
Pest, auch bei den Europäern stehen ‘sie seit der Ermordung des
Engländers B eo o k e , der allerdings seine Reise unvorbereitet und ohne die
nötige Erfahrung erzwingen wollte, in schlechtem Rufe. Die Chinesen
können sich nur einzeln und auf besondere Abmachungen hin zu den Lolo
wagen, es ist ihnen aber vor wenigen Jahren nach vielen kläglich gescheiterten
Versuchen durch Zuhilfenahme der Moso von Kwapi gelungen,
in Tjiaodjio, gute 50 km ostnordöstlich von Ningyüen, einen Beamten
mit einer kleinen Besatzung einzusetzen und den Weg dorthin für sich zu
sichern. Wir wählten diesen Weg für unseren Besuch, denn wir konnten
nicht viel Zeit daransetzen und es bestand, obwohl ihn außer den Missionären
schon drei Europäer benützt hatten, noch keine Karte davon. Da
die Lolo kein Geld kennen, nahmen wir Tauschgegenstände mit. Stoffe,
Bänder, Salz und ein Fäßchen Reisschnaps, zu dem man, wie sich bald
herausstellte, den Zapfen vergessen hatte. Nach Waffen sollen sie sehr
lüstern sein, dalier ließen wir zur Vorsicht uns'ere Gewehre zu Hause, und
auf Bedeckung verzichteten wir gerne, denn sie ist belanglos. Nur einen
Bediensteten der Mission, einen „weißen“ Lolo („Beyi“), welcher die Verständigung
mit den kaum einiger chinesischer Worte mächtigen Leuten
ermöglichen sollte, nahmen wir nebst mehreren unserer Leute mit, als wir
am 20. April aufbrachen.
Es ist ein gewaltiger Abhang, mit dem der Daliang-schan, das „große
kalte Gebirge“, zum Becken von Ningyüen und weiter im Norden unvermittelt
zum Nganningho-Tale 1800 m tief abfällt. Von ferne gesehen ein
einheitlicher kahler Hang, ist er im kleinen von zahllosen Tälern und
Gräben zerfurcht. Bei D a h s in tsc h a n g , hinter einem im Osten dem See
parallelen, ganz niedrigen Rücken, vereinigen sich drei von Südosten kommende
Täler, und dort beginnt der eigentliche Aufstieg. Einen langen
Schuttkegel bildet der untere Teil des östlichsten Tales am Fuße des Steilhanges,
den der staubige Weg in Windungen erklimmt. Droben erreicht
man bei Schwanghsünba ein kaum eingeschnittenes, in derselben Richtung
verlaufendes Tälchen und noch wesentlich ansteigend in einem Seitenaste
die erste Nachtstation A lami in 2900 m Höhe. Die Herberge ist ein
Chinesenhaus mit halbeingefallenem Dach, aber sonst sind die Bewohner
Lolo, die mit Gastgeschenken, einem Huhn und einer jungen Ziege kamen,
uns um unsere Vermittlung bei den Behörden zu bitten: zwei der ihren
werden als Geiseln für die Sicherheit des Weges gefangengehalten und
alle vier Monate abgelöst, und jetzt braüchten sie sie zur Feldarbeit. Ein
Kiefernwäldchen und weiter oben hie und da eine Tanne oder ein Laubbaum
sind cu£ ganzen Reste der Hochwälder, die hier, nach den mächtigen
vermorschten und vom Moder umgebenen Strünken zu schließen, einst
gestanden haben müssen, und alles andere muß man dazu träumen, von 25. Dorftempel in Hsitji. Neujahrsfahnen.