hier richtete ich
mir eine Dunkelkammer ein; ein Rattenloch war der Wasserablauf. Freilich
hatten manche Platten aus dem äußersten Westen Feuchtigkeitsschäden
aufzuweisen. Bald kam wieder größere Gesellschaft ins Haus, zwei aus Japan
fürs Elektrizitätswerk berufene deutsche Techniker. Ich aß über diesen
Winter als Gast bei Konsul W e i s s und bin ihm besonders verpflichtet;
es ist trotz unserer sehr verschiedenen Anschauungen niemals zu den unter
den Landsleuten im fernen Osten so üblichen Streitigkeiten gekommen.
J l i r w
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DURCH OST-YÜNNAN
Abbruch der Beziehungen Chinas zu Deutschland und andere Machenschaften. — ödes
Karstland. — Büffelkarren. — Neuaufnahme.®- Die Bergketten von Magai und Sidsung. —
Ehrenbedeckung. — Der Beling-schan. — Das Kegelbergland von Loping. — Im mittel-
chinesischen Florengebiet. — Hügelwälder.
• • UBER der Arbeit des Ordnens und Wiederverpackens meiner ganzen
Sammlungen war es spät geworden, und auch die Unsicherheit
der politischen Lage hatte mich zögern gemacht, etwas Größeres zu
unternehmen. Am 13. März hatte ja die Regierung und das Parlament
in Peking, nachdem die gegenteilig gesinnte Mehrheit mit 16 Millionen
Dollars umgestimmt worden war, beschlossen, die diplomatischen Beziehungen
zu Deutschland nach amerikanischem Muster abzubrechen. Der
Tutschün von Yünnan, T a n g j i j a o , war nun, obwohl er nebenbei Opium
schmuggelte und Falschmünzer finanzierte, ein verhältnismäßig gerader
Mann. „Ich würde ja mittun, wenn ich wüßte, was für einen Vorteil
es für uns haben soll“, sagte er zum deutschen Konsul, als dieser ihm
zuredete, dagegen Verwahrung einzulegen. Ein Besuch bei ihm am
nächsten Tage zur Besichtigung meiner Pflanzensammlungen sollte die
halb gegebene Zusage zur Tat reifen lassen; er hatte es sich aber inzwischen
anders überlegt, und am 21. desselben Monates mußte Konsul
W e i s s mit Frau und kleinen Kindern die anstrengende Reise über Land
nach Suifu an den Yangdse-djiang antreten, nachdem er sich den Ränken
des Fremdenkommissärs D s c h a n g -y i -d s c h u , der ihn über Tonkin locken
und so den auf ihn gewaltig erbosten französischen Behörden in die Hände
spielen wollte, mit Standhaftigkeit entzogen hatte. Den Reichsdeutschen
wurde die Exterritorialität entzogen und das Reisen außerhalb des Bezirkes
verboten, sonst wurden sie nach einer oberflächlichen Hausdurchsuchung
und Abnahme der Waffen nicht' belästigt. Ich wohnte, nachdem auch
P awelka mit abgereist war, von da ab im Konsulate und .aß bei S t i e b r i t z ,
die schon vor langem das auf das Drängen des französischen Konsuls
vom Bischof ^ zu anerkennenswert entgegenkommenden Bedingungen R|§'
ihnen gekündigte Haus gegen ein anderes engeres in der unteren Stadt
vertauscht hatten. Mir als Österreicher stand es wohl frei, zu reisen, aber
der Abbruch der Beziehungen zu Deutschland war doch nur ein Vorspiel
zu weiterem. Immerhin gab es, wemi ich erst einmal mitten im Lande
war, Mittel, mich den Wirkungen einer Weiterentwicklung der Feindseligkeit
so lange als möglich zugunsten meiner Arbeit zu entziehen, denn, daß
ich von der Stimmung der Bevölkerung nichts zu befürchten hatte, darüber
war ich mir immer klar.